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Prügel statt Marihuana

Zwei mutmaßliche Dealer sollen einen Mann über Nacht in einer Wohnung gefangen gehalten, gequält und geschlagen haben. Dann kam die Polizei.

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© dpa

Von Alexander Schneider

Als Oussama F. am Abend des 1. Mai an der Tür eines „Bekannten“ klingelte, konnte er nicht ahnen, dass er sich wohl noch lange an die nun folgende Nacht erinnern wird. Was nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nun genau passiert sein soll, steht in einer Anklageschrift gegen zwei Männer, die sich seit Freitag vor dem Landgericht Dresden wegen Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung und bewaffneten Drogenhandels verantworten müssen.

Laut Anklage wollte Oussama F. in dem Hochhaus am Albert-Wolf-Platz für fünf Euro etwas Marihuana kaufen. Der 45-jährige Mieter der Wohnung 204, ein Asylbewerber aus Tunesien, soll als Dealer bekannt gewesen sein. Doch F. bekam kein Gras. Er wurde angeblich noch an der Tür geschlagen, in der Wohnung habe es dann weitere Schläge mit einem Baseballschläger gegeben. Der Mieter und ein Komplize sollen F. bezichtigt haben, dem 45-Jährigen einige Tage zuvor 2 000 Euro gestohlen zu haben. Die beiden Täter sollen den Mann sogar mit dessen Handy gefilmt und so getan haben, als riefen sie F.s Vater in Tunesien an, um von ihm das Geld zu fordern. Insgesamt sogar bis zu 2 300 Euro.

Waffen, Drogen und Geld

Mehrfach sei F. mit dem Baseballschläger verletzt worden. Die Männer sollen ihm sogar gezielt auf die Knie geschlagen haben. Bis zum nächsten Morgen wurde er gefangen gehalten. Um 6 Uhr stürmte die Polizei die Wohnung, befreite den Tunesier, nahm die beiden mutmaßlichen Täter fest und stellte Beweise sicher: den Baseballschläger, eine Machete, ein Schwert und ein Messer; Drogen: 117 Gramm Marihuana und 44 Gramm Crystal, Geld. In der Wohnung einer Freundin des 45-Jährigen im selben Haus fanden die Beamten weitere Beweise, die sie ihm zurechnen: 3 500 Euro, ein Luftgewehr und ein Elektroschocker.

Moncef A. (45) hat am ersten Prozesstag selbst nichts gesagt. Der Mitangeklagte Yassine A., ein 27-jähriger Marokkaner ließ über seinen Verteidiger Achim Schmidtke erklären, er habe mit der Sache nichts zu tun. Er habe weder F. geschlagen, noch anders auf ihn eingewirkt. Yassine A. habe sogar versucht, ihm zu helfen. Er sei im April nach Dresden gekommen, habe für einen Bekannten namens Jussuf bei Moncef A. Haschisch gekauft. So habe er ihn kennengelernt. Weil er Krach mit seiner Freundin gehabt habe, sei er drei Nächte bei Moncef A. untergekommen. Der 27-Jährige gab zu, dass er dem Mitangeklagten geholfen habe, die Drogen aus dem Fenster zu werfen, als die Polizei überraschend kam.

Laut Anklage soll sich noch ein dritter Mittäter in der Wohnung befunden haben, als F. dort überwältigt wurde. Gegen ihn wird auch ermittelt. Das Gericht hat vorerst drei weitere Verhandlungstage bis Mitte Dezember geplant.