Von Jana Ulbrich
Waltersdorf. Mittwoch wie ein Lauffeuer vom Zittauer Gebirge bis in den Hochwald: In der Nacht hat die Polizei in Waltersdorf zwei Garageneinbrecher auf frischer Tat geschnappt. Der Garagenbesitzer hatte die Diebe bemerkt und sofort die Polizei gerufen. Eine Streife der Bundespolizei konnte die beiden 36 und 29 Jahre alten Tschechen vorläufig festnehmen. Im Auto, einem Skoda Oktavia, fanden sich Diebesgut und Einbruchswerkzeuge.
„Wir sind damit einen wichtigen Schritt vorangekommen“, sagt der Görlitzer Polizeisprecher Thomas Knaup. Geprüft wird jetzt, welche Verbindungen den beiden Tschechen auch noch zu weiteren Garageneinbrüchen nachgewiesen werden können. Denn da hat es zwischen Zittau und Bischofswerda in den letzten Wochen sehr viele gegeben. Allein seit September hat die Polizei in den Orten entlang der tschechischen Grenze fast 100 Fälle registriert. Schon länger gehen die Kriminalisten davon aus, dass hier eine gut organisierte Bande aus dem tschechischen Grenzgebiet am Werk ist. Ihre Masche ist immer die gleiche: Die Diebe kommen im Schutz der Dunkelheit, brechen die Schlösser der Garagentore auf und holen alles heraus, was sich schnell auf Fahrzeuge aufladen und jenseits der Grenze mühelos zu Geld machen lässt: komplette Radsätze und Autoteile, Rasenmäher und andere Gartengeräte, Fahrräder, Werkzeuge.
Aus der Garage von Sascha Schult in Kirschau verschwand letzte Woche sogar eine Motocrossmaschine, sein ganzer hart ersparter Stolz – möglicherweise in einem hellen Caddy mit tschechischem Kennzeichen, den Nachbarn in dieser Nacht noch davonfahren gesehen haben. So ein Caddy, erzählt der 28-Jährige, sei auch schon an Garagen in Wehrsdorf aufgefallen und in Olbersdorf. Das weiß er, sagt er, weil er und andere Geschädigte sich über Facebook austauschen. Bei Facebook hat er auch die Bilder seiner grün-weißen Kawasaki gepostet. „Ich will, dass mein Motorrad so bekannt wird, dass die Diebe keinen Bock mehr haben, es irgendwem zu verkaufen“, sagt der Kirschauer. Und jetzt, nach den beiden Festnahmen im Zittauer Gebirge, sei auch seine Hoffnung wieder gewachsen, die heiß geliebte Maschine wiederzubekommen.
Aus dem Polizeibericht vom Mittwoch
Die Polizei ist den Tätern auf den Fersen. Es gibt Hinweise auf verschiedene Fahrzeuge mit tschechischen Kennzeichen aus den Regionen Liberec oder Usti nad Labem. Kriminaltechniker haben Schuh- und Reifenabdrücke und weitere auffällige Einbruchspuren gesichert und werten gerade aus, ob sie konkrete Hinweise auf Täter oder Tatwerkzeug geben können. Um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden, will Polizeisprecher Thomas Knaup hier aber nicht weiter ins Detail gehen.
„Unser Bestreben ist es, diese Personen beweissicher ermitteln zu können und sie nach Möglichkeit sogar auf frischer Tat zu stellen“, erklärt Knaup. Denn selbst, wenn Werkzeuge, Gartengeräte oder Winterreifen irgendwo im Schluckenauer Zipfel sichergestellt würden, müsste erst einmal sicher bewiesen werden, welchem konkreten Fall sie zugeordnet werden könnten, beschreibt der Polizeisprecher das Problem. Das sei bei der Kawasaki, an der ihr Besitzer jede Schraube kennt, noch gut möglich. Aber bei der Bohrmaschine oder den Winterreifen werde das schon schwieriger. „Eine beweissichere Aufklärung ist Voraussetzung für die Strafverfolgung durch die Justiz“, sagt Knaup.
Die Polizei hat ihre Aktivitäten in der grenznahen Region weiter verstärkt. Neben Streifen der Reviere Bautzen und Zittau-Oberland kommen zusätzlich Beamte des Einsatzzuges der Polizeidirektion und Diensthunde zum Einsatz, bestätigt Thomas Knaup. Auch arbeiten die Ermittler in diesem Fall eng mit den Kollegen der tschechischen Partnerdienststellen in Liberec und Usti nad Labem zusammen. Es gäbe „deutliche Hinweise“ auf Täter und Tätergruppierungen in Tschechien.
Inwieweit die beiden Festnahmen in der Nacht zum Mittwoch zur weiteren Aufklärung der Einbruchsserie beitragen können, werden die Ermittlungen in den nächsten Tagen zeigen. Polizeisprecher Thomas Knaup ist optimistisch, dass die Polizei den Seriendieben früher oder später das Handwerk legen wird.
Die Polizei bittet Anwohner weiterhin um besondere Aufmerksamkeit. Wer Verdächtiges wahrnimmt, sollte sich umgehend an die Polizei wenden (über den Notruf oder telefonisch an jede Polizeidienststelle).