Dresden. Der martialische Auftritt von Fans des Fußball- Zweitligisten Dynamo Dresden vor sieben Monaten in Karlsruhe hat ein juristisches Nachspiel. Polizei und Staatsanwaltschaft in Karlsruhe ermitteln gegen 28 Tatverdächtige im Alter zwischen 23 und 34 Jahren, teilten Vertreter beider Behörden am Dienstag in Dresden mit.
Razzia nach "Football Army"-Fanmarsch
Die Betroffenen konnten als Organisatoren oder „Kommandeure“ eines militärisch anmutenden Marsches von etwa 1 500 Dynamo-Fans am 14. Mai in Karlsruhe identifiziert werden. Ihnen werden Landfriedensbruch und Verstöße gegen das Versammlungsgesetz vorgeworfen. Weitere Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz richten sich gegen unbekannte Täter.
Knapp 400 Beamte aus Baden-Württemberg und Sachsen hatten am Dienstagmorgen vor allem in Dresden und Umgebung Wohnungen und Geschäftsräume von Beschuldigten untersucht. Einzelne Kontrollen erfolgten auch in Brandenburg, Baden-Württemberg und der Schweiz. In Basel wurde ein Betroffener vorläufig festgenommen.
Nach Angaben von Staatsanwalt Tobias Wagner wurden insgesamt 35 Objekte durchsucht. Dabei stellten die Beamten vor allem Computer, Smartphones, Pyrotechnik, Tarnkleidung und ein Auto sicher. Zudem fanden sie eine Waffe für Gummigeschosse und einen Schlagring. Insgesamt seien nun mehr als 300 Beweismittel auszuwerten. Laut Polizeisprecher Raphael Fiedler wird das mindestens einen Monat dauern.
Für die Razzia hatte allein die Polizei Baden-Württemberg rund 100 Beamte und drei Staatsanwälte zum Auswärtseinsatz nach Dresden entsandt. Gerhard Heck, Chef der Ermittlungseinheit „Dynamo“, schilderte am Dienstag zu Beginn einer Pressekonferenz noch einmal die Lage am Tag des Geschehens. Zur Einstimmung wurde ein zweiminütiges Video gezeigt, das sich damals im Internet rasant verbreitete.
Darin sieht man einen Pulk von Leuten, die in Tarnkleidung und unter Trommelwirbel als „Football Army Dynamo Dresden“ von der Polizei begleitet in Richtung Stadion marschieren. Rauchschwaden aus sogenannten Nebeltöpfen hüllen den Aufzug unter dem Motto „Krieg dem DFB“ ein. Hin und wieder fliegen Böller in Richtung der Beamten. 21 Polizisten erlitten damals Knalltraumata, zudem wurden zahlreiche Ordner am Stadion verletzt.
Für Unmut sorgte am Dienstag der Umstand, dass auch das Fanprojekt von Dynamo Dresden von der Durchsuchung betroffen war. „Durchsuchungen eines sozialpädagogischen Fanprojekts sind mehr als kritisch. Sie zerstören das besondere Vertrauensverhältnis von Sozialpädagogen und Fußballfans und erweisen der Gewaltprävention im Fußball einen Bärendienst“, erklärte der sächsische Grünen-Politiker Valentin Lippmann. „Ich heiße die Vorfälle in Karlsruhe nicht gut, erwarte jedoch gerade mit Blick auf die wichtige Arbeit der Fanprojekte Ermittlungen mit Augenmaß“, so Lippmann.
Auch Dynamo Dresden sieht die Durchsuchung der Räumlichkeiten des Fanprojekts kritisch, wie es in einer Mitteilung des Vereins vom Abend heißt. Sie beschädige das gewachsene Vertrauensverhältnis zwischen Sozialpädagogen und jungen Fußballfans und die vor allem präventiv ausgerichtete Arbeit der Fanprojekte nachhaltig.
Zugleich betonte der Verein, jegliche Straftaten, die im Zusammenhang mit Fußballspielen von Dynamo Dresden begangen würden, verurteile er entschieden. Er werde auch künftig im Rahmen seiner Möglichkeiten gegen ermittelte Täter vorgehen. (dpa)