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Pflegepersonal wird knapp

Die Meisop sieht Bedarf, das Heim im Spitzgrund zu erweitern. Doch dafür fehlt etwas Entscheidendes.

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© Norbert Millauer

Von Peggy Zill

Coswig/Weinböhla. Hagen Pollmer kann häufig „Stammgäste“ in der Kurzzeitpflege der Meisop (Meißner Sozialprojekt gGmbH) im Spitzgrund begrüßen. Die Männer und Frauen genießen die Rundumbetreuung und gleichzeitig werden die pflegenden Angehörigen entlastet. Zehn Betten bietet die Kurzzeitpflege. Die Auslastung ist laut Meisop-Geschäftsführer Sebastian Lange gut. Über Weihnachten und Silvester sei man ausgebucht und es gibt auch schon Anfragen für den übernächsten Jahreswechsel. Wer keinen „Urlaub von Zuhause“ macht, der kommt frisch aus dem Krankenhaus, gilt als austherapiert, kommt allein aber nicht mehr zurecht. „Die Angehörigen werden ziemlich kurzfristig vor vollendete Tatsachen gestellt. Das passiert immer häufiger“, erklärt Hagen Pollmer. Deshalb wäre eine Erweiterung der Tagespflege, die für Renovierungsarbeiten in den vergangenen drei Monaten geschlossen war, sinnvoll, sagt Geschäftsführer Lange. Platz wäre auf dem Gelände im Spitzgrund. Doch dafür braucht es auch Personal. Und das zu finden, wird immer schwieriger.

Landkreistochter Meisop hat insgesamt rund 330 Mitarbeiter. Davon sind rund 250 in den Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen beschäftigt. Die zwei Pflegeheime in Coswig im Spitzgrund und am Hirtenweg bieten zusammen 160 vollstationäre Pflegeplätze. Es gibt eine Lücke im Stellenplan, bestätigt der Geschäftsführer, ohne genaue Zahlen zu nennen. Aktuell werden zum Beispiel Pflegekräfte und eine Pflegedienstleitung gesucht.

Es gibt Prognosen, die davon ausgehen, dass bis 2030 eine halbe Million Pfleger fehlen werden. Ein Blick in die Statistik bestätigt den Trend: Waren im Bereich der Riesaer Arbeitsagentur im Oktober 2012 noch 223 Altenpfleger auf der Suche nach einem neuen Job, sind es aktuell nur noch 158. Gleichzeitig ist die Zahl der offenen Stellen, die der Arbeitsagentur gemeldet werden, stark gestiegen: von 28 (Oktober 2012) auf 106 (Oktober 2018).

„Deshalb muss man sich eigenes Personal heranziehen“, sagt Lange. Vier Pfleger bildet die Meisop derzeit aus. Man hätte gern mehr. Und generell müsse man in die Mitarbeiterbindung investieren. Das gelingt laut Lange nicht allein mit dem Lohnzettel. „Da spielen viele weiche Faktoren eine Rolle“, sagt der 40-Jährige. Fachkräfte aus dem Ausland können helfen, Personallücken zu schließen. Die Erfahrungen mit spanischen Azubis waren nicht so gut, dass die Meisop das wiederholen möchte. Zehn bis 15 Männer aus dem Irak, Polen, Russland oder Rumänien beschäftigt das Unternehmen derzeit. Überlegt wird auch, Vietnamesen zu beschäftigen. Die Bewerber melden sich entweder selbst oder werden über Agenturen im Ausland gefunden. Damit sie kein Heimweh bekommen, müssen sie gut integriert werden. „Wenn wir jemanden dauerhaft halten wollen, müssen wir mehr bieten“, sagt Lange. Deshalb ist zum Beispiel geplant, einen Sprachkurs im Haus zu organisieren.

Auch der Advita Pflegedienst beschäftigt ausländische Mitarbeiter. Rekrutiert werde ausschließlich in der Region, sagt Sprecher Uli Schuppach. Advita kümmert sich in Wohngemeinschaften (36 Plätze), Tagespflegen (72 Plätze) und im betreuten Wohnen (83 Wohnungen) in Weinböhla um Senioren. „Die Wohnungen und WGs sind belegt, auch unserer Tagespflegen sind voll“, erklärt Uli Schuppach. Advita habe bisher kaum Probleme, Stellen zu besetzen. „Wir glauben, dass die angenehmen Arbeitsbedingungen in unseren Advita-Häusern in Kombination mit unseren umfangreichen Zusatzleistungen der Grund dafür sind, dass wir trotz Fachkräftemangels Mitarbeiter gewinnen können.“

Aber es sind laut Schuppach nicht nur diese Extras. „Der alles entscheidende Vorteil ist, dass bei Advita weniger Patienten auf eine Pflegekraft kommen, als das in vielen Krankenhäusern oder Pflegeheimen der Fall ist. Dadurch können die Mitarbeiter stärker auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Klienten eingehen.“ Und das sei es, was viele Pflegefachkräfte als essenziell für ein zufriedenes Arbeitsleben angeben.