Von Anja Ehrhartsmann

Rabenau. Dietmar Hofmeister stemmt die Füße in den Asphalt. Langsam setzen sich die vier Rollen in Bewegung. Er zieht ein ungewöhnliches Gefährt mit sich: einen fahrenden Stuhl. Darin gemütlich gemacht hat es sich Lothar Naumann. Für zusätzliches Tempo sorgt Jens Naumann, der den fahrenden Stuhl hinten anschiebt. Die drei Männer üben für die Bewährungsprobe am Sonnabend. Denn mit ihrem Gefährt wollen sie das Stuhlrennen gewinnen, das am Sonnabend auf dem Rabenauer Markt ausgetragen wird.

Zwei Wertungsläufe muss jeder Stuhl möglichst rollend hinter sich bringen, die Zeiten werden zum Schluss addiert. Gefahren wird unterhalb des Markts, um die Postmeilensäule. Da ist Geschick und Gemeinschaftssinn gefragt, denn die Strecke ist nicht ganz eben. Außerdem geht es erst bergab und dann bergauf. Da werden die Teams ins Schwitzen kommen, denn einer muss sitzen, zwei dürfen ziehen, schieben oder Ähnliches. Motoren jeglicher Art sind nicht erlaubt.

Eine Taktik verfolgt das Team „Rabenauer Partyclub“ beim Rennen nicht. Motto ist: „Einfach drauf los.“ Auf ähnliche Weise ist auch der Stuhl entstanden. „Was da ist, wird genommen“, sagen Lothar und Jens Naumann lachend. Beide haben den Stuhl gemeinsam gebaut. Pilot ist Dietmar Hofmeister – für ihn eine Premiere, denn bisher hat er geschoben oder gezogen. Dass während des Rennens mal ein Rad abbricht oder es sonstige kleinere Pannen gibt, gehöre einfach dazu. „Beim Stuhlrennen soll der Spaß im Vordergrund stehen“, sind sich alle einig. Um im Falle des Falles aber keine Schürfwunden davonzutragen, greift Dietmar Hofmeister am Sonnabend auf lange Hose, Helm und Lederjacke zurück.

Das Rabenauer Sommerfest 2018

Das Rabenauer Stuhlrennen findet bereits im dritten Jahr statt. „Zwischen dem Familienfest und der Abendveranstaltung hatten wir immer eine Pause und die galt es zu füllen“, erinnert sich Vereinschef Sven Szepanski an die Überlegungen damals. „Da ist die Idee des Stuhlrennens geboren, mit dem Bezug zu Rabenau als Stuhlbauerstadt.“ Seither gehört das Rennen zum Sommerfestprogramm dazu. Und die Vereinsmitglieder legen sich jedes Jahr wieder ins Zeug, um ein möglichst ausgefallenes Gefährt an den Start zu bringen.

Auch das Jugendprojekt „Freiraum“ des Partyclubs ist mit einem Team vertreten.

Bis das Sommerfest am Freitagabend starten kann, ist noch einiges zu tun. Vieles geschieht in Eigenleistung: Das Küchenzelt muss aufgestellt, Biergarnituren und Sonnenschirme aufgebaut werden. Donnerstagnachmittag rollte der Sattelschlepper an, der als Bühne dient. Im Anschluss wird die Technik installiert. „Für uns ist das positiver Stress“, sagt Jens Naumann. Auch den Getränke- und Essensverkauf übernehmen die Vereinsmitglieder. „Wir kriegen trotzdem noch genug vom Fest mit, sonst würden wir es auch nicht machen“, sagt Sven Szepanski. Unterstützung bekommen sie von der Stadt. „Sonst würde es nicht funktionieren“, sagt der Vereinschef.