Merken

Radler und Wasser werden knapp

Supermärkte und Getränkehändler warten auf Auslieferungen der Hersteller. Zum Glück gibt es „eigene Marken“.

Teilen
Folgen
© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke & Frank Oehl

Rote Schilder an den Regalen mit Getränken im Radeberger Edeka-Markt Scheller. Das hat’s auch noch nicht gegeben. Die Schilder markieren Lücken im Sortiment. Mal gähnen diese beim alkoholfreien Bier. Mal bei bestimmten Sorten Störtebeker oder Krombacher oder einer Cola-Sorte. „Sehr geehrte Kunden, dieses Produkt ist momentan nicht vorrätig ...“, heißt es erklärend mit weißer Schrift auf rotem Grund.

Die anhaltende Hitzewelle ist in den Regalen der Händler angekommen, nicht nur im Edeka-Markt. John Scheller kennt die Hintergründe. Es sei ein ganzes Bündel an Ursachen, die jetzt zusammentreffen und für Engpässe sorgen. So würden verschiedene Brauereien einfach nicht mehr mit der Produktion hinterherkommen, schätzt der Marktchef ein. Thematisiert wurde bereits das Leergutproblem. Normalerweise hätten die Leute einen Kasten Bier und einen Kasten Wasser im Haus, aber jetzt sei es eben das Doppelte, um für die Hitze gerüstet zu sein. Der Getränkeumsatz habe sich verdreifacht, sagt John Scheller: „Umso mehr Leergut ist gebunden und fehlt.“ Er selbst habe im Markt haufenweise Flaschen, aber wiederum keine Kisten, um sie einzusortieren. Und der Lieferant ebenfalls nicht. Die Brauerei bekomme ihrerseits das Leergut nicht zurück: „Ein Teufelskreis“, sagt John Scheller. Dazu kommen personelle Engpässe durch die Urlaubszeit, die die Getränkesituation noch verschärfen. Dem Ganzen würden dann auch noch Probleme mit den Speditionen und der Logistik die Krone aufsetzen. Die Laster kommen wegen des immensen Liefervolumens einfach nicht mehr hinterher: „Wir bekommen dreimal pro Woche Getränke. Jetzt verschiebt sich das tageweise.“ Das hänge auch damit zusammen, dass deutlich mehr Wasser zu den Verkaufsstellen gebracht werden muss als im Normalfall. Dort müssen die ungewohnten Mengen an Getränken natürlich auch umgeschlagen und eingeräumt werden. Das bringe auch das Personal im Markt an die Grenzen.

Es gibt immer Alternativen

Der Händler räumt aber zugleich ein, es sei ja nicht so, dass es nichts zu trinken gebe: „Es gibt Alternativen. Wenn meine Lieblingsbiersorte nicht im Markt steht, dann muss es eben mal eine andere sein.“ Aber das Radeberger Pilsner war auch in der Werbung vorige Woche bis zum Schluss verfügbar gewesen. Gerade in der Bierstadt sollte es auch nicht zur Neige gehen. Aber selbst das Radeberger komme erst über einen Zwischenhändler zurück in die Heimatstadt. Im Zweifelsfall müsste eben der Radeberger Bierkutscher einspringen. Die Aussichten auf dem Getränkesektor seien schwer einzuschätzen. Fürs Erste soll es warm bleiben und der August ist noch lang. Aber jetzt „fahren auch alle ihre Kapazitäten hoch“.

Nicht nur in den Supermärkten, auch bei den reinen Getränkehändlern wird das Problem gesehen. Zum Beispiel bei der Getränke-Union Döschner und Rauer OHG. Die Firma mit Hauptsitz in Elsterheide bei Hoyerswerda versorgt einen großen Raum von Berlin bis fast nach Dresden. Mit 16 eigenen Märkten sowie Partnerunternehmern, zum Beispiel auch in Bernsdorf, Steina oder Radeberg. Insgesamt sind 70 Frauen und Männer bei Döschner & Rauer beschäftigt, der größte und erfolgreichste Markt aber steht am Siedlungsweg in Kamenz. Auch hier hapert es derzeit gelegentlich bei bestimmten Biermix- und Brunnenmarken. Eigentümer Bernd Rauer: „Feldschlösschen zum Beispiel hat schon mal die Hände gehoben.“ Vor allem bei Radler, Grapefruit-Mix und Alkoholfrei. Die kommen nicht mehr hinterher. „Manche Brauereien und Brunnen waren offenbar einfach nicht auf die Hitzeperiode vorbereitet“, glaubt Rauer. Er nennt Lichtenauer, Bad Liebenwerdaer und zuletzt auch Oppacher, wobei man allen zu Gute halten müsse, dass die extreme Länge des Hochsommers natürlich schon etwas Besonderes sei.

Gigantische Transportzeiten

Döschner & Rauer können nicht wie ein Supermarkt oder ein Discounter auf Anlieferung warten. Der Getränkehändler fährt selber – mit vier großen Sattelzügen und acht Verteiler-Lkw. „Dabei machen uns auch die gegenwärtigen Autobahn-Irrfahrten zu schaffen.“ Die Transportzeiten seien gigantisch, und dazu kämen noch die Wartezeiten bei den Herstellern und die derzeit etwa 400 unsortierten Paletten, also auch hier die Leergutfrage. Deshalb sei man jetzt gelegentlich „Out Of Stock“. Dieser Fachbegriff bezeichnet leere Regale, die man ansonsten eher aus früheren Zeiten kennt. Aber auch bei Döschner & Rauer gilt: „Verdursten muss hier niemand!“ So biete man jetzt zum Beispiel die eigene naturtrübe Bier- und Radlermarke „Lausitzer Original“ an – in Kooperation mit Eibauer. Natürlich auch am Kamenzer Siedlungsweg.