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Pflegehaus statt Schule

Der millionenteure Umbau der alten Schule in Freital-Burgk ist abgeschlossen. Am Sonnabend öffnen sich die Türen.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Wer das Gebäude nicht von früher kennt, wird die Spuren vielleicht übersehen. Innen erinnert nicht mehr viel daran, dass hier einmal Generationen von Kindern unterrichtet wurden. „Hier oben unter dem Dach waren früher die Lehrerzimmer. Ehemalige Schüler haben mir erzählt, dass sie hier manchmal antreten mussten“, sagt Tina Zander bei einem Rundgang durch das Haus. Mit ihrem Unternehmen ZF Freital Immobilien und Verwaltung hat sie die alte Burgker Schule in den vergangenen anderthalb Jahren für 4,5 Millionen Euro zu einer Pflegeeinrichtung umbauen lassen. Die Arbeiten sind nun abgeschlossen.

Es sind die alten Geschichten, die die Investorin faszinieren. Unter einer Tapete haben Bauarbeiter Zeitungen aus dem Jahr 1910 gefunden. „Beilage zum Amtsblatt Glückauf“, steht darauf geschrieben. „Das Haus ist also tatsächlich schon so alt“, sagt Zander erstaunt, obwohl sie das Baujahr des Hauses – 1874 – natürlich kennt.

Die ZF hatte das Haus vor zweieinhalb Jahren für 251 000 Euro von der Stadt gekauft. Zuvor stand die alte Stiftsschule seit 2011 leer. Eine Außenstelle des Berufsschulzentrums war in dem Haus zuletzt untergebracht. Zu Spitzenzeiten lernten in dem Haus, das zu DDR-Zeiten Käthe-Kollwitz-Oberschule hieß, fünf Klassen mit bis zu hundert Schülern. Nun sind 57 kleine Ein- und Anderthalb-Zimmer-Wohnungen entlang der ehemaligen Schulflure entstanden. Bereits im Frühjahr waren die ersten Bewohner in den Altbau-Teil eingezogen. Nun ist auch ein ebenso großer Neubau-Teil dahinter fertig geworden. Hier stand vor dem Start der Bauarbeiten die Schulturnhalle. Bis zum Tag der offenen Tür am 9. Dezember sollen alles fertig sein.

Ursprünglich war die Fertigstellung bereits für Mitte des Jahres vorgesehen. Doch der vergangene Winter durchkreuzte die Pläne. „Die drei Monate, die wir dort verloren haben, konnten wir nicht wieder aufholen“, so Zander.

Das Konzept der Wohnanlage ist schnell erklärt: Die ZF vermietet die kleinen, barrierefreien Ein-Zimmer-Wohnungen, die mit eigenen Bädern ausgestattet sind. 480 Euro inklusive aller Nebenkosten ist dafür zu zahlen. Zusätzlich kooperiert das Unternehmen mit dem Pflegedienst IPS aus Dresden. Wer will, kann sich dadurch bestimmte Dienstleistungen dazubuchen. In den großen Gemeinschaftsräumen können die Bewohner zum Beispiel gemeinsam kochen. Im großen Garten, in dem in den kommenden Wochen noch ein Wasserlauf, Bänke und Wege entstehen, sollen auch Hochbeete angelegt werden, die von den Mietern unter Anleitung bewirtschaftet werden.

Das Angebot richtet sich sowohl an ältere als auch jüngere Patienten. Das können zum Beispiel Demenzkranke sein oder ältere Menschen, die zu Hause nicht mehr ohne fremde Hilfe klarkommen oder Menschen, die sich nach einem schweren Unfall mit gezielten Reha-Programmen wieder an das Leben herantasten. In dem Neubau ist unter anderem eine Wohngemeinschaft für Menschen in der Intensivpflege entstanden. „Wir wollen sicherstellen, dass die Bewohner, wenn sie möchten, bis zum Tod bei uns bleiben können“, sagt Zander. „Vielen Menschen ist es sehr wichtig, dass sie im hohen Alter nicht noch einmal umziehen müssen.“

Ebenfalls im Neubau-Teil untergebracht ist eine Physiotherapie-Praxis. Sie wird von Susanne Prietz als Zweigstelle einer großen Einrichtung in Dresden betrieben. Die Physiotherapeuten kümmern sich zwar vor allem um die Anliegen der Pflegehaus-Bewohner. Die Praxis steht aber auch für alle anderen Patienten offen.

Investorin Tina Zander ist sich sicher, dass das Angebot angenommen wird – auch, weil das Gebäude und seine Vorgeschichte im Umkreis bekannt ist. „Wir haben schon Anfragen von Leuten bekommen, die hier früher einmal zur Schule gegangen sind und nun ihr Klassentreffen hier ausrichten wollen“, erzählt sie. Zum Tag der offenen Tür am Sonnabend will sie beginnen, die Geschichten der ehemaligen Schüler zu sammeln. Sie sollen einmal – verewigt auf großen Plakaten – die Flure schmücken. Ebenfalls an die alten Zeiten sollen drei Turngeräte – ein Seitpferd und zwei Sprungböcke – erinnern. Sie waren Überbleibsel der alten Schule, werden gerade aufgearbeitet und sollen später einen Platz im Haus finden.

Zander hält auch an ihren ursprünglichen Plänen fest, die Fassade künstlerisch gestalten zu wollen. Dazu gab es bereits Gespräche mit den Städtischen Sammlungen auf Schloss Burgk. Weil sich die Bauarbeiten länger hinzogen als geplant und auch die Kosten deswegen um rund 500 000 Euro stiegen, hat Zander dieses Vorhaben zwischenzeitlich nach hinten geschoben. „Uns war es erst einmal wichtig, dass wir den Neubau fertig bekommen“, sagt sie. „Um die Extras können wir uns jetzt kümmern.“

Der Tag der offenen Tür in der alten Burgker Schule findet am 9. Dezember von 10 bis 16 Uhr statt. Es gibt fortlaufend Führungen durch die beiden Gebäudeteile. Für Kinder ist eine Bastelstraße aufgebaut.

Weitere Informationen und Kontakte gibt es im Internet