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Postplatz bekommt seine runde Ecke

Der markante Siebengeschosser wird besonders gestaltet. Im Untergrund wurden Mauern der Bastion Saturn erhalten.

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© Sven Ellger

Von Peter Hilbert

Eine Betonpumpe dröhnt am Postplatz, ihr langer schwarzer Schlauch ragt empor. Wo vor einem Jahr noch eine Freifläche zwischen Wall- und Marienstraße klaffte, nimmt die neue Südseite des Postplatzes schon sichtbare Konturen an. Das wird eine runde Ecke, erläutert Cunar Meyer. Der Architekt ist Projektleiter des Mannheimer Investors Fay Projects, der für rund 100 Millionen Euro den siebenstöckigen Neubau an dem zentralen Platz errichtet.

In über zehn Metern Höhe wird dieser grüne Innenhof im Neubau angelegt. Denn nur in den oberen vier Etagen des Neubaus sind Wohnungen vorgesehen.
In über zehn Metern Höhe wird dieser grüne Innenhof im Neubau angelegt. Denn nur in den oberen vier Etagen des Neubaus sind Wohnungen vorgesehen. © Fay Projects

Die Architektur: Klinkerfassade und sogar gebogene Scheiben

Besonderer Aufwand sei dafür betrieben worden, dass der Komplex städtebaulich gut zum Postplatz passt. Zwar habe es Vorgaben der Stadt im Bebauungsplan gegeben. Zudem wurde aber ein Fassadenwettbewerb durchgeführt, an dem sich drei Architekturbüros beteiligt hatten. Durchgesetzt hatte sich ein Siegerentwurf der Dresdner Tchoban Voss Architekten mit einer wärmegedämmten Klinkerfassade. Vor den benachbarten Baucontainern ist bereits eine Musterfläche mit diesen speziellen, sandsteinfarbenen Ziegeln zu sehen. „Das ist eine sehr hochwertige Fassade, die lange hält“, versichert Meyer. Allerdings sei sie auch deutlich teurer als die verputzte Oberfläche, die beim sogenannten Wärmedämm-Verbundsystem zu sehen ist.

Die Fassade habe Vorsprünge, um sie plastisch zu gestalten. Das Besondere seien die runden Ecken des Neubaus am Postplatz. Im Erdgeschoss und dem ersten Stock sind nicht nur die Wände, sondern auch die Fensterscheiben gebogen. „Die abgerundeten Ecken lassen das Gebäude in die Straßenzüge weich einmünden“, hatte Holm Zink von den Tchoban Voss Architekten schon einmal den Sinn erläutert.

Die Stadtbefestigung: Alte Mauern der Bastion noch in gutem Zustand

Viel Aufwand war nötig, um die steinernen Zeugen der Stadtgeschichte im Untergrund zu erhalten. Denn unter der Ecke Postplatz/Marienstraße liegen Teile der Bastion Saturn. Mit der Auswahl Dresdens als Residenzstadt 1485 wurden die alten Stadtmauern durch gewaltige Festungsbauwerke mit sieben Bastionen ersetzt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Festungsbauwerke oberirdisch abgerissen. Erhalten blieben nur die nördlichen Abschnitte mit der weltbekannten Brühlschen Terrasse. Die heutigen Tiefbauer waren einen knappen Meter unter der Oberfläche auf die Mauern der Bastion Saturn gestoßen. „Bei den archäologischen Untersuchungen hatte sich heraus gestellt, dass sie sehr gut erhalten sind“, berichtet Meyer. Ein Abriss kam nicht infrage. Also wurde der Bauplan geändert, ein Teil der geplanten zweistöckigen Tiefgarage abgeknapst. Die Wände des Fundaments mussten rechtwinklig um die Mauern gezogen werden, die so komplett erhalten bleiben. Damit der Neubau an dieser Ecke dennoch auf einem sicheren Fundament steht, wurden neben der Mauer sieben jeweils zwölf Meter lange Stahlbeton-Bohrpfähle in den Untergrund getrieben, erklärt der Projektleiter.

Die Besonderheit: Grüner Innenhof in über zehn Metern Höhe

Im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss dominiert künftig der Handel. Einziehen werden unter anderem ein Rewe- sowie ein Drogeriemarkt, eine Apotheke und auch Wenzels Prager Bierstuben. „Etwa 80 Prozent haben wir schon vermietet“, sagt Meyer. Das zweite Obergeschoss wird an ein Fitness-Studio vermietet.

Im dritten bis sechsten Stock entstehen 68 Wohnungen. Sie werden spätestens ab zweitem Quartal 2019 vermietet. Dann wird es auch eine Musterwohnung geben. Die Mietpreise würden derzeit noch nicht feststehen. Fay Projects als Projektentwickler plane ohnehin, dass das gesamte Gebäude an einen Investor verkauft wird. Im dritten Stock wird ein grüner Innenhof mit Bäumen, Terrassen und einem kleinen Spielplatz angelegt.

Der Plan: Im Sommer 2019 können die Mieter einziehen

Im Herbst 2017 hatte der Bau begonnen. In der Baugrube war eine sogenannte weiße Wanne errichtet worden. Dabei handelt es sich um einen Stahlbetontrog mit Bodenplatte und Seitenwänden, der wasserdicht ist. Das ist in dem Gebiet an der Elbe üblich und nötig. Anfang Mai war der Rohbau im Untergrund fertig. Derzeit werden die Decken über dem vierten Obergeschoss betoniert. „Damit sind wir zu 90 Prozent fertig“, so der Projektleiter. Begonnen wurde bereits mit den Arbeiten am fünften Stock.

„Der Rohbau soll im November stehen“, nennt er den nächsten Schritt. Die runde Ecke wird im dritten Quartal 2019 fertig. Das ist das erste Gebäude von Fay Projects in Dresden. Die Firma hatte unter anderem Neubauten in Frankfurt, Berlin, Köln und Düsseldorf errichtet.