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Retten, löschen, kochen

Eric Dathe hat während der Flut 2013 täglich 2000 Menschen mit Essen versorgt. Nicht nur dafür wird er ausgezeichnet.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Hartha. Endlich trifft es mal den Richtigen. Das waren die Worte von Gemeindewehrleiter René Greif, als er hörte, dass Kamerad Eric Dathe, der auch Vorsitzender des Feuerwehrvereins ist, die Annen-Medaille 2018 bekommt. Dabei handelt es sich um die höchste Auszeichnung für Ehrenamtliche in Sachsen.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte aber Martin Wagner. Er ist Zugführer des zweiten Katastropheneinsatzzuges Freiberg und Leiter der Schnellen Eingreifgruppe (SEG) am Standort Leisnig der Johanniter-Unfall-Hilfe. Auch dieser gehört Eric Dathe an.

Schon bei der Jugendwehr dabei

Sowohl zur Feuerwehr als auch zu den Johannitern sei er wie die Jungfrau zum Kind gekommen. Und das sei gut so gewesen, sagte Eric Dathe. „Ich bin damals mit einem Klassenkameraden, der bei der Jugendfeuerwehr war, mit zum Dienst gegangen, um mir anzuschauen, was dort so passiert. Und dann bin ich dortgeblieben. Schließlich ist es notwendig, dass es Leute gibt, die Menschenleben retten wollen“, so der Harthaer. Wer ihn kennt, weiß auch, dass er es hervorragend versteht, mit seiner Gulaschkanone zu kochen. Die habe er sich irgendwann einmal eher als Spaß angeschafft. Außerdem liegt ihm die Gastronomie im Blut. Und eben weil ihm das Kochen Spaß macht, ist er auch zu den Johannitern gekommen.

Geblieben, um zu helfen

Andenken an die Kurfürstin

Die Annen-Medaille wurde im Jahre 1995 von der Sächsischen Staatsregierung zum Andenken an die wohltätige Kurfürstin Anna von Sachsen (1532 bis 1585) gestiftet.

Jährlich kann die Medaille an bis zu 20 Bürger verliehen werden. Kirchen, Wohlfahrtsverbände und Kommunalverwaltungen schlagen auf Anfrage des Ministeriums entsprechende Kandidaten vor.

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Das war im Juni 2013. Das Döbelner Stadtgebiet war überflutet. Die Johanniter brauchten zur Versorgung Nachschub von Omega-Sorg, dem Arbeitgeber von Eric Dathe. Die geplanten 150 Essenportionen reichten nicht aus. Gebraucht wurden Zutaten für 2 000 Portionen pro Mahlzeit, also 6 000 täglich. „Selbst für eine Großküche ist das eine Herausforderung. Und Maik Eckl, dem Koch vor Ort, standen als Helfer Schüler, Freiwillige und Sanitäter zur Verfügung. Außerdem gab es am Stützpunkt in der Reichensteinstraße zwei Gulaschkanonen. „Ich war einfach neugierig, wie das zu schaffen sein soll. Und wieder bin ich geblieben und habe die ganze logistische Sache in die Hand genommen“, sagte Eric Dathe. Ein großer Vorteil sei es gewesen, dass der Harthaer auf die Vorräte des Großhandels Omega Sorg zurückgreifen konnte und er zu diesem Zeitpunkt Urlaub hatte. Das alles sei aber nur im Team möglich gewesen. Sie sozusagen die Suppe gemeinsam ausgelöffelt.

„Um 4 Uhr begannen wir damals, die ersten 200 Liter Kaffee zu kochen. Außerdem mussten jeden Tag 250 Verpflegungsbeutel für Polizisten, Baggerfahrer und andere Helfer zusammengestellt werden“, sagte Eric Dathe. Die Wurst für die 2 000 Portionen zum Frühstück seien bereits nach dem Abendessen geschnitten worden. „Wir haben sogar einen Speiseplan aufgestellt. Das war für die Kalkulation und Bestellung wichtig.“ Die Portionen sind an den beiden Ausgaben am Rathaus und auf dem Edeka-Parkplatz ausgegeben worden. Um 1 Uhr sei dann der Arbeitstag zu Ende gewesen. Eine Woche war Dathe ehrenamtlich im Einsatz, um andere Menschen zu versorgen. Geschlafen hat er gleich vor Ort, denn die Nächte waren kurz.

Und weil es ihm Spaß bereitete, im Team der Johanniter zu kochen, blieb der 38-Jährige, der seit 20 Jahren als Großhandelskaufmann bei Omega-Sorg arbeitet, auch bei den Johannitern im Betreuungszug. Darauf legt er Wert, denn mit dem Medizinischen habe er es nicht so. Dafür sei alles, was mit Feld beginne, seine Baustelle. Das heißt zum Beispiel die Feldküche, Feldbetten oder anderes.

Motivation für ehrenamtliche Helfer

Für seinen Einsatz als freiwilliger Helfer bei Johannitern während Flutkatastrophe und für sein ehrenamtliches Engagement bekam Eric Dathe gestern Abend die Annen-Medaille. „Es ist wichtig, dass solche Helfer motiviert werden. Im Rahmen des Katastrophenschutzes ist das erst nach zehn Jahren möglich“, sagte Martin Wagner. Der Zugführer hat das erste Mal einen Kandidaten für die Medaille vorgeschlagen und es hat gleich geklappt. „Wir benötigen solche Leute wie Eric Dathe“, sagte Wagner. Es sei erstaunlich, wie Dathe alles unter einem Hut bekomme. Immerhin hat er eine Familie mit zwei Kindern und ein Haus, ist Feuerwehrmann, Vereinsvorsitzender und Truppenführer für Verpflegung und Mitglied der Führungsgruppe bei den Johannitern. Bei diesen ist nicht nur Eric Dathe engagiert, sondern auch seine Frau Kathleen. Im Sommerlager der Johanniterjugend 2014 stellte der Harthaer seiner künftigen Frau am Herd im Küchenzelt einen Heiratsantrag. Und er wurde erhört.

Eric Dathe ist ein echter Harthaer und stolz auf das Wohngebiet Silbertal. Besonders deutlich wird das am Heim der Familie. „Ich bin gerade mal 30 Meter weg vom Silbertal gezogen, in das wahrscheinlich älteste Haus von Hartha. Es steht in der Langgasse.“ Dathe ist froh, eine Frau gefunden zu haben, die ihn bei seiner ehrenamtlichen Arbeit unterstützt und Verständnis dafür hat. Sie hat ihn zur Auszeichnungsveranstaltung begleitet.