Merken

Ran an die Beeren

Auf der Cranberry-Farm in Neuklingenberg hat die Ernte begonnen. Das lockt nicht nur Einheimische an.

Teilen
Folgen
© Frank Baldauf

Von Anja Ehrhartsmann

Neuklingenberg. Tief gebückt, in der Hocke oder auf Knien, zum Erntestart auf der Cranberry-Farm kamen viele Liebhaber der kleinen Beere auf die Neuklingenberger Höhe gereist, um sich ihre Vorräte wieder aufzufüllen. Denn die Farm der Ilgens ist eine von wenigen Möglichkeiten in ganz Deutschland, um überhaupt an die frische Beere zu kommen, die es sonst hauptsächlich getrocknet gibt. Dafür nehmen viele auch einen etwas längeren Weg auf sich. Ihre Kunden kommen von Ottendorf-Okrilla bis Altenberg, sogar aus Jena kam diese Woche schon ein Anruf, berichtet Hermann Ilgen.

Mario und Ilona Renger sind aus Ottendorf-Okrilla nach Neuklingenberg gekommen und haben stolze 16 Kilogramm Beeren gepflückt.
Mario und Ilona Renger sind aus Ottendorf-Okrilla nach Neuklingenberg gekommen und haben stolze 16 Kilogramm Beeren gepflückt. © Frank Baldauf
Heike Malcher aus Klingenberg hat da einen weitaus kürzeren Anfahrtsweg.
Heike Malcher aus Klingenberg hat da einen weitaus kürzeren Anfahrtsweg. © Frank Baldauf

Das Auftaktwochenende war gut besucht, „so wie wir uns das gewünscht haben“. Insgesamt 50 Selbstpflücker waren schätzungsweise da. „Unser Kundenkreis wächst von Jahr zu Jahr, erfreulicherweise. Wir sind ja letztlich darauf angewiesen, dass die Beeren gepflückt werden“, sagt Hermann Ilgen, der die Plantage nebenberuflich gemeinsam mit seiner Frau Ines betreibt. Geerntet werden können die Beeren, die sich gut zu Fruchtmus, Brotaufstrich oder Chutney verarbeiten lassen, noch bis Ende Oktober. „Jetzt ist es noch komfortabel. In den letzten Wochen vor Saisonende muss man die Beeren schon eher suchen“, sagt Hermann Ilgen und lacht. Trotz Hitze und Trockenheit rechnet das Ehepaar mit einem ähnlich guten Ernteergebnis wie im Vorjahr. Hermann Ilgen: „Ich denke, es werden wieder um die 700 Kilo dieses Jahr. Es ist zwar viel dran, aber die Beeren sind nicht ganz so groß. Letztes Jahr hatten wir richtige Bomber.“ Denn auch auf der Neuklingenberger Höhe hat es diesen Sommer zu wenig geregnet. Zwar können die Ilgens ihre Plantage bewässern, ganz ausgeglichen werden könne das Wasserdefizit dadurch aber nicht. Die intensive Sonneneinstrahlung hätten die Beeren gut vertragen, obwohl sie schon die Befürchtung gehabt hätten, dass diese einen Sonnenbrand bekommen, berichtet Hermann Ilgen. „Aber es hat ihnen nicht geschadet.“

Die Wetterbedingungen haben auch dazu geführt, dass die Beeren dieses Jahr schon etwas zeitiger reif sind als gewöhnlich. Deshalb haben Ines und Hermann Ilgen den Erntestart kurzerhand nach vorne verlegt. „Man muss das gute Wetter nutzen, das ist nun mal so in der Landwirtschaft.“ Zwar hängen auch noch grüne Beeren an den Sträuchern, die sind aber meist etwas weiter unten oder tiefer in den Zweigen versteckt. „Die brauchen einfach noch ein paar Wochen. Bis Ende der Saison sind aber alle reif“, sagt Hermann Ilgen.

Das Ehepaar aus Dorfhain betreibt die kleine Plantage bereits im vierten Jahr und hat sich damit einen Traum erfüllt. Begonnen haben die Hobby-Obstbauern im heimischen Garten mit mehreren Versuchsbeeten, auf denen sie ausprobiert haben, welche Bedingungen die Pflanze bevorzugt. So lange, bis ein ideales Bodengemisch gefunden war. Dann kauften sie das Grundstück in Neuklingenberg und circa 5 000 Pflanzen. Seither gedeihen die Cranberry-Sträucher prächtig und machen die Neuklingenberger Höhe zur einzigen Anbaufläche in ganz Sachsen.