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Pinselstriche für perfekte Blüten

Am Freitagabend eröffnet bei Senckenberg Tetiana Laskarevskas Ausstellung mit botanischer Malerei. Nach ihren Aquarellen kann man Pflanzen bestimmen.

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© Ines Eifler

Von Ines Eifler

Eine Pflanze zum Stillhalten zu bewegen, das sei gar nicht so einfach, sagt Tetiana Laskarevska. Bis zu vier Tage lang, in denen sie nur zum Schlafen Pause macht, arbeitet die ukrainische Künstlerin an einem Aquarell, das einen Salbei-, Basilikum- oder Rosmarinzweig zeigt, eine Oleanderblüte, Taglilie oder Ballonblume. „In dieser Zeit passiert alles Mögliche. Blüten öffnen und schließen sich, Schatten wandern, die Pflanze dreht sich und wächst hin zum Licht.“ Dennoch hat sich die 31-Jährige vorgenommen, botanische Aquarelle zu malen, die ihr Geduld abverlangen und keinen Fehler zulassen: genau solche wie vor 200 Jahren, als man Pflanzen noch mithilfe naturalistischer Zeichnungen in botanischen Lexika bestimmte. 23 ihrer liebsten Pflanzenbilder sind ab morgen drei Monate lang im Görlitzer Senckenberg Museum für Naturkunde zu sehen. Heute Abend eröffnet sie da ihre kleine Sonderausstellung.

Tetiana Laskarevska stammt aus Kiew. Dort wurde sie 1987 geboren, dort hat sie an der Akademie für Bildende Kunst und Architektur studiert, dort hat sie als Zeichnerin archäologischer Objekte gearbeitet, als Lehrerin für Malerei und Zeichnung, als Autorin und Redakteurin einer Kunstzeitschrift und in einem Buchverlag. Vor fünf Jahren kam sie „wegen der Liebe“ nach Deutschland, erzählt sie strahlend, froh, die ukrainische Hauptstadt mit ihren sechs Millionen Einwohnern hinter sich gelassen zu haben. „Ich komme zwar von da, aber Kiew verändert sich und wächst so schnell, dass man dort kaum noch atmen kann.“

Heute lebt Tetiana Laskarevska in Dresden, wo sie ein weiteres künstlerisches Studium so gut wie abgeschlossen hat. Bereits im vergangenen Jahr hat sie in Görlitz, Zittau und Umgebung auf sich aufmerksam gemacht, denn die Plakate, mit denen das Gerhart-Hauptmann-Theater in der vergangenen Spielzeit für seine Inszenierungen warb, stammten von ihr. Das waren Grafiken, in denen sie Handlung oder Thema des jeweiligen Stückes auf die hauptsächliche Botschaft reduzierte und mit wenigen Strichen, oft im Schattenriss, ankündigte.

Gelernt hat die junge Künstlerin viele Techniken von der Ölmalerei bis zu Linolschnitt und Kupferstich. „Aber die Aquarellmalerei ist mir am nächsten“, sagt sie. Begonnen zu malen hat sie erst relativ spät, mit 13 Jahren. Zu Nikolaus, dem ukrainischen Fest, an dem es die meisten Geschenke gibt, bekam sie von ihren Eltern Farben geschenkt und malte von da an immerfort. In einer Malereiklasse entdeckte sie die Aquarellmalerei für sich und blieb dabei. „Mit Wasserfarben zu malen ist viel schwieriger als mit Ölfarben, weil man keinen Fehler machen darf“, sagt sie. Öl könne wieder entfernt oder übermalt werden, beim Aquarell müsse man nach einem unerwünschten Strich noch einmal neu beginnen. An der botanischen Malerei reizt sie die Herausforderung, die Farbigkeit echter Pflanzen naturgetreu darzustellen. Die ihr gefallen, kauft sie im Blumenladen, malt sie und pflanzt sie danach auf ihre Terrasse oder in ihren Garten.

Mit der neuen Ausstellung wird Tetiana Laskarevskas Kunst zum ersten Mal überhaupt öffentlich. Weitere Ideen hat sie schon. Auch Darstellungen von Obst und Gemüse waren vor 200 Jahren populär.

Eröffnung, Freitag 18 Uhr, bei Senckenberg, Marienplatz