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Proteste gegen Tempo 100 auf Rennstrecke

Bei Hohburkersdorf sollen Temposchilder verschwinden. Der Widerstand dagegen wächst – nun prüft das Amt erneut.

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© privat

Von Anja Weber

Hohburkersdorf. Noch stehen sie an der Straße zwischen Stürza und der Hocksteinschänke, die Verkehrsschilder mit der Geschwindigkeits- begrenzung auf 60 beziehungsweise 80 Stundenkilometer. Doch Anfang Juli wurden Pläne des Landratsamts Pirna bekannt, diese Schilder zu entfernen. Damit wäre hier Tempo 100 erlaubt.

© Grafik: SZ

Diesen Schritt hatte die Verkehrbehörde gegenüber der Stadt Hohnstein bereits angekündigt und sorgte damit für mächtig Wirbel bei den Anwohnern von Hohburkersdorf und Zeschnig und bei den Mitgliedern der „Fahrradweginitiative S 163“ um Helmar Nestroy und Konrad Weber. Sie wehren sich dagegen. „Wir organisieren weitere Protestaktionen, weil wir hier um die Sicherheit der Anwohner und der Radler fürchten“, sagt Helmar Nestroy.

Inzwischen sieht es so aus, als könnte der Protest Erfolg haben. Denn, statt die Temposchilder wie angekündigt abzuschrauben, hat sich die Verkehrsbehörde im Pirnaer Landratsamt Bedenkzeit genommen.

Die Sache wäre wohl nicht so brisant, wenn es nicht vor wenigen Monaten bereits Ärger beim Neubau des Straßenabschnitts gegeben hätte. Mit dem Rückbau der zuvor mitunter elf Meter breiten Trasse – sie war Teil einer ehemaligen Rennstrecke – auf normale Straßenbreite haben die Straßenbaubehörden die Situation für Radfahrer verschlechtert. Denn die Behörden hatten von vornherein nicht geplant, einen Radweg anzulegen. Radfahrer müssen sich die nun deutlich schmalere Fahrbahn nach wie vor mit den Autos teilen. Alle Proteste von Anwohnern, Fahrrad- und Tourismusverbänden verhallten ungehört.

Nun könnten noch die Geschwindigkeitsbeschränkungen fallen. Die Rad-Aktivisten um Helmar Nestroy und Konrad Weber laden deshalb wieder zum Widerstand auf zwei Rädern ein. Sie wollen zum einen gegen die Aufhebung des Tempolimits protestieren, zum anderen ein Zeichen dafür setzen, dass der Panorama-Fahrradweg entlang der S 163 doch noch gebaut wird. Die genauen Termine der Protest-Radtouren sollen noch bekannt gegeben werden.

Unterstützung bekommt die Initiative vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Sachsen (ADFC). Auch dessen Geschäftsführer Konrad Krause bezeichnet die geplante Aufhebung der Geschwindigkeitsbeschränkungen auf der alten Rennstrecke als gefährlich.

Die nun ins Spiel gebrachte Tempoänderung begründete das Landratsamt Pirna damit, dass die vormalige Reduzierung der Geschwindigkeit dem schlechten Straßenbelag geschuldet gewesen sei. Dieser Mangel sei mit dem Neubau beseitigt. Außerdem, so das Landratsamt, seien die Sichtachsen und die Einsehbarkeit der Straße gegeben, zudem seien Busbuchten angelegt, um die Sicherheit zu erhöhen. Auch deshalb sei keine Geschwindigkeitsreduzierung mehr nötig.

Bedenken dagegen hat auch das Hohnsteiner Rathaus. Bürgermeister Daniel Brade (SPD) legte sein Veto ein. Gerade an den beiden Ausfahrten in Hohburkersdorf an der Bushaltestelle sei die Strecke in Richtung Stürza schlecht einsehbar. Außerdem kreuzen vier Radweganbindungen die Straße: der Viebigtweg, der Hohburkersdorfer Rundblick, die Alte Heeselichter Straße und die Alte Stürzaer Straße.

Im Landratsamt Pirna hat man die Proteste wohl vernommen. Man gibt sich Bedenkzeit. Zu der Thematik werde es zunächst noch Abstimmungen mit der Polizei und dem Straßenbaulastträger geben, sagt Beigeordneter Heiko Weigel. Das Ergebnis sei offen. Die Anwohner wollen ihren Argumenten nun weiter Nachdruck verleihen. „Wir sind in tiefer Sorge um die Sicherheit im Straßenverkehr für Fahrradfahrer und Fußgänger entlang der alten Rennstrecke“, sagt Helmar Nestroy.