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Rettung für Frauenhainer Einzelstück

Der 600 Jahre alte Kirchaltar zieht für seine Restaurierung kurzzeitig nach Dresden um. Eine Stiftung macht das möglich.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Frauenhain. Judith Steinke lacht. Die Restauratorin hat gerade den Auftrag bekommen, den Altar der Frauenhainer Kirche aufzuarbeiten. Sie freue sich schon darauf, sagt die Dresdnerin beim Besuch in der Röderaue. Demnächst wird das betagte Kunstwerk dafür ins Dresdner Atelier von Judith Steinke umziehen. Vor Ort in der Kirche lasse sich die Restaurierung nicht realisieren. „Zu aufwendig“, so die Fachfrau.

Dabei macht das geschätzt 600 Jahre alte Stück auf den Betrachter anfangs gar keinen so desolaten Eindruck – zumindest aus der Ferne nicht. Geht man aber näher heran, zeigen sich erste Spuren der Zeit: Eine dicke Schmutzschicht liegt über der gesamten Oberfläche, viele Elemente sind locker, Farbe im Gesicht der geschnitzten Figuren ist abgeplatzt, Löcher deuten auf Holzwurmbefall hin.

Dass der Altar aus Holz besteht, macht ihn zur Besonderheit. Nur wenige Exemplare sind in den Kirchen über die Jahrhunderte vollständig erhalten geblieben. Manche wurden durch Brände zerstört. Andere erlitten durch Bilderstürmerei im Zuge der Reformation vor 500 Jahren Schäden oder wurden ganz zerstört. Der Frauenhainer Altar – zu Beginn des 16. Jahrhunderts vermutlich von der sogenannten Großenhainer Werkstatt des Holzbildhauers Pancratius Grueber gefertigt – blieb davon verschont.

Doch verschont von Schäden und Problemen ist der Altar nicht geblieben. Die eigentlich klappbaren Seitenflügel mit Bildnissen des Heiligen Johannes und Maria Magdalena lassen sich zum Beispiel gar nicht mehr bewegen. Das soll sich mit der Restaurierung bald ändern.

Darauf freue er sich besonders, sagt Frauenhains Pfarrer Walter Lechner. So werde der Altar endlich wieder wandelbar, wie es in der Fachsprache heißt. Dann könne passend zur Fastenzeit wieder das Fastenmotiv gezeigt werden, das momentan auf den Flügelrückseiten verborgen ist. Und auch zwei Standflügel mit Heiligen-Bildnissen sollen künftig wieder zum Altar gehören. Sie fristen ihr Dasein momentan in einem Nebenraum.

Dass die schon bei der Kirchsanierung anno 2011 erhoffte Restaurierung des Altars jetzt wirklich kommt, verdankt sich vor allem der Ostdeutschen Sparkassen-Stiftung. Die fördert den größten Teil der Kosten. Daneben tritt die Sparkasse Meißen als Geldgeber auf. Eine Förderzusage über 20 000 Euro übergaben Vertreter der Stiftung und der Bank jetzt in Frauenhain. „Wir sind sehr dankbar“, sagte Pfarrer Walter Lechner im Namen der Kirchgemeinde, die bald für einige Wochen auf das hölzerne Juwel ihrer Kirche verzichten muss.