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Raubtier auf der Jagd

In der Böhmischen Schweiz leben inzwischen zwei Wölfe.

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© Nationalpark Böhmische Schweiz

Von Steffen Neumann

Böhmische Schweiz. Dem Nationalpark Böhmische Schweiz ist ein ungewöhnlicher Schnappschuss gelungen. Eine der Fotofallen schnappte am Rande des Ruhebereichs zu, als ein Wolf sich über eine Hirschkuh hermachte. „Fotos mit Wölfen haben wir inzwischen regelmäßig in unseren Fotofallen. Aber diese Aufnahme hat echten Seltenheitswert“, sagt Nationalparksprecher Tomas Salov. Eigentlich dient die Fotofalle dem Monitoring der Wildbestände, weshalb sie auch an einer Futterstelle installiert ist. Das machte sich aber der Wolf zunutze, der offenbar abwartete, um sein Opfer zu überraschen. Anders kann sich Salov nicht erklären, dass es dem Wolf gelungen ist, das doch recht kräftige Muttertier zu erlegen.

Für den Nationalpark ist das Foto eine positive Nachricht. Zumindest weckt es, anders als Fotos mit toten Schafen, keine negativen Emotionen. Im Gegenteil. „Der Wolf ist unser Helfer bei der Regulierung des Wildbestandes. Weniger Wild bedeutet auch weniger Baumschäden und damit niedrigere Kosten“, ordnet Salov ein. Deshalb wurde das Foto, das eigentlich bereits im April geschossen wurde, auch jetzt veröffentlicht. Denn es steht in Zusammenhang mit einer Mitteilung der Umweltorganisation Hnuti Duha, dass in der Region Sächsisch-Böhmische Schweiz und Böhmischer Lausitz die dauerhafte Anwesenheit von Wölfen inzwischen nachgewiesen ist. Als Beweise dienten sowohl die Aufnahmen der Fotofallen, als auch Kot und Fährten. Die Wölfe wandern aus dem benachbarten Sachsen ein. Erste Hinweise für ihre Anwesenheit in Nordböhmen gab es bereits 2012. Im Nationalpark selbst sind sie ab 2016 nachgewiesen.

„Wir gehen sicher von zwei Wölfen aus“, sagt Sprecher Salov. Ob es sich um ein Paar handelt, sei aber nicht belegt. Auch wenn der Nationalpark touristisch relativ gut genutzt wird, gebe es genug entlegene Orte für Wölfe. „Letztendlich ist der Wolf dort, wo er genug Futter findet“, sagt Salov. Für die Waldbewohner ist die Anwesenheit des Wolfes eine Umstellung. Salov geht davon aus, dass es das Raubtier in Zukunft nicht mehr so einfach haben wird bei der Jagd. Das gilt aber auch für die Weidetierhaltung. Der tschechische Staat fördert einen besseren Weidenschutz mit bis zu 80 Prozent der Kosten. Für nachweislich vom Wolf gerissene Tiere wird eine Kompensation gezahlt.