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Promi-Alarm in Moritzburg

Am Schloss passieren nachts ungewöhnliche Dinge. Filmstars wurden in der Nähe auch schon gesichtet.

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© Eric Münch

Von Sven Görner und Ines Scholze-Luft

Moritzburg. Das seit voriger Woche für Besucher geschlossene einstige Jagdschloss der Wettiner sorgte in den vergangenen Tagen vor allem bei von weiter her angereisten Touristen für Verdruss. Zwar zogen die vielen Transporter und das emsige Treiben auf der Terrasse und im Park die Blicke auf sich, aber von den eigentlichen Dreharbeiten zum neuen Hollywood-Film „Drei Engel für Charlie“ gab es dort als Entschädigung für das geschlossene Barockschloss nichts zu sehen.

Auf der Terrasse und im Park wurde in den vergangenen Tagen viel Technik aufgebaut.
Auf der Terrasse und im Park wurde in den vergangenen Tagen viel Technik aufgebaut. © Sven Görner
Die Basis der Hollywood-Filmcrew auf dem Kutschgeteich-Parkplatz.
Die Basis der Hollywood-Filmcrew auf dem Kutschgeteich-Parkplatz. © Norbert Millauer
Lichthirsche huschen über die Schlossfassade vorm Monströsensaal.
Lichthirsche huschen über die Schlossfassade vorm Monströsensaal. © Catharina Karlshaus

Und auch an den auf dem Schlossparkplatz aufgestellten großen Zelten und den am Kutschgeteich-Parkplatz postierten Wohnwagen des Filmtrosses gab es kaum etwas zu entdecken. Was nicht nur daran lag, dass die aufgestellten Bauzäune mit Planen blickdicht gemacht wurden.

Doch seit der Nacht zum Dienstag tut sich nun etwas am Schloss. Nicht nur, dass es auf der Insel ungewohnt laut zu ging, wie Anwohner berichteten. Auf der dem Ort zugewandten Schlossseite bewegten sich zudem mit Licht projizierte Hirsche über die Fassade. Direkt über dem Haupteingang, der derzeit von einer Art Bühne oder Vorbau verdeckt ist. Die Fenster des Monströsensaals in der ersten Etage, über die die leuchtenden Tiere huschten, waren erleuchtet.

Schon August der Starke feierte am und im Moritzburger Barockschloss rauschende Feste. Und auch bei den zu drehenden Filmszenen geht es offenbar um eine große Party. Darauf deutet neben dem nächtlichen Treiben die Tatsache hin, dass die Kostümführung am vergangenen Sonntag – einige der wenigen, die bis zum 24. Oktober nicht abgesagt wurden – das Prachtstück des Schlosses, den Speisesaal, diesmal nicht mit im Programm hatte. Wo ließen sich in Moritzburg besser mondäne Partyeinstellungen drehen als in dem hohen Saal mit seiner einzigartigen Jagdtrophäensammlung.

Und es gibt noch ein Indiz für die Annahme, dass Hollywood das Wasser- zum Partyschloss umfunktioniert. Zwar wurden bisher vor Ort weder die Stars der Produktion – wie Kristen Stewart, Naomi Scott oder Ella Balinska – noch Kleindarsteller gesichtet. Bekannt ist aber, wen die Agentur Filmgesichter vor einiger Zeit für Dreharbeiten eines großen amerikanischen Kinofilmes mit internationaler Starbesetzung in Dresden und Umgebung gesucht hat. Neben den Stars mit vor der Kamera stehen sollen über 300 Leute, die nicht zu alt, aber auch nicht zu jung sein dürfen.

Damen und Herren von 18 bis 50 Jahren, die bei großen Partyszenen mitwirken sollen, als Models, Vertreter der internationalen Mode- und Fashion-Szene, Hipster, Reiche und Schöne, Mitglieder der Schickeria, der oberen Gesellschaftsschicht, sogenannte Paradiesvögel und It-Girls, ebenso Influencer, Blogger, Prominente, VIPs – so die Information auf der Internetseite der Agentur. Die besonders interessiert war an außergewöhnlichen und extrovertierten Menschen, die sich durch extravaganten oder schicken Stil hervorheben.

Befürchtungen, man müsse sich für die Dreharbeiten wochenlang freinehmen, entkräftete die Agentur-Angabe, dass Komparsen etwa drei bis vier Tage zum Einsatz kommen. Und mit üblichen Komparsengagen ab 89 Euro vergütet werden, Models erhalten höhere Gagen, heißt es.

Dafür, dass es nun ernst wird mit dem Hollywooddreh in Moritzburg, gibt es neben dem nächtlichen noch einen ganz entscheidenden Hinweis: Am Dienstagabend wurden Kristen Stewart, eine der Drei-Engel-Darstellerinnen, und Regisseurin Elizabeth Banks beim Verlassen des Kempinski Taschenbergpalais Dresden gesehen. Mehr als ein kurzer Blick war nicht zu erhaschen, schreibt die Dresdner Morgenpost, dann seien sie zum Drehort chauffiert worden. Gesehen haben sie Anwohner dort aber nicht.

Zu sehen war dagegen am Mittwoch am Schloss allerhand aufgebaute Technik, überall armdicke Stromleitungen und kleinere Schilder in Pfeilform, die die Wege zum Set, zum Catering und zu Extras wiesen. Letzteres zeigte auf die Hofküche. Spektakuläres gab es aber auch dort beim Blick durch die Fenster nicht zu entdecken. Zu sehen waren lediglich Biertischgarnituren. Außen neben der Tür gab es beim Filmcatering gestern Nachmittag Wiener Schnitzel, Hühnchen mit Tofu und als vegetarische Alternative Reis aus dem Wok.

Ein Tankfahrzeug sorgte indes nicht weit davon entfernt dafür, dass die Stromaggregate der Filmcrew auch in der bevorstehenden Nacht wieder genügend Power für Charlies Engel liefern können.

Am frühen Abend erwachte dann auch ganz langsam das Leben in den beiden Zelt- und Wagenburgen auf den Parkplätzen.