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Puppengeflüster in Pulsnitz

Gottfried Reinhardt (†) – Maler, Graphiker, Puppenspieler und ehrenamtlicher Diakon an der Russisch-Orthodoxen Kirche in Dresden – ist Kulturring-Thema.

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Pulsnitz. Am Mittwoch, dem 18. Juli, lädt um 19 Uhr der Ernst-Rietschel-Kulturring zu einem ganz besonderen Abend mit Vortrag und Puppenspiel in den Kultursaal der Helios Klinik Schloss Pulsnitz ein. Gottfried Reinhardt war mehrfach mit seinem Figurentheater in Pulsnitz zu erleben, wurde 1935 in Dresden geboren und starb vor fünf Jahren in seiner Geburtsstadt. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit war er ehrenamtlicher Diakon in der Russisch-Orthodoxen Kirche in Dresden.

Die Nachricht von seinem Tod verbreitete sich damals wie ein Lauffeuer. „Das kleine Welttheater bleibt geschlossen“, schrieb die Sächsische Zeitung. Nun, das stimmt nur bedingt. Gottfried Reinhardt hatte immer Menschen um sich, die ihm in guten und in kranken Tagen zur Seite standen. Dazu gehören ganz besonders Prof. Helmut Heinze, seine Frau Erica und ihre beiden Söhne Christoph und Ludwig. Ludwig Heinze konnte Gottfried Reinhardt dazu bewegen, einige seiner Puppenspiele aufzuzeichnen. Prof. Helmut Heinze schrieb zum 75. Geburtstag des Künstlers Reinhardt einen bis heute gültigen Text, in dem es u.a. heißt: „Die Hand voll Wasser kann Dich laben, Du musst nicht immer Wasserfälle haben.“ Das sagte der Teufel zu Hermann in dem Puppenspiel „Pique Dame“. Die großen Werke der Weltliteratur, wie König Ödipus, Faust, Iphigenie, aber auch die großen Opern, wie Don Giovanni, Pique Dame, La Traviata, der Freischütz haben Gottfried Reinhardt Stoff geboten für seine Stücke, die er für sein Puppentheater schrieb. Er füllte die alten Geschichten in neue Schläuche und zog verblüffende Parallelen zur Gegenwart.

In seinem Ein-Mann-Theater war er Dichter, Theaterdirektor, Puppengestalter, Regisseur, Bühnenbildner und Puppenspieler in einer Person. Sein zusammenlegbares Wandertheater aus Stäben und Stoffen war leicht aufzubauen und wieder abzubauen und fortzutragen. Eigentlich hatte er Architektur an der Technischen Universität in Dresden studiert, aber seine Begabung zog ihn zum Theater und zur Malerei. Noch während des Studiums hat er an der Fakultät Architektur bei Professor Nerlich als Wahlfach Technik des Holzschnitts belegt und nebenbei Mal- und Zeichenunterricht bei Otto Westphal genommen.

Oft hat er aber auch von seinem ersten Theatererlebnis erzählt, als er 1948 in der damaligen Volksoper Gittersee zum ersten Mal eine Oper sah, es war „Rigoletto“. In seinem Lebenslauf vermerkt er: „seitdem Opernmensch“. Gottfried Reinhardt hat auf einmalige Weise Theater und Malerei verbunden und mit seinen Puppen, mit den Kostümen und Bühnenbildern und seinem Spiel eine Art Gesamtkunstwerk geschaffen. „Im bildnerischen Schaffen“‘, schrieb Gottfried Reinhardt, „sprechen wir auch vom Motiv, das uns bewegt zum grafischen, malerischen, plastischen Gestalten, zum Künden von unserer Begeisterung in bildnerischer Form. So wird die Kunst, wenn sie frei ist von Zwängen irgendwelcher erfundener oder konstruierter Ismen, zum Pulsschlag des Glaubens und sie offenbart eine Haltung der Liebe und auch der Hoffnung.“

Prof. Helmut Heinze wird im Kultursaal einen Einführungsvortrag halten – und Ludwig Heinze zeigt im Anschluss die Aufzeichnung des Puppenspieles „Iphigenie“. Alle Interessierten sind sehr herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei! (SZ)