Merken

Nachbessern beim Brandschutz

Die Technik genügt der Vorschrift, aber es fehlt Personal. Jetzt sollen mehr hauptamtliche Kräfte eingestellt werden.

Teilen
Folgen
© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Gut zwei Jahre hat es gedauert, ehe Riesas neuer Brandschutzbedarfsplan am Mittwoch erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die SZ fasst die wichtigsten Fakten zu dem Gutachten zusammen, über das die Stadträte in ihrer nächsten Sitzung im Juni entscheiden wollen.

Was ist ein Brandschutzbedarfsplan und wie wird er erstellt?

Baubürgermeister Tilo Lindner bringt die etwas sperrige Bezeichnung so auf den Punkt: Ein Brandschutzbedarfsplan „bewertet die Einsatzfähigkeit der Feuerwehr“. Etwas konkreter geht es um die Frage: Wie schnell kann die Feuerwehr mit wie viel Personal vor Ort sein, wenn es brennt oder ein schwerer Unfall passiert ist? Jede sächsische Kommune ist verpflichtet, einen solchen Plan aufzustellen und aller fünf Jahre zu aktualisieren. Riesa verfügt bereits über einen solchen Plan, im Stadtrat wurde nun der aktualisierte vorgestellt. Auf Empfehlung des Landratsamtes wurde diesmal das Ingenieurbüro Emragis damit verpflichtet. Das Dresdner Unternehmen hat diese Aufgabe schon für zahlreiche sächsische Städte übernommen, etwa Pirna, Freital und Markkleeberg.

Was hat das zuständige Büro bewertet – und was nicht?

Rund 3 500 Einsätze haben die Mitarbeiter von Emragis ausgewertet. Analysiert wurden außerdem Personalsituation, Technik und Gerätehäuser. Bei Letzteren spielte vor allem die Sachausstattung eine Rolle. In welchem konkreten Zustand sich die Gebäude befinden, wurde nicht bewertet, betont Christoph Gurath von Emragis. So ergibt sich beispielsweise für die Bewertung des Standortes an der Pausitzer Straße die Note „gut“. Kämen noch andere als die rein funktionalen Kriterien hinzu, dann würde auch Riesas Wehrleiter Egbert Rohloff dem Gerätehaus die Note Sechs geben, sagt er.

Wie fällt das Urteil der Gutachter zu Riesas Brandschutz aus?

Aus der Analyse errechnet das Büro einen sogenannten Erreichungsgrad. Der soll bei mindestens 80 Prozent liegen. Riesa liegt mit 72 Prozent darunter. Es hakt vor allem an der Tageseinsatzbereitschaft. Ein Problem, das viele Feuerwehren nur zu gut kennen. Ein Wert von 72 Prozent liegt demnach zwar unter dem Soll. „Es gibt aber Kommunen, die stehen noch deutlich schlechter da“, betont Emragis-Mitarbeiter Christoph Gurath. Manche Gemeinde liege demnach bei lediglich 30 Prozent. Was die Gerätehäuser angeht, schwanken die Ergebnisse. Die Hauptwache in Gröba und der Standort Nickritz erhielten das Prädikat „sehr gut“, am schlechtesten schnitt der Standort Leutewitz ab. Die übrigen Geräte Häuser liegen dazwischen, fast überall wären laut Emragis aber Modernisierungen fällig.

Welche Empfehlungen hat das Büro für Feuerwehr und Stadtverwaltung?

Um die Feuerwehr leistungsfähig zu halten, hat Emragis gleich 15 Maßnahmen vorgeschlagen. Eine Reihe davon betrifft den Kauf neuer Fahrzeuge und die Modernisierung von Gerätehäusern. Im Fall des Hauses in Leutewitz wird ein Neubau am Standort des ehemaligen Kindergartens angeregt. Außerdem soll eine Rauchmelderkampagne gestartet werden, um auch an den wenigen „blinden Flecken“ die Sicherheit zu erhöhen, an denen die Feuerwehr nicht innerhalb von 13 Minuten vor Ort sein kann. Wichtigste Empfehlung ist aber, mehr Personal zu akquirieren. Dazu gehört zum einen, die Zahl hauptamtlicher Kräfte zu erhöhen, zum anderen auch eine verstärkte Mitgliederwerbung.

Wie geht es nun mit der Brandschutzbedarfsplanung weiter?

Im Stadtrat wurde die Entscheidung über den Plan noch einmal aufgeschoben. Unabhängig davon sind schon weitere Investitionen geplant, etwa die Sanierung des Gerätehauses an der Pausitzer Straße, so Rohloff. Die wurde in der Vergangenheit oft aufgeschoben. Schon jetzt stehen im Haushalt Fußbodenarbeiten im Gerätehaus Gröba. Auch eine Verstärkung des hauptamtlichen Personals wird diskutiert, so Stadtsprecher Uwe Päsler. Mit neun zusätzlichen Stellen ließe sich ein Erreichungsgrad von 89 Prozent schaffen. Aber: „Neun Stellen sind natürlich ein gewaltiger Haushaltposten.“ Deshalb sollen zunächst „weitere Optionen geprüft“ und erst im Herbst verbindlich entschieden werden.