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Radebergs Klinik-Chef geht

Geschäftsführer Tim Richwien wechselt ins Münsterland. Wegen der Familienplanung.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Gleich seine erste Amtshandlung war ein echter Paukenschlag gewesen. Damals, Anfang März 2015, saß Tim Richwien im Konferenzraum der Radeberger Asklepios-ASB Klinik, oben in der dritten Etage und verkündete eine echte Sensation. Durch einen Kooperationsvertrag sollten die chirurgischen Abteilungen des Radeberger Krankenhauses und des Dresdner Uniklinikums ab sofort zusammenarbeiten. Hochmoderne Hochschul-Chirurgie für die Radeberger Klinik also.

Und Tim Richwien, erst seit wenigen Tagen im Amt, konnte das Ganze der staunenden Presse verkünden. Als neuer Geschäftsführer des Radeberger Krankenhauses. Aber es wurde schon an diesem Nachmittag deutlich, er ist keiner, der sich im Erfolg anderer sonnt und sich dabei versucht, ins richtige Licht zu rücken. „Natürlich haben das vor allem der ärztliche Direktor Dr. Matthias Czech und mein Vorgänger auf den Weg gebracht. Dass ich das nun gleich wenige Tage nach meinem ersten Arbeitstag hier mit verkünden darf, ist natürlich sensationell“, machte er klar. Und verriet gleich anschließend, dass er in der kommenden Zeit natürlich gern weitere Erfolgsmeldungen aus dem Radeberger Krankenhaus präsentieren wolle. Erfolgsmeldungen, an denen er dann als Klinik-Chef auch selbst mitgewirkt hat.

Neuen OP-Saal auf den Weg gebracht

Und das sind eine Menge geworden. So kam zum Beispiel eine Allgemeinarzt-Doppelpraxis in Großröhrsdorf unter das organisatorische Dach des zum Radeberger Krankenhaus gehörenden Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ). Die Praxis hatte einfach keinen Nachfolger gefunden, so retteten die Radeberger sozusagen diesen für die Großröhrsdorfer Patienten wichtigen Baustein der ärztlichen Versorgung – und holten erstmals in der Krankenhausgeschichte mit einer der beiden Praxen einen Allgemeinarzt auf das Klinik-Gelände. Zudem brachte Tim Richwien den schon länger geplanten Bau eines weiteren Operations-Saals für das Krankenhaus auf die Zielgerade.

Den ersten symbolischen Spatenstich dafür wird er aber nun nicht mehr vollziehen können. Ab kommender Woche ist Tim Richwien Geschäftsführer des Krankenhauses in Lüdinghausen, eine gute halbe Autostunde südlich von Münster. Auch diese Klinik gehört einem Verbund an, der Münsteraner Franziskus Stiftung; „und ich bin sehr dankbar über diese Perspektive“, sagt er. Denn Tim Richwien wuchs in Oldenburg nahe des Münsterlandes auf, er kehrt nun also wieder zurück in die Nähe seiner Familie. „Das war auch der ausschlaggebende Punkt, die Stelle in Radeberg aufzugeben“, sagt er. Und stellt gleich klar, dass er wirklich mit dem sprichwörtlichen weinenden Auge aus Radeberg weggeht. „Meine Verlobte und ich haben uns hier wirklich sehr, sehr wohlgefühlt – sind sogar schon ein Stück heimisch geworden“, unterstreicht er.

Wichtig: die Nähe der Großeltern

Und wer ihn kennt, weiß, dass er das nicht nur sagt, sondern auch tatsächlich so meint. „Aber wir sind jetzt mit über 30 in dem Alter, wo wir wirklich über das Thema Familienplanung nachdenken müssen“, beschreibt er. Und wenn man an Kinder denke, sagt Tim Richwien, „dann ist es immer von Vorteil, wenn die Großeltern in der Nähe sind“. Gerade in Führungspositionen, in denen es manchmal schwierig ist, die Kinder pünktlich aus der Kita abholen zu können – oder im Krankheitsfall einfach spontan zu Hause zu bleiben. „Und so haben wir uns die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht, hier wegzugehen“, unterstreicht Tim Richwien noch einmal.

Radeberg wird jedenfalls immer ein besonderer Ort für ihn bleiben. Denn nach dem Studium der Betriebswirtschaft im Gesundheitswesen arbeitete er nach verschiedenen Stationen als Klinikmanager im Hamburger Krankenhaus St. Georg, einer Klinik mit immerhin 750 Betten, und war gleichzeitig Verwaltungsleiter in der dazugehörigen Herz-Spezialklinik CardioCliniC in Hamburg-Harburg. Einem Krankenhaus mit nur 25 Betten. Aber Radeberg war sein erster Geschäftsführerposten, „und ich habe wirklich eine Menge wichtiger Erfahrungen gemacht und viele tolle Menschen kennengelernt“.

Leidenschaft zum Joggen entdeckt

In Radeberg hat er auch noch die Leidenschaft fürs Joggen entdeckt. Denn der ärztliche Direktor Dr. Matthias Czech überredete ihn im vergangenen Jahr, beim Radeberger Hüttertallauf mit dabei zu sein. Zehn Kilometer bergauf, bergab. Eine echte Herausforderung. „Und ich habe überlebt“, sagte Tim Richwien anschließend augenzwinkernd.

Und natürlich hätte Tim Richwien hier in Radeberg auch gern noch einen weiteren Paukenschlag verkündet; den Start des Neubaus der überörtlichen Gemeinschaftspraxis für Radiologie nämlich. Die soll ja bekanntlich gemeinsam mit dem neuen OP-Anbau entstehen. Auch hierfür hat Tim Richwien in den vergangenen Monaten den Weg mit bereitet. Das Ganze wird nun also demnächst sein Nachfolger verkünden können. Sebastian Eckert, den er seit einigen Tagen bereits einarbeitet. Und wer weiß, vielleicht schaut er ja zum Spatenstich noch einmal vorbei? „Zur Einweihung in jedem Fall“, verspricht er. Und Tim Richwien wird dann viele Leute treffen, die sich wirklich freuen werden, ihn wiederzusehen.