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Rätsel um historischen Schlitten gelöst

Den Bob, der in einem Schuppen in Bärenfels gefunden wurde, kennen viele ältere Einwohner von früher. Sie fuhren ihn sogar.

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© Repro/Egbert Kamprath

Von Stephan Klingbeil

Bärenfels. Er war also ein Bärenfelser Original: Das Rätsel um die Herkunft eines historischen Schlittens ist geklärt. Nach einem Beitrag der SZ haben sich gleich mehrere Bewohner aus dem Osterzgebirge dazu gemeldet. Sie seien selbst damit gefahren.

Monika Engel zeigt alte Fotos von ihrem Vater, Hermann Liebschner. Er hatte den Bob gebaut, der vor Kurzem in Bärenfels gefunden wurde.
Monika Engel zeigt alte Fotos von ihrem Vater, Hermann Liebschner. Er hatte den Bob gebaut, der vor Kurzem in Bärenfels gefunden wurde. © Egbert Kamprath

Auch Monika Engel aus Dippoldiswalde hat den Bob in der Zeitung sofort wiedererkannt. „Den Schlitten hat mein Vater, Hermann Liebschner, gebaut, als er ein junger Mann war, also etwa im Jahr 1935“, erklärt die 74-jährige Rentnerin. „Er war ein leidenschaftlicher Wintersportler und Tüftler.“ Sie wohnte einst auch in Bärenfels. Die Familie hatte in dem heutigen Altenberger Ortsteil jahrzehntelang eine Pension.

Der Bob des früheren Berufsschuldirektors sei sogar einige Zeit im Partyraum der Pension in der Scheune ausgestellt gewesen. Doch dann wurde das Gebäude samt Grundstück und Schuppen an die tschechischen Neueigentümer verkauft. Diese entrümpelten vor ein paar Tagen die dortige Garage. Dabei entdeckten sie einen historischen Schlitten. Wegwerfen wollten sie das Gefährt aber nicht, war es womöglich sogar ein echter alter Bob? Sie fragten bei Matthias Benesch nach. Der Ex-Bobfahrer und Chef der WiA Altenberg, die den Eiskanal im Kohlgrund betreibt, schaute vorbei.

Auf den ersten Blick könnte es ein Wettkampfgerät gewesen sein: So ähnlich sahen Bobs tatsächlich in den 1930er-Jahren aus. Der Sport hatte schon damals Tradition in der Region. Wurde der nun wiederentdeckte alte Bob vielleicht auch bei Rennen eingesetzt? Benesch ist da skeptisch.

Denn schaut man genau hin, erkenne man Lampen auf der Frontseite. Außerdem sei das Lenkrad „etwas zu groß“ – das spreche doch gegen einen Wettkampfbob. „Nein, der Bob wurde eigentlich nicht für Wettkämpfe eingesetzt“, sagt Monika Engel. Er wurde vielmehr im Winter genutzt, wenn die Straßen eingeschneit waren. „Damals gab es ja keinen Winterdienst wie heute. Und Autos fuhren ja auch nicht.“

Viele Bärenfelser hätten den Bob Marke Eigenbau gekannt und seien selber damit gefahren. „Sie sind bis Kipsdorf gerodelt. Auch Schüler meines Vaters haben den Schlitten genutzt.“ Er bot vier Leuten Platz. „Einer hat gelenkt, einer gehupt, einer hat gebremst und einer fuhr mit als Reserve“, sagt die Rentnerin und schmunzelt. Sie ist gespannt, was nun mit dem alten Bob wird.