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Pro Jahr drei Prozent der öffentlichen Gebäude sanieren

Auf die Kommunen kommt mit der neuen EU-Richtlinie jede Menge Arbeit zu.

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© dpa

Von Detlef Drewes, SZ-Korrespondent in Brüssel

Das Ziel ist ambitioniert: Bis 2050 will die EU den -Ausstoß um 80 bis 95 Prozent senken – gegenüber dem Vergleichsjahr 1990. Schon vor acht Jahren hatte die Brüsseler Kommission deshalb Vorschriften für die Sanierung öffentlicher Gebäude erlassen. Doch die EU-Staaten zogen nicht mit. Statt der nötigen drei Prozent der Wohnungsbauten in öffentlicher Hand lag die Umrüstungsrate auf energieeffiziente Gebäude zuletzt zwischen 0,4 und 1,2 Prozent jährlich. Auch Deutschland hinkt hinterher. Das soll nun anders werden: „Eine Umrüstung der Bauten wird allen helfen: dem Klima, den Etats der Kommunen und den Portemonnaies der Bürger“, sagte der Berichterstatter für das Thema, der christdemokratische Europa-Abgeordnete Bendt Bendtson. Voraussetzung dafür seien erheblich mehr finanzielle Anstrengungen in den Mitgliedstaaten. Eine Studie der Klimaberatungsagentur Ecofys im Auftrag des Verbandes europäischer Dämmstoffhersteller (Eurima) belegt, dass die Aufwendungen um das Fünffache auf 60 bis 100 Milliarden Euro für alle Mitgliedstaaten gesteigert werden müssen. Nach Angaben der EU-Kommission sind derzeit 75 Prozent aller öffentlichen Gebäude – von Rathäusern über Schulen bis hin zu kommunalen Kliniken – unter Aspekten des Klimaschutzes „völlig ineffizient“. Selbst für private Haushalte würden die Vorteile überwiegen: Pro Jahr ließen sich rund 1 000 Euro sparen, wenn Wohngebäude in die Anstrengungen einbezogen würden. Nun liegen klare Renovierungsstrategien vor, die vor allem ein Ziel haben: das intelligente Energiesparhaus. Bis Ende nächsten Jahres, so beschlossen die EU-Parlamentarier, soll die Kommission einen Vorschlag für ein selbstlernendes Haus entwerfen. Gemeint sind „digitale Systeme der Gebäude-Automatisierung, die den Energieverbrauch kontinuierlich überwachen, analysieren und anpassen“, wie die energiepolitische Fachfrau der Europa-SPD, Martina Werner, erklärte. Mithilfe solcher Systeme könnten Häuser auch die Wohn-Eigenschaften ihrer Nutzer erkennen und selbsttätig eingreifen, um Energie zu sparen. Hinzu müssten weitere Maßnahmen wie Wärmeschutz und ein Verzicht auf fossile Brennstoffe für Heizung sowie Warmwasser-Gewinnung kommen.

Gleichzeitig setzt die neue Richtlinie Anreize für die Elektromobilität. In neuen oder renovierten Wohngebäuden mit Tiefgaragen muss künftig pro zehn Stellplätze eine Zapfsäule für Strom installiert werden – in allen anderen Gebäuden sogar eine elektrische „Tankstelle“ für jeweils zwei Abstellplätze. Damit wollen die EU-Politiker den Verbraucher ermutigen, bei der Neuanschaffung eines Autos eher zu einem Elektroantrieb zu greifen. „Wir müssen den Wandel zu einer Null-Emissionen-Gesellschaft so stark beschleunigen wie möglich“, sagte der liberale Europa-Politiker Gerben-Jan Gerbrandy. In Deutschland sind für energieeffiziente Neubauten und Renovierungen bereits zahlreiche Finanzierungs-Instrumente der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eingerichtet worden. Viele andere Mitgliedstaaten liegen da noch zurück. Doch die neue Richtlinie macht nun allen Druck. Sie tritt voraussichtlich Ende Juli 2018 in Kraft. Danach haben die Mitgliedstaaten bis Anfang 2020 Zeit, das europäische Gesetz in ihr nationales Recht zu übernehmen. Wenigstens da ist die Bundesrepublik schon sehr viel weiter als die meisten anderen.