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Pirna zelebriert Weltoffenheit

Mit tollen Aktionen auf größerem Areal lud dieses Jahr der Markt der Kulturen ein. Das hilft auch Flüchtlingen in Syrien.

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© Daniel Förster

Von Yvonne Popp

Pirna. Schon von Weitem waren sie zu hören, die tschechischen Trommler von „Tam Tam Batucada“. Mit brasilianischem Samba und Rhythmen aus Kuba und Afrika lockten sie am Sonnabendvormittag die Pirnaer und ihre Gäste zum Marktplatz. Organisiert vom Verein Zivilcourage, warteten dort an über 60 Ständen lokale Vereine, Verbände und Initiativen mit Information, Unterhaltung und Mitmachangeboten auf die Besucher.

Eindrücke vom Markt der Kulturen in Pirna

Markt der Kulturen in Pirna – ein interkulturelles, kunterbuntes Fest mit internationalem Flair: Ariana Müller (6) aus Bannewitz ist hübsch geschminkt und hat ein Glitzertattoo im Gesicht. Sie hat einen Luftballon mit Friedenstaube. Ihre Eltern enagieren sich beim Verein oñondive, der Hilfe für Lateinamerika.
Markt der Kulturen in Pirna – ein interkulturelles, kunterbuntes Fest mit internationalem Flair: Ariana Müller (6) aus Bannewitz ist hübsch geschminkt und hat ein Glitzertattoo im Gesicht. Sie hat einen Luftballon mit Friedenstaube. Ihre Eltern enagieren sich beim Verein oñondive, der Hilfe für Lateinamerika.
Seyna (9) lässt sich Haare flechten.
Seyna (9) lässt sich Haare flechten.
Chinesische Schrift wird gezeigt beim Chinesisch-Deutschen Zentrum e.V.
Chinesische Schrift wird gezeigt beim Chinesisch-Deutschen Zentrum e.V.
Tees und Mocca: Annemarie (22) und Paul (22) aus Dresden schenken für die Besucher aus .
Tees und Mocca: Annemarie (22) und Paul (22) aus Dresden schenken für die Besucher aus .
Jamie (4) und Sina (5) vergnügen sich bei Stationen des Spielmobil aus Berlin.
Jamie (4) und Sina (5) vergnügen sich bei Stationen des Spielmobil aus Berlin.
Chinesisches Bogenschießen: Eike Opfermann (21) aus Dresden vom Chinesisch-Deutschen Zentrum e.V. zeigt es den Besuchern.
Chinesisches Bogenschießen: Eike Opfermann (21) aus Dresden vom Chinesisch-Deutschen Zentrum e.V. zeigt es den Besuchern.
Mandy Merker von der Aktion Zivilcourage, dort verantwortlich als Referentin für Projekte zur Jugendbeteiligung im ländlichen Raum, war in das Kostüm des Löwen Madeku, das Maskottchen des Marktes, geschlüpft .
Mandy Merker von der Aktion Zivilcourage, dort verantwortlich als Referentin für Projekte zur Jugendbeteiligung im ländlichen Raum, war in das Kostüm des Löwen Madeku, das Maskottchen des Marktes, geschlüpft .
Die ASG - Anerkannte Schulgesellschaft Sachsen mbH, Niederlassung Pirna-Sonnenstein und die Adolph-Kolpping-Schule Pirna, Außenstelle Pirna, war mit einem Stand vertreten. Asylbewerber, die dort Deutsch lernen, trommelten.
Die ASG - Anerkannte Schulgesellschaft Sachsen mbH, Niederlassung Pirna-Sonnenstein und die Adolph-Kolpping-Schule Pirna, Außenstelle Pirna, war mit einem Stand vertreten. Asylbewerber, die dort Deutsch lernen, trommelten.
Die thailändische Massagepraxis aus Pirna präsentiert sich - Annalena (4) und Taksina Poka .
Die thailändische Massagepraxis aus Pirna präsentiert sich - Annalena (4) und Taksina Poka .
Beim Chinesisch-Deutschen Zentrum e.V. Dresden konnten Lotusblumen gebastelt werden.
Beim Chinesisch-Deutschen Zentrum e.V. Dresden konnten Lotusblumen gebastelt werden.
Buddhistische Mönche zu Gast an einem Thailand-Stand.
Buddhistische Mönche zu Gast an einem Thailand-Stand.
Aktionen mit einem Spielmobil aus Berlin auf der Dohnaischen Straße - Pius (7).
Aktionen mit einem Spielmobil aus Berlin auf der Dohnaischen Straße - Pius (7).
Selina Sharma ist Italienerin und lebt zurzeit in Indien.
Selina Sharma ist Italienerin und lebt zurzeit in Indien.

