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Riesa bekommt neue Stromtankstellen

Die Stadtwerke wollen das Netz an zwei Stellen ausbauen. Bislang sind Nutzer allerdings ziemlich rar.

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© Lutz Weidler

Von Christoph Scharf

Riesa. Noch sind sie nur aus Pappe, die beiden Strom-Zapfsäulen, die Schulleiter Jürgen Gläsel und Genossenschafts-Chefin Kerstin Kluge in Empfang nehmen. Das soll sich aber schon bald ändern. „Wir wollen unsere Lade-Infrastruktur für E-Mobile in Riesa ausbauen“, sagt René Röthig, Geschäftsführer der Stadtwerke Riesa. Dabei hat Riesa mit derzeit vier Ladesäulen schon ein vergleichsweise gut ausgebautes Netz für eine Stadt dieser Größe.

Zum Vergleich: In Großenhain gibt es bislang nur zwei Stromtankstellen mit je zwei Plätzen – eine von der Enso betriebene, eine vom Unternehmen EKT. In Riesa haben die Stadtwerke schon seit 2012 ein Netz aufgebaut. Derzeit lassen sich E-Mobile vor der Sachsenarena betanken, am Hotel Mercure, im Parkhaus der Elbgalerie und direkt bei den Stadtwerken in Weida am Alten Pfarrweg.

Aktuell laufen die Detailplanungen für die beiden neuen Standorte. Eine Säule soll nach der Sanierung der Oberschule am Merzdorfer Park entstehen. „Zu der uns versprochenen Turnhalle gehört auch ein öffentlicher Parkplatz“, sagt Schulleiter Jürgen Gläsel. Schließlich werden auch Vereine die Halle nutzen. „Und auf diesem Parkplatz, rechts von der Schule, soll die Zapfsäule entstehen.“ Vielleicht ist das Angebot künftig auch für Schüler interessant: An den Ladesäulen der Stadtwerke lassen sich nicht nur E-Autos, sondern auch Elektro-Roller aufladen. Die zweite neue Säule soll ihren Platz bei der Wohnungsgenossenschaft in Gröba an der Alleestraße finden – links neben dem betreuten Wohnen auf der Wohnallee. „Dort ist genügend Platz“, sagt Kerstin Kluge, Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft.

Die Stadtwerke wollen das Riesaer Tankstellennetz für E-Mobile weiter ausbauen – das ist allerdings nicht nur eine Platzfrage. Auch technisch sei das nicht so ganz einfach, sagt Stadtwerke-Chef René Röthig. „Das Leitungsnetz ist im Schnitt 30 Jahre alt: Damals war Elektromobilität überhaupt noch kein Thema.“ Und tatsächlich kann solch eine Doppel-Ladesäule nicht an eine beliebige Leitung gehängt werden – das Schnellladesystem der Stadtwerke bietet zwei mal 22 Kilowatt – und lädt damit nach Unternehmensangaben ein Auto zehnmal schneller als ein haushaltsübliches Ladekabel.

Außerdem sei ein zweiter Aspekt nicht zu vernachlässigen – als Wirtschaftsunternehmen müssten sich Investitionen für die Stadtwerke in irgendeiner Weise auch rechnen. Und das sei derzeit beim Thema Stromtankstellen noch gar nicht abzusehen. Für einen neuen Ladesäulen-Standort fallen je nach den örtlichen Bedingungen im Schnitt knapp 10 000 Euro an Investitionskosten an. Dagegen steht eine noch sehr überschaubare Nutzung. „Wir haben da in Riesa bei E-Mobilen eine sehr flache Anstiegskurve“, drückt es René Röthig diplomatisch aus. Aktuell seien die meisten Elektroautos in Riesa noch die Vorführwagen der Autohäuser. „Von einer eigenständigen Finanzierbarkeit der Säulen über den verkauften Strom brauchen wir noch gar nicht zu reden“, so der Geschäftsführer.

7 000 Ladestationen insgesamt

2008 hatte die Bundesregierung das Ziel ausgegeben, dass bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs seien. Von dieser Zahl hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) allerdings schon im Frühjahr verabschiedet: Tatsächlich sind es aktuell noch nicht mal ein Zehntel. Und eine Trendwende ist derzeit auch noch nicht abzusehen: Laut der Agentur dpa wurden im ersten Halbjahr 2017 in Deutschland fast eine Million Benziner und 739 000 Dieselautos zugelassen – aber gerade mal 10 200 E-Autos. Trotz staatlicher Kaufprämie. Der Bundesverband der Elektrizitätswirtschaft hat ermittelt, dass es in Deutschland aktuell rund 7 000 öffentliche Ladestationen gibt. Um eine Million Autos aufladen zu können, wären aber 77 000 notwendig.

In Großenhain hält man die Technologie jedenfalls für „zukunftsweisend“ und berücksichtige bei stadtplanerischen Überlegungen immer auch die mögliche Einrichtung von E-Ladestellen. „Konkrete Vorhaben sind allerdings derzeit noch nicht in Planung“, sagt Stadtsprecherin Diana Schulze. In Riesa sagt der Stadtwerke-Chef, dass die beiden geplanten Ladesäulen nicht die Letzten sein sollen. (mit dpa)