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Reichssymbole sorgen für Kritik

Eiserne Kreuze, Reichsadler, schwarz-weiß-roter Kies: Die Einfriedung eines Hauses in Gröditz werten Räte als Provokation. Der Eigentümer widerspricht.

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© Eric Weser

Von Eric Weser

Gröditz. Die Einfriedung eines Gröditzer Wohngrundstücks ruft bei gewählten Gemeindevertretern Kritik hervor. Von einer „Provokation“ sprach vor Kurzem ein Nauwalder Ortschaftsrat. Auch andere Räte meinten, ihnen seien die Symbole vor dem Haus, das an einer Gröditzer Ausfallstraße liegt, aufgefallen. Vertieft wurde das Thema in der Runde zwar nicht. Klar wurde aber: Es gibt ein Unbehagen.

Ein großes, gepflastertes Eisernes Kreuz im Hof, am Tor ein stilisierter Reichsadler: Für den Eigentümer eines Gröditzer Wohngrundstücks unverfänglich. Nachbarn und Ortschaftsräte allerdings befremdet die Symbolik.
Ein großes, gepflastertes Eisernes Kreuz im Hof, am Tor ein stilisierter Reichsadler: Für den Eigentümer eines Gröditzer Wohngrundstücks unverfänglich. Nachbarn und Ortschaftsräte allerdings befremdet die Symbolik. © Eric Weser
Symmetrie in Schwarz-Weiß-Rot – den Flaggenfarben des Deutschen Reiches.
Symmetrie in Schwarz-Weiß-Rot – den Flaggenfarben des Deutschen Reiches. © Eric Weser

Um was für Zeichen handelt es sich, die da angeblich provokant sind? Vor-Ort-Besuch. Das besagte Grundstück macht einen gepflegten Eindruck, das Wohnhaus ist erst vor wenigen Jahren neu gebaut. Einen Fußweg gibt es auf der Straßenseite nicht. Neben dem Zaunsockel sind graue, weiße und rötliche Steine säuberlich angeordnet. Im Zaun finden sich Kreuze – ebenso wie eine große Kreuz-Pflasterung im Hof. Dort finden sich die Farben Schwarz, Weiß und Rot wieder. Am Zauntor zur Straße: ein stilisierter Vogel.

Symbole und Farben erinnern an jene des Deutschen Reiches. Dessen Flagge war Schwarz-Weiß-Rot. Ebenfalls ein mit dem Reich verbundenes Symbol: das Eiserne Kreuz und der Reichsadler.

Nachfrage beim Kulturbüro Sachsen. Der Verein mit Sitz in Dresden beschäftigt sich seit Jahren mit rechtsextremen Strukturen im Freistaat. „Auch wir interpretieren die fotografierten Teile dieser Grundstückseinfriedung sehr deutlich als Eisernes Kreuz, einen abgewandelten Reichsadler und die Farben Schwarz, Weiß, Rot als die Farben der Reichsflagge“, sagt Mitarbeiter Michael Nattke. Zwar handle es sich „nicht um Symbole, die strafrechtlich relevant wären oder eindeutig als verfassungsfeindlich einzustufen sind.“

Trotzdem sei „in dieser Kombination davon auszugehen, dass der Verantwortliche hier eine politische Botschaft mit Farb- und Symbolwahl treffen möchte.“ Da alle drei Symbole gleichzeitig auftauchen würden, sei zudem davon auszugehen, dass damit „ein positiver Bezug auf rechtsextreme Organisationen oder den Nationalsozialismus ausgedrückt werden soll“. – Der Grundstückseigentümer sieht das anders. Er sei kein Nazi und auch kein extremer Rechter, so der 44-Jährige am Telefon. Wenn er ein Nazi wäre, wie könne er dann einen Engländer in seiner Firma beschäftigen, fragt der Mann, der selbstständig im Baugewerbe arbeitet.

Dass Symbole wie Eiserne Kreuze oder der Reichsadler in rechtsextremen Kreisen verbreitete Symbole sind, sieht der Gröditzer nicht so.

„Nur ein wenig Nationalstolz“

Ob er Nazi sei, das hätten ihn allerdings auch schon die Nachbarn gefragt, nachdem er 2014 den Zaun gebaut hatte. Eine Frage, die der Gröditzer offenbar schon damals nicht verstehen konnte. „Ich bin der bravste Bürger, den sich der Staat vorstellen kann“, sagt er. „Ich stehe jeden Tag früh auf, komm abends heim, verdien’ mein Geld, zahl’ meine Steuern.“ Er sehe sich auch nicht als Reichsbürger. „Damit habe ich mich beschäftigt. Die sind für mich einfach nur hirnrissig.“

Was er sich bei den Symbolen am Grundstücksrand gedacht habe? „Das ist einfach nur ein klein wenig Nationalstolz“, so der Gröditzer, der sich als Freund des Deutschen Reiches unter Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) bezeichnet. Unter Bismarck sei es mit Deutschland wirtschaftlich aufwärtsgegangen, es sei etwas geschaffen worden. Daher auch die Flaggenfarben Schwarz-Weiß-Rot. „Das sind für mich die Nationalfarben schlechthin.“

Warum er nicht die Nationalfarben der Bundesrepublik – Schwarz, Rot und Gold – nutzt? „Auf Schwarz-Rot-Gold muss man auch nicht unbedingt stolz sein.“ Grund sei, was im Staat teilweise laufe. „Ich finde, man sollte mehr für unsere Leute tun als für die, die von außerhalb kommen.“ Ob er sich als Demokrat sehe? Ja, sagt der Gröditzer. Aber der deutsche Staat sei für ihn momentan weniger Demokratie als Diktatur. „Früher hieß es Stasi, heute Verfassungsschutz.“ Seine Meinung dürfe man nicht sagen.

Dass bei Demos wie in Dresden am Wochenende Tausende ihre (gegensätzlichen) Meinungen sagen konnten, tut aus Sicht des Gröditzers da keinen Abbruch. Bei Pegida sei er auch einige Male gewesen, so der 44-Jährige. Aber da sei er kein Anhänger mehr. „Die Leute, die da hingehen, tun mir nur leid, weil die nichts erreichen.“

Wenn er hätte provozieren wollen, so der Gröditzer zum Ende des Gesprächs, hätte er eine AfD-Flagge im Vorgarten gehisst. „Dann hätte ich wahrscheinlich ein Problem mit Linksextremen bekommen, die Zeug über den Zaun geschmissen hätten.“ Das sei ja gang und gäbe.