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Plötzlicher Abschied vom Kita-Neubau

Die alte Apotheke in Tharandt wird bald abgerissen. Doch an deren Stelle eine Kita zu bauen, ist wohl doch zu teuer.

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© arl-Ludwig Oberthür

Von Verena Schulenburg

Tharandt. Eigentlich sollte sich hier, wo derzeit noch die alte Apotheke in Tharandt steht, bald der Nachwuchs in einem Kita-Neubau tummeln. Doch nun nimmt die Stadt unverhofft Abstand von diesen Plänen.

Die Stadträte haben am Donnerstag die Verwaltung damit beauftragt, zu überprüfen, ob es alternative Standorte für eine neue Kindertagesstätte in Tharandt gibt. Dazu hat das Gremium extra die Sommerpause unterbrochen und eine Sondersitzung einberufen.

Was ist plötzlich das Problem? Es habe sich gezeigt, dass das Vorhaben „angesichts des derzeitigen Planungsstandes und mit Blick auf die vorgelegte Kostenschätzung wirtschaftlich nicht mehr tragfähig ist“, teilt Pressesprecher Alexander Jäkel mit. Ausschlaggebend für diese Entscheidung seien die „seit Projektbeginn fortlaufenden Kostensteigerungen“ gewesen. Kürzlich hätten diese bereits bei rund 500 000 Euro gelegen. Nach aktuellen Planungen geht die Stadtspitze davon aus, dass die neue Kindereinrichtung am besagten Standort 1,66 Millionen Euro kosten würde.

Die Stadträte seien sich darin einig gewesen, dass angesichts der Entwicklungen in der Baubranche mit weiteren Kostensteigerungen gerechnet werden müsse. „Unter diesen Umständen ist die Finanzierung des bisher geplanten Vorhabens derzeit nicht gegeben“, erklärt Alexander Jäkel.

Steigende Baupreise machen der Stadt Tharandt derzeit schon an der Grundschule „Bernhard Hantzsch“ im Kurort Hartha zu schaffen. Sie wird umfangreich saniert. Das gesamte Projekt kostet nach jetzigem Stand 5,2 Millionen Euro. Um das Bauvorhaben zu stemmen, muss die Forststadt bereits einen erheblichen Eigenanteil von 3,12 Millionen Euro aufbringen.

Aber nicht nur die steigenden Baukosten würden das geplante Kita-Projekt auf der Roßmäßlerstraße 42 zum Kippen bringen. Auch die finanzielle Unterstützung von Bund, Freistaat Sachsen und dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sei zu gering. Die Förderung sei bei etwa 650 000 Euro gedeckelt. Bei Gesamtkosten von 1,66 Millionen Euro ergebe das eine Förderquote von rund 40 Prozent, ähnlich wie bei der Harthaer Grundschule. „Alle weiteren zu befürchtenden Kostensteigerungen gingen daher einseitig voll zulasten der Stadt und würden die Investitionsspielräume für andere wichtige Infrastrukturaufgaben unnötig stark beschränken“, erklärt Alexander Jäkel. Eben genau das wäre aus Sicht aller Stadtvertreter nicht tragbar.

Ist das Projekt Kita-Neubau damit gescheitert? Noch nicht. Betreuungsplätze werden in Tharandt dringend gebraucht, auch künftig. Platz für 54 Kinder wollte die Stadt eigentlich auf jenem Grundstück schaffen. Nun will die Verwaltung alternative Standorte dahingehend überprüfen, ob dort eine Betriebserlaubnis für eine neue Kita zu erlangen wäre und wie groß die Investition an anderer Stelle wären. Dazu wird sich gesondert eine Arbeitsgruppe aus Stadtvertretern verständigen. Um welche alternativen Grundstücke es sich hierbei handelt, ist unklar. Sobald die Lösung vorliegt, wolle die Stadt darüber öffentlich im Stadtrat informieren.

An den Plänen, den mit asbestbelasteten Altbau abzureißen, hält die Stadtspitze dennoch fest. Ab dem 13. August soll der DDR-Typenbau, der als alte Apotheke bekannt ist, abgerissen werden. Knapp 152 000 Euro werden dafür investiert.