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Plasteröhrchen aus dem Görlitzer Süden

In Hagenwerder investiert die Yellow Tec Holding und will ab Mitte 2020 bereits produzieren.

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© Vorlage: Stadt, Bearbeitung: SZ-Bildstelle

Von Sebastian Beutler

Görlitz. Am Ende waren sich alle einig. Einstimmig sprach sich der Stadtrat gestern Nachmittag dafür aus, die letzte Industriefläche der Stadt in Hagenwerder an die Yellow Tec Holding zu verkaufen. Dass der Verkauf der fünf Hektar rund 440 000 Euro in die Stadtkasse spült, ist noch der geringste Vorteil für die Stadt. Viel schwerer wiegen die Pläne der Holding für den Görlitzer Standort. Bis 2020 soll hier die Produktion von Kunststoffprodukten für den Medizinischen Bereich aufgebaut werden. Was sich so sperrig auf der Internetseite des Radebeuler Unternehmens liest, sind im Alltag Plasteröhrchen und Kanülen aus Plastegranulat, wie sie in Laboren, in Kliniken oder der Pharmabranche zum Einsatz kommen. 12,6 Millionen Euro sollen dafür im ersten Bauabschnitt in den neuen Betrieb fließen, in einem zweiten Schritt bis 2026 nochmals sechs Millionen. Die Produktion mit rund 60 Mitarbeitern ist rund um die Uhr sieben Tage die Woche geplant. Schon jetzt sucht das Unternehmen auf der Internetseite Elektriker und Elektroniker, Mechatroniker und Spezialisten für Anlagenautomatisierung, Kunststofftechnologen, Formenbauer/Werkzeugmacher, ab Mitte 2019 ist die Firma auch an Mitarbeitern für die Verpackung, Logistik und Produktion interessiert.

Für die Chefin der Görlitzer Wirtschaftsförderung, Andrea Behr, ist die Ansiedlung von Yellow Tec die erste große in ihrer Zeit bei der Europastadt Görlitz/Zgorzelec. Ein Jahr hat sie dafür gearbeitet. Und es ist eine von den Investitionen, von denen sie bereits Anfang des Jahres gehofft hatte, dass sie im Laufe dieses Jahres spruchreif werden. Gestern dankte ihr auch Oberbürgermeister Siegfried Deinege vor dem Stadtrat.

Die Investition musste vor allem eine Hürde nehmen. Denn alles hing an ausreichendem Kühlwasser vor Ort. Das braucht Yellow Tec für seine Produktion. So wurde tief gebohrt, bis feststand, dass ausreichend Wasser zur Verfügung steht. Es war der entscheidende Pluspunkt für Görlitz, denn das Unternehmen hatte auch in Bautzen nach Flächen nachgefragt. Im Oktober vergangenen Jahres platzten damals die Verhandlungen in Bautzen genau deswegen, weil nicht genügend Wasser zu heben war. Schon seinerzeit hieß es, Yellow Tec wolle sich nun in der Region Görlitz nach einem Alternativstandort umschauen. Da waren die ersten Kontakte mit der Görlitzer Wirtschaftsförderung bereits aufgenommen worden.

Sorgen wegen des Wassers muss man sich nicht machen. Nach Angaben des Unternehmens kommt es mit der eigentlichen Produktion nicht in Kontakt, sondern wird ausschließlich zur Kühlung genutzt, um letztlich wieder in die Pließnitz geleitet zu werden. Jährlich sollen rund 1,2 Millionen Kubikmeter Wasser entnommen werden. Auch die Finanzierung der Investition läuft über die Görlitzer Volks- und Raiffeisenbank.

Nach dem Beschluss im Stadtrat soll bereits im Herbst die Baugenehmigung erteilt werden, der Beginn für die Bauarbeiten für die erste Ausbaustufe ist für das zweite Quartal nächsten Jahres geplant. Im ersten Quartal 2020 könnte das Werk stehen, damit es Mitte 2020 mit seiner Produktion starten kann. Das wäre dann in unmittelbarer Nähe zur schweizerischen Skan, die auch in der Medizintechnik tätig ist und 2012 die letzte große Ansiedlung war.

www.yellow-tec.com