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Preis für 12 000 glückliche Hühner

Für vorbildliche Tierhaltung wurde am Freitag der Landwirtschaftsbetrieb Pietzschke in Schönbach als bester Legehennenhalter in Sachsen geehrt.

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© Matthias Weber

Von Holger Gutte

Schönbach. Gerade mal 18 Wochen sind die Legehennen alt, wenn sie zu Patrick Pietzschke in seinen Landwirtschaftsbetrieb in Schönbach kommen. Sie haben Glück. Sie werden glückliche Hühner. Der Familienbetrieb hat viel dafür investiert. Für knapp eine Million Euro ist hier seit 2013 die Legehennenhaltung modernisiert worden. Zwei Jahre vorher hatte er damals den Landwirtschaftsbetrieb Pietzschke von seinem Vater übernommen. Viel hat sich seither verändert.

Ingrid Tischer (rechts) und Michaela Pfeiffer bei der Qualitätskontrolle der Eier.
Ingrid Tischer (rechts) und Michaela Pfeiffer bei der Qualitätskontrolle der Eier. © Matthias Weber
Pietzschkes Legehennen sind glückliche Hühner und werden in Freilandhaltung gehalten.
Pietzschkes Legehennen sind glückliche Hühner und werden in Freilandhaltung gehalten. © Matthias Weber

Soviel, dass der Familienbetrieb am Freitag als Bester im Wettbewerb „Tiergerechte und umweltverträgliche Haltung“ in der Kategorie konventionelle Legehennenhaltung ausgezeichnet wurde. „Die Haltung der Legehennen hier habe die Jury überzeugt“, schilderte Staatssekretär Frank Pfeil bei der Preisverleihung. Landwirtschaftsministerium und Landesbauernverband organisieren alle zwei Jahre diesen Wettbewerb jeweils in verschiedenen Kategorien. Betriebe wie dieser müssen mehr auf sich aufmerksam machen, dass es solche Tierhaltung in Sachsen gibt. „Das bedarf natürlich schon eines gewissen Mutes, um nicht als Großbetrieb abgestempelt zu werden“, sagt der Staatssekretär.

12 000 Legehennen hält der Familienbetrieb in vier Abteilungen in seinen Ställen. Das klingt viel. Trotzdem sieht man beim Rundgang, der nur in hygienisch sauberer Schutzkleidung gestattet ist, sofort, dass es hier keine Massentierhaltung gibt. Die Hennen haben im Stall genügend Auslauf und können sich frei bewegen. Licht und Wärme wird in den Ställen elektronisch so geregelt, dass sich die Tiere wohlfühlen. „Das werden sie auch beim Rundgang sehen, da gibt es kein aufgeregtes Hin- und Herflattern“, sagt der Firmenchef. Wird es zu staubig im Stall, schaltet sich eine Sprinkleranlage ein. Die Hühner lieben das. Sie wechseln selbstständig in den künstlich angelegten Nesterbereich, wenn sie ihr tägliches Ei legen wollen. Das macht es für die insgesamt zehn Mitarbeiter einfacher. Dennoch müssen sie noch einige Eier mit der Hand einsammeln und die einzelnen Bereiche danach absuchen.

„Im ersten Jahr legt eine Henne bei uns etwa 300 Eier“, erzählt Patrick Pietzschke. Das liegt zwar etwas unter dem Landesdurchschnitt von 305 Eiern, aber er ist damit zufrieden. Bei ihm legen die Hennen sogar noch ein zweites Jahr. Und bringen es dann immerhin auch noch auf 270 Eier pro Huhn im Jahr. Dazwischen gönnt er ihnen aber vier Wochen Ruhe mit Schonkost, um sich regenerieren zu können Temperatur und Licht werden in dieser Zeit so geregelt, dass sie von Natur aus keine Eier legen, schildert er.

Da er die Junghennen in verschiedenen Zyklen kauft, hat er so das ganze Jahr hindurch immer Eier. „Gut 10 000 Stück werden täglich verpackt. Patrick Pietzschke ist froh, dass er sich eine Eiersortiermaschine angeschafft hat. Auf einem Band rollen hier die Eier in einen separaten Bereich im Stallgebäude. Hier werden sie gestempelt, automatisch gewogen und in die handelsüblichen vier Gewichtsklassen unterteilt. Danach rollen sie auf dem Band weiter zur Verpackungsmaschine. Die Eier vom Landwirtschaftsbetrieb Pietzschke gibt es bei Edeka, Rewe und Kaufland und natürlich im eigenen Hofladen, aber auch in kleineren Geschäften der Umgebung,

Aber in Pietzschkes Hofladen gibt es nicht nur Eier. Aus den für den Verkauf als zu klein befundenen Eiern wird Eierlikor gemacht. Der ist hier in über 20 Sorten erhältlich und hat es sogar in die Regale der Supermärkte geschafft. Und etwa die Hälfte der Legehennen landet nach zwei Jahren nicht, wie üblich, beim Großschlachthof in Hamburg. Sie werden in Schönbach direkt vermarktet – als Suppenhuhn oder schon zubereitet als Hühnersuppe im Glas. „Da braucht man nur noch Nudeln dazuzugeben und hat eine schöne Hühnersuppe“, empfiehlt er. Und logisch, dass in der Fleischerei im Hof auch die Produkte aus der eigenen Rinder- und Schweine-Haltung direkt vermarktet beziehungsweise auf Wochenmärkten verkauft werden.