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Pilze im Park

Im alten Straucher Gutspark stehen sehr alte Eichen. Auf abgestorbenen Bäumen machen sich Mitbewohner breit.

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© Aris Gutsche

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Strauch. Großflächig wächst ein Schwefelporling an der dicken Eiche im Straucher Park. Der Stamm der abgestorbenen Eiche hat einen Umfang von knapp sechs Metern und lässt rein rechnerisch auf ein Alter von beachtlichen 480 Jahren schließen. „Denn dazu multipliziert man den Umfang mit dem Faktor 0,8“, weiß Großenhains Oberpfadfinder Aris Gutsche. Mit seinen Royal Rangers hat er diese Aufgabe kürzlich gelöst.

Erstaunlich ist allerdings, dass man den Schwefelporling essen kann. Diese Pilzart schmeckt gegart stark nach Hühnchen. Beachtlich ist auch, dass sich der Pilz dieses ehemalige Wahrzeichen Strauchs ausgesucht hat, wie Aris Gutsche berichtet. Bis zur Melioration im Endstadium der DDR sei der beachtliche Baum noch vital gewesen. „Er war die Zuckertüteneiche der künftigen Straucher Schulanfänger“, weiß Gutsche.

Noch weiterer wertvoller Baumbestand bevölkert den ehemaligen Straucher Gutspark am Herrenhaus, das es seit 1949 nicht mehr gibt. Eine alte Zwillingseiche ist ebenfalls ein Naturdenkmal mit ihren rund 300 Jahren. Sturm Frederike knickte zu Jahresbeginn die Krone des ehrwürdigen Baumes einfach um wie ein Streichholz. „Vor etwa 20 Jahren war dort der Blitz eingeschlagen“, erinnerte sich Ingrid Vogt aus Strauch. Deshalb war die Baumkrone morsch, ihr Holz lag nach dem Frühjahrssturm zerschmettert am Boden. Doch die Zwillingseiche steht noch immer.

Das kann man von der Rotbuche nicht sagen, ein bis dato ebenfalls mit einem Eulenschild versehener Stamm. Ein großer Ast der benachbarten Zwillingseiche hing nach Frederike in der Baumkrone der Rotbuche. Ein paar Äste waren abgebrochen. Der Baum musste vorsichtshalber gefällt werden. Das wurde in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde so entschieden. Dabei musste die Verkehrssicherheit mit dem gewünschten Erhalt abgewogen werden.

Zwei Bäume im Gutspark und ein verwitterter Grabstein auf dem Friedhof, der an seine früh verstorbenen Kinder erinnert, weisen auf Hanns Adam von Seyffertitz. Er war der Erbauer des Schlosses, das fast 250 Jahre das Ortsbild beherrschte, bis es nach dem Zweiten Weltkrieg aus politischer Motivation abgerissen wurde. Der dazugehörige Park hat immerhin eine Größe von rund 2500 Quadratmeter. Nach der Eingemeindung von Strauch 2010 wurde er erst in Höhe des Spielplatzes wegen der mangelnden Verkehrssicherung abgesperrt. Dann rückte der Bauhof an und machte den alten Baumbestand als solchen wieder sichtbar. Das war 2013. Um den wertvollen Bestand an Eichen, Spitzahorn, Linde und Rotbuche zu schützen, wurden wild und zu dicht gewachsene sowie morsche Bäume entfernt. Ihr Übriges taten nun die Stürme der jüngsten Vergangenheit. Aber die essbaren Pilze überdauerten.