SZ +
Merken

Plötzlich war die Neiße eine Grenze

Zwei Zeitzeugen berichten über eine abenteuerliche Flucht und über unerwartete Festlegungen auf dem Görlitzer Friedhof.

Teilen
Folgen
© Repro: Lothar Kaulfers

Im Februar 1945 war meine Tochter Waltraud erst vier Jahre alt, mein Mann Waldemar war seit 1938 Soldat. Wir wohnten in Moys (heute Zgorzelec). Die Front rückte näher, wie mussten Görlitz verlassen. Ich setzte mich mit meiner ebenfalls in der Oststadt wohnenden Schwester in Verbindung, die auch eine kleine Tochter hatte. Wir beschlossen, zu unserer Schwester in Lübeck zu flüchten. Auch unsere Mutter wollte mit, Vater dagegen wurde zum Volkssturm eingezogen. Wir machten uns auf die Reise. In Magdeburg war die Fahrt aber zu Ende, die Stadt und der Bahnhof von Bombenangriffen zerstört. Jedes Fahrzeug wurde angehalten, um Flüchtlinge zu einem anderen Bahnhof mitzunehmen. Irgendwann kamen wir dann doch endlich in Lübeck an. Unsere Schwester dort hatte nur eine kleine Wohnung. Es wurde sehr eng, zumal auch noch unsere vierte Schwester, in Berlin ausgebombt, mit ihrem Kind zu uns stieß. Als dann schließlich mein Mann auf abenteuerliche Weise zu Fuß von Berlin bis nach Lübeck kam, fanden wir ein eigenes Quartier in einer Gartenlaube. Dann, unser Kind wurde krank, zog es uns wieder nach Görlitz.

Ihre Angebote werden geladen...