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Preis für Schließfächer verdoppelt

Die Sparkasse Meißen verweist auf höhere Betriebskosten. Ansonsten hält sie sich bei dem Thema sehr bedeckt.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Lajos Palfalvi geht es ums Prinzip, das macht er gleich zu Beginn deutlich. Sichtlich aufgebracht erzählt er von dem Schreiben der Sparkasse, das vor etwa einer Woche in seinem Briefkasten landete. Darin kündigt die Bank an, dass sich der Preis für das Schließfach erhöhen werde, das Palfalvi seit einigen Jahren angemietet hat. 73,50 Euro soll der Riesaer in diesem Jahr bezahlen, ab 2017 dann jährlich 84 Euro. Auf den Monat gerechnet nicht allzu viel Geld, sagt auch Palfalvi. „Aber trotzdem wäre das eine Steigerung von 100 Prozent.“ Denn bisher zahlte er lediglich 42 Euro im Jahr.

Die Volksbank will die Preise für ihre Fächer beibehalten.
Die Volksbank will die Preise für ihre Fächer beibehalten. © Sebastian Schultz

Die Sparkasse begründet den Preisanstieg auf Nachfrage der Sächsischen Zeitung in erster Linie mit den seit Jahren kontinuierlich gestiegenen Betriebskosten. „Hinter unserer Schließfachanlage steht ein Transportsystem, ähnlich wie man das von Flughäfen kennt“, erklärt Sprecher Ralf Krumbiegel. Der Kunde gibt dabei eine Geheimzahl ein, der Automat transportiert dann das entsprechende Schließfach an den Schalter. Diese Technik sei aber eben sehr teuer und wartungsintensiv, sagt Krumbiegel. Genauere Kosten nennt der Sprecher nicht. In einem Schreiben an die Kunden weist die Sparkasse außerdem darauf hin, dass sich die Versicherungskosten in den vergangenen Jahren erhöht hätten. „Allerdings haben wir seit 2007 konstante Preise für die Nutzung berechnet“, betont der Sprecher.

DDR-Dokumente unter Verschluss

Für Lajos Palfalvi zählt dieses Argument wenig. „Es geht mir ja nicht um die 42 Euro“, sagt er. Dass der Preis sich auf einen Schlag verdoppeln soll, dafür habe er kein Verständnis. Zumal sich die Konkurrenz in Riesa weiterhin günstigere Schließfächer leisten kann. Die Volksbank-Filiale wenige Meter entfernt beispielsweise bietet seit den 90er Jahren ebenfalls Schließfächer an. Je nach deren Größe zahlen die Kunden dort derzeit zwischen 36 und 96 Euro im Jahr, sagt Kerstin Harsch vom Vertriebsmanagement der Bank. Gemietet werden könne aber auch für einen kürzeren Zeitraum.

Anders als bei der Sparkasse befinden sich die Schließfächer der Volksbank noch in einem unterirdischen Tresorraum: Hinter einer dicken Stahltür liegt die Schließfachanlage mit insgesamt 1 200 Fächern. Wichtigster Unterschied zu den Sparkassen-Schließfächern: Weil der Tresorraum im Inneren der Bank liegt, können die Kunden nur während der Öffnungszeiten auf ihre Fächer zugreifen. Die Schließfachanlage der Sparkasse hingegen ist mithilfe eines Schlüssels und der EC-Karte über einen separaten Eingang zu erreichen, und zwar 24 Stunden am Tag, so Sparkassen-Sprecher Ralf Krumbiegel.

Was in den Fächern lagert, wissen auch die Bankmitarbeiter nicht genau, sagt Harsch. Erfahrungsgemäß seien es aber neben kleinen Kostbarkeiten vor allem wichtige Unterlagen oder Dokumente, die die Riesaer lieber bei der Bank wegschließen, statt sie zu Hause aufzubewahren. „Es geht da vor allem um Dokumente, die man nicht mehr neu ausstellen lassen kann – zum Beispiel von alten Arbeitgebern aus DDR-Zeiten.“ Eine Preiserhöhung wie die Sparkasse plane die Volksbank Riesa derzeit nicht, sagt Harsch.

Nicht nur auf Mietpreise achten

Gleiches gilt für die Deutsche Bank. Von 59,50 Euro an aufwärts kostet dort ein Schließfach. Für die größten Fächer müssen die Kunden aber auch tief in die Tasche greifen. Wer mehr als 144 000 Kubikzentimeter Stauraum benötigt, der muss laut Preisliste der Deutschen Bank 476 Euro im Jahr zahlen. Wer sich ein Schließfach zulegen möchte, der sollte laut Stiftung Warentest allerdings nicht nur auf die bloßen Mietpreise achten – sondern auch darauf, ob die Versicherung des Schließfachs im Preis enthalten ist. Bei der Sparkasse sei der Inhalt beispielsweise bis 10 000 Euro versichert, sagt Sprecher Sebastian Krumbiegel.

Das ist laut Stiftung Warentest nicht bei jeder Bank der Fall. „Man sollte auch genau nachfragen, was die Versicherung abdeckt“, rät Andrea Heier von der Verbraucherzentrale Sachsen. Sie verweist auf die Hochwasserschäden aus dem Jahr 2013. Damals seien auch Bankschließfächer betroffen gewesen. Aber nicht jede Versicherung zahle solche Schäden. Generell müsse aber jeder Kunde selbst abschätzen, ob er denn eine Versicherung für die Wertgegenstände braucht, die er im Banksafe aufbewahren möchte. „Wichtig wäre außerdem, dass man nachweisen kann, was alles drin lag. Entweder mithilfe von Fotos oder Zeugen“, sagt Heier.

Lajos Palfalvi will sein altes Schließfach nun auflösen und sich ein neues suchen. Allzu viele Schwierigkeiten wird ihm das wohl nicht bereiten: Zwar halten sich die Banken sehr bedeckt, was die genauen Auslastungszahlen angeht. Sie alle bestätigen aber, dass es noch freie Schließfächer gebe.