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Pirnaer Motorradteam startet bei WM

Die Truppe ist zwar außer dem Manager kein Pirnaer, doch sie macht die Stadt bekannt. Nun feiert sie Erfolge.

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© Foto: PR

Von Heike Sabel

Pirna. Sie sind Weltstars, nur in Pirna kennt sie kaum jemand. Das will Karsten Wolf jetzt ändern. Er ist der Team-Manager vom German Endurance Racing Team – kurz Gert 56 – und hat für die Saison 2018/19 die Motorradfahrer Lucy Glöckner, Julian Puffe, Stefan Kerschbaumer, Rico Löwe und Filip Altendorfer unter Vertrag. Sie nehmen an einer Motorradweltmeisterschaft teil – und das sogar sehr erfolgreich. Im Mai dieses Jahres hat das Team auf den schnellen Maschinen seinen ersten Podestplatz bei der Langstreckenmeisterschaft über acht Stunden in der Slowakei eingefahren.

Wolf ist sprachlos. Schon beim zweiten Rennen der Saison hat die Mannschaft das Ziel erreicht, erstmals unter die drei Schnellsten zu kommen. Dabei hatten die Fahrer einiges Pech. So gab es gleich zu Beginn einen Reifenschaden, später eine Stop-and-go-Strafe und noch dazu musste bei jedem Boxenstopp der Hinterreifen gewechselt werden. „Wir waren da schon etwas geknickt, umso größer ist die Erleichterung, es geschafft zu haben.“

Lucy Glöckner muss nach ihrer Verletzung noch pausieren, wird aber zum nächsten Rennen wieder dabei sein. „Sie heizt den Männern gehörig ein“, sagt Wolf.

Lucy ist 28 und in Zschopau geboren. Ihr erstes Moped bekam sie mit sieben Jahren, es war Marke Eigenbau ihres Vaters. Als Zehnjährige begann sie 2000 mit dem aktiven Motorradstraßenrennsport. Im gleichen Jahr musste ihr Vater, erfolgreicher und langjähriger Motorradrennfahrer, zum Saisonfinale auf dem Hockenheimring wegen eines schweren Sturzes seine Karriere aufgeben. Danach widmete er sich voll und ganz der Karriere seiner Tochter. Die etablierte sich als eine der wenigen weiblichen Rennfahrerinnen in der IG Königsklasse. Als junges Mädchen gewann sie alle Rennen. Daraus folgte der Einstieg in die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft. „Große Motorräder liegen mir aber mehr“, sagt sie. Also stieg sie weiter auf und fuhr fast immer, wenn sie am Start war, Siege ein.

Ein Zweirad, drei Fahrer

Karsten Wolf freut sich, dass er die junge Fahrerin für sein Pirnaer Team gewinnen konnte. Zwar ist in dem außer ihm kein Pirnaer, aber dafür wird der Name der Stadt bekannt. „Nur wissen das bisher zu wenige und wird es auch zu wenig anerkannt.“

Das Prinzip der FIM Endurance Motorräder-Weltmeisterschaft für Langstrecken-Rennen ist einfach: Gefahren werden zwei Distanzen, über acht und über 24 Stunden. Es gilt: Ein Motorrad, drei Fahrer, die sich immer abwechseln. Dazu kommt die Crew mit bis zu 20 Leuten. Bei den 24-Stunden-Rennen werden bis zu 30 Boxenstopps absolviert. Das Motto heißt: „Einer allein ist Nichts – aber fehlt einer, sind alle nichts.“

Seit 2012 fährt das Team aus Pirna mit. Der erste Erfolg war der Titel des Deutschen Vize-Meisters beim Langstrecken-Cup über acht Stunden. Bei der ersten WM-Fahrt 2014 gab es sechs Punkte. Jedes Jahr wurden sie ein bisschen schneller und fuhren ein bisschen weiter nach vorn. Nun also erstmals auf das Podest und auf Gesamtrang acht der Weltmeisterschaft.

Die Ersten, die gratulieren, sind die Familienangehörigen, Freunde und ehemalige Fahrer bzw. Teammitglieder. Einer der Jüngsten in der großen Fahrer-Familie ist der Sohn von Horst Saiger aus Liechtenstein. Er ging dieses Jahr für das Pirnaer Team beim 24-Stunden-Rennen in Frankreich an den Start und hatte erstmals Sohn und Frau an der Rennstrecke. Der nächste Startschuss fürs Team Pirna fällt am 15./16. September in Frankreich. (SZ)