Der Pfarrer Johannes Bartels vom Begegnungscafé Pirna schätzt das weltoffene Flair des Marktes der Kulturen sehr. „Das passt prima zu unserer Arbeit“, freut er sich. Bartels ist Mitglied der ökumenischen Arbeitsgruppe der Pirnaer Flüchtlingshilfe und leitet im Begegnungscafé einen Dialog zum Thema Religion. Zusammen mit Einheimischen und Geflüchteten spricht er darüber, was die verschiedenen Religionen ausmacht. So besucht er mit Deutschen Moscheen, aber auch Kirchen mit Muslimen. Auf diese Weise erhalten beide Gruppen wichtige Einblicke in religiöse Gebräuche der jeweils anderen. Das helfe, Vorurteile abzubauen, meint Bartels.

Wegen ihrer Religion verfolgt wurde auch die junge Afghanin, die am Stand des Begegnungscafés am Sonnabend den Besuchern die Hände kunstvoll mit Henna-Malerei verziert. Sie ist Anhängerin der liberalen islamischen Ahmadiyya-Gemeinschaft. Dafür kann man in ihrer Heimat zum Tode verurteilt werden. Vor dreieinhalb Jahren kam die heute Zwölfjährige mit ihrer Mutter und drei Geschwistern nach Deutschland. Doch das Asylgesuch der Familie wurde abgelehnt. Als die Abschiebung unmittelbar bevorstand, wurde das Begegnungscafé aktiv. „Zum Glück konnten wir einen Aufschub erreichen und auch, dass sich die sächsische Härtefallkommission der Sache annahm“, sagt Martina Hünlich, die, zusammen mit Pfarrer Bartels ehrenamtlich in der Begegnungsstätte arbeitet. Die Kommission entschied: Die Familie darf bleiben. Damit waren die Probleme aber nicht gelöst, denn nun gilt es, für die Familie eine Wohnung zu finden. Das sei aber nicht leicht, sagt Hünlich. Sie bedauert, dass es viele Eigentümer gibt, die nicht an Flüchtlinge vermieten wollen. Ein Punkt, der ihr am Herzen liegt und auf den sie zum Markt der Kulturen aufmerksam machen will.

Mit einer besonderen Aktion war auch die Diakonie in Pirna dabei. Sie sammelte ausgediente Stifte, für die eine Firma pro Stück einen Cent zahlt. Das Geld soll an Mädchen in einem syrischen Flüchtlingscamp gehen, damit davon beispielsweise Schulmaterial gekauft werden kann.

Bei all den ernsten Themen kamen Spaß und Spiel nicht zu kurz. So gab es unter anderem am Dohnaischen Platz im Spielmobil „Zwergstadt“ viel zu entdecken und auszuprobieren, während Straßenmusikanten für Stimmung sorgten. Auch für das leibliche Wohl aller Gäste war bestens gesorgt, denn rund um das Rathaus wurde an zahlreichen Ständen Köstliches aus aller Welt angeboten. Ein buntes Unterhaltungsprogramm, dargeboten auf der Bühne am oberen Markt, rundete das Treiben ab.

Mit einem großen Stadtfrühstück vor dem Rathaus, ließen Aktive und Gäste den 16. Markt der Kulturen am Sonntagvormittag schließlich stimmungsvoll ausklingen.