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Pilgerweg im Konfirmandenalter

Durch Großenhain sind schon Tausende Pilger gekommen. Seit 15 Jahren ist die Stadt damit über Deutschland hinaus bekannt.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Mit einem Festgottesdienst war am 6. Juli 2003 in Königsbrück der „Ökumenische Pilgerweg“ eröffnet worden. Mit der 350 Kilometer langen Wanderstrecke durch Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wurde eine religiöse Tradition aus dem Mittelalter wiederbelebt.

Die Route führt entlang der historischen Handelsstraße „Via Regia“ von Görlitz nach Vacha. Wer weiterpilgern will, kommt bis nach Santiago de Compostela, zum vermutlichen Grab des heiligen Apostels Jacobus. Esther Zeiher, damals aus Großenhain und im evangelischen Landesjugend-Pfarramt tätig, erhielt als Initiatorin dieses Projekts später das Bundesverdienstkreuz. Heute ist auch Großenhain Teil eines für Deutschland einzigartigen Herbergs-Systems, das den Pilgern eine einfache Unterkunft bietet – mit internationalem Ruf.

Nun ist der Pilgerweg also ins Konfirmationsalter gekommen. Bei einer kleinen Andacht am Freitagabend an der Mückenschänke im Stadtpark machte Pfarrer Konrad Adolph darauf aufmerksam. Zufällig war auch ein echter Pilger dabei: Cornelius Weidauer (18) aus Sebnitz, der von Görlitz bis Leipzig pilgert. Er sucht die Stille, das Nachdenken, und hat schon freundliche Herbergseltern kennengelernt.

Der Pilgerwegsverein, der in Weimar seinen Sitz hat, brachte die Idee hervor, zum 15. Geburtstag aller 15 Kilometer eine solche kleine Feier zu veranstalten. Viele Pilger berichten im Nachgang ihrer Reise, dass sie von der ostdeutschen Gastfreundschaft und Herzlichkeit überrascht und berührt waren. Manche sind schon zum zweiten oder dritten Mal auf dem Pilgerweg unterwegs. Manch einer hat sogar seinen Wohnort bewusst an den Weg gelegt, um nun anderen Pilgern Unterkunft und Wegstärkung zu geben. Bücher sind über den Weg geschrieben worden, Pärchen haben sich kennen und lieben gelernt, Bauwerke haben als Herberge einen neuen Wert erhalten.

Aller 15 Kilometer wurde deshalb ein Pfahl entlang des Weges eingeschlagen, mit einer echten Muschel, auf der die Zahl 15 steht. An diesen Stäben trafen sich nicht nur in Großenhain kleine Gruppen zur Abendandacht. Zeitgleich wurde auf einer Strecke von insgesamt 460 Kilometern gesungen, erzählt und gebetet. Wegbetreuer Matthias Schmieder hat den Großenhainer Stab mit 15 Blumensorten in gelb und blau – den Farben des Jacobsweges – bestückt. Er selbst ist auch schon gepilgert, so wie etliche Großenhainer, die der Feierstunde beiwohnten.

Ein besonderes Geburtstagsgeschenk erhalten dieses Jahr all jene, die ebenfalls 15 Jahre alt werden oder sind: Da sie mit dem ökumenischen Pilgerweg gemeinsam ins Leben gerufen wurden, haben alle 15-Jährigen in allen ehrenamtlichen Herbergen dieses Jahr freien Zutritt.