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Regeneinsatz für die Sicherheit der Radfahrer

Die Zahl der Unfälle mit Fahrrädern ist gestiegen. Ausgerechnet ein Autoclub kämpft dagegen an.

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© Marion Döring

Von Christoph Springer

Die Gefahr lauert im toten Winkel. Im Februar 2016 ist er einer Radfahrerin an der Ecke Bautzner Straße/Rothenburger Straße zu Verhängnis geworden. Die 26-Jährige fuhr neben einem Laster, der Fahrer sah sie nicht und erfasste die Frau. Sie starb bei dem Unfall. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Unfälle mit Radfahrern im Vergleich zu 2016 um sechs Prozent. Mehr als 1 100 Menschen wurden verletzt.

Der Auto Club Europa (ACE) will das nicht hinnehmen. Deshalb hat er in diesem Jahr die Radfahrer und die Gefahren, die ihnen auf den Straßen drohen, in den Mittelpunkt seiner Kampagne „Pro Verkehrssicherheit“ gestellt. Die Mitglieder suchen sich viel befahrene Kreuzungen und zählen dort die Rechtsabbieger und die Radfahrer. Denn sie könnten sich gegenseitig in den Weg kommen.

Andreas Becht stellte sich am Donnerstag im Regen auf die Rampe der Waldschlößchenbrücke in der Johannstadt. Auf einem aufgeweichten A4-Vordruck machte er Striche für Rechtsabbieger in Richtung Käthe-Kollwitz-Ufer. 96 waren es in einer reichlichen Stunde. 46 davon haben höchstens in den Spiegel geschaut, um sich zu vergewissern, dass sie beim Abbiegen keinem Radfahrer den Weg abschneiden. Zwei haben beim Abbiegen sogar telefoniert. „Das ist eine kreuzgefährliche Ecke, hier gibt es keine Ampel, und die Autofahrer ziehen einfach rum“, stellte er fest. Selbst bei einer Ampelkreuzung könne man mit zeitversetzten Grün-Phasen dafür sorgen, dass Radfahrer sicherer sind. „Für sie sollte es zwei bis drei Sekunden früher Grün geben, damit der Fahrradpulk weg ist, wenn die Rechtsabbieger kommen“, sagt Becht. Am Albertplatz will er sich demnächst ansehen, ob das dort funktioniert.

Seine Frau Monika Becht hat parallel zu ihm die Radfahrer gezählt, die von der Brücke kommen. Es waren 72, trotz Regens. 35 davon trugen keinen Helm. Ein normales Ergebnis. Alle müssten ihn tragen, sind die ACE-Ehrenamtler überzeugt. Und der Schulterblick ist Pflicht, meinen sie.

Ihre Zahlen aus Dresden wollen sie bis zum Herbst mit denen der Kollegen aus allen 120 deutschen ACE-Gruppen zusammenfassen. Dann sollen sie der Öffentlichkeit präsentiert werden. „Vielleicht spielen sie danach auch in der politischen Diskussion über die Verkehrssicherheit eine Rolle“, hofft Andreas Becht. Das könnte helfen, vor allem den Radfahrern.