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Reinigungsauftrag war ein Flop

2014 feierte sich das Rathaus, weil die Schulreinigung nur noch die Hälfte kostete. Jetzt rudert sie still zurück.

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© Symbolfoto: dpa

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Die Reinigung kostete plötzlich statt der bisher üblichen 300 000 Euro nur noch 175 000 Euro. Das war Ende 2013 und betraf die Reinigung aller Großenhainer Schulen, des Rathauses und der öffentlichen Toiletten. Im Rathaus feiert man den Coup. Denn das Planungsbüro Knoll Team & Partner aus Frankfurt am Main bekam zwar die Hälfte der eingesparten Summe plus Mehrwertsteuer des ersten Jahres als Erfolgshonorar. Immerhin einen Betrag von 104 200 Euro. Doch die Einsparungen der drei Folgejahre gehörten dann der Stadt. Also, schön gespart. Die Schulleiter bezweifelten jedoch von Anfang an, dass das gutgeht. Auch etliche Stadträte waren skeptisch, war doch der Unterschied zu eklatant. Die Stadträte waren zwar durch die Bank weg zufrieden, dass der Auftrag an den Großenhainer Unternehmer Frank Richter ging, erst recht, weil europaweit ausgeschrieben werden musste. Nur fragten sie sich schon: Kann so ein Preis überhaupt sein? Und so hakte Stadtrat Axel Hackenberg nach, ob denn die Quadratmetervorgaben erhöht wurden? Laut Ausschreibungsunterlagen war schnell klar, dass die Reinigungskräfte ab 1. Januar 2014 in der gleichen Arbeitszeit das Doppelte schaffen mussten bzw. bisherige Leistungen herausgenommen wurden. Nehmen wir ein übliches Klassenzimmer: Bislang waren für einen Klassenraum 160 Quadratmeter zu reinigender Fläche in der Stunde vorgegeben. Für Fachräume wie Werkräume, Labore oder naturwissenschaftliche Kabinette dagegen nur 140 Quadratmeter, weil diese Zimmer nicht so gut auszuräumen sind. Bei der Neuausschreibung ab 2014 wurde diese Differenzierung kassiert.

Schulungsräume, Klassenzimmer und Fachräume gehörten jetzt in eine Kategorie. Mindestens zu schaffen waren 250 Quadratmeter, maximal anbieten durften die Unternehmen 370 Quadratmeter pro Stunde. Zum Vergleich: Die Stadt Radebeul fordert eine Leistung von 240 Quadratmetern. Bei Fluren mussten bislang 250 Quadratmeter in der Stunde sauber sein. Jetzt waren es plötzlich 350 bis 670 Quadratmeter. So zieht sich die Erhöhung durch alle Raum-Arten. Nach drei Jahren Einsparung hat die Verwaltung nun ohne große Worte eine neue Ausschreibung auf den Weg gebracht. Tenor: Es soll wieder mehr geputzt und gewischt werden. In Fluren, in Eingängen und auf Treppen plötzlich zum Beispiel wieder fünfmal in der Woche, statt zweimal. Auch die Sanitäranlagen und Klassenzimmer sollen plötzlich wieder „zweistufig“ gewischt werden. Mal sehen, was die Reinigung ab 2018 kostet.