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Pflegedienst unter Strom

Bei der Johanniter-Sozialstation in Großschönau kommen dank eines Umweltprojektes jetzt zwei Elektroautos zum Einsatz. Deren Nagelprobe wird der Winter.

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© Rafael Sampedro

Von Mario Sefrin

Großschönau. Natur- und Umweltschutz liegt dem Kreisverband Görlitz der Johanniter-Unfall-Hilfe sehr am Herzen. „Der Naturpark Zittauer Gebirge liegt ja vor unserer Tür und daher haben wir uns mit dem Thema Umweltbewusstsein auseinandergesetzt“, sagt Kerstin Rokitta vom Kreisvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe. „Gemeinsam mit unseren Einrichtungen, darunter auch Kindertagesstätten, haben wir überlegt, wie wir den Bezug zur Natur vermitteln können.“

Ein Ergebnis dieser Überlegungen ist seit Kurzem für die Johanniter im Zittauer Gebirge unterwegs: zwei Elektroautos der Marke VW E-up. „Die beiden weißen Flitzer fahren zu 100 Prozent elektrisch“, erzählt Kerstin Rokitta. Mit den beiden Elektroautos hat die Johanniter-Unfall-Hilfe im August dieses Jahres an der Sozialstation der Johanniter in Großschönau auch eine Ladesäule in Betrieb genommen. „Für uns ist es ein erster Schritt auf den Weg hin zu einem ,grünen Pflegedienst’“, sagt Kerstin Rokitta. Überlegungen zum Thema Elektromobilität gibt es im Kreisverband seit 2016, erklärt die Vorstandsfrau. „Wir haben 100 Fahrzeuge in unserem Kreisverband und sind mit diesen täglich in unseren Pflegediensten unterwegs.“ Das ist eine große Belastung für die Umwelt, sagt Kerstin Rokitta. Eine Belastung, die künftig durch den Einsatz von Elektrofahrzeugen verringert werden soll. Erste Erfahrungen damit haben die Mitarbeiter der Großschönauer Sozialstation der Johanniter nun sammeln können: „Wir befinden uns zwar in der Testphase zur Elektromobilität, doch unsere Mitarbeiter sind schon jetzt sehr zufrieden mit den beiden Fahrzeugen“, berichtet Kerstin Rokitta. Unterstützt wird das Projekt des Johanniter-Kreisverbandes im Rahmen der Förderrichtlinie für Elektromobilität durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Für die Johanniter haben die Elektrofahrzeuge einige Vorteile: Neben der Verringerung des CO²-Ausstoßes führt der Einsatz der Fahrzeuge auch zu einer Zeitersparnis beim Tanken, erklärt Kerstin Rokitta. Schließlich können die Fahrzeuge über Nacht an die Ladesäule der Großschönauer Sozialstation gehängt werden, um am nächsten Morgen wieder aufgetankt bereitzustehen, sagt sie. Die Reichweite mit voller Ladung hält Kerstin Rokitta dabei für ausreichend: „Die tägliche Reichweite von 150 Kilometern ist sehr auskömmlich, die einzelnen Touren umfassen etwa 50 Kilometer“, sagt sie. Das überwiegende Einsatzgebiet der Großschönauer Sozialstation der Johanniter umfasst neben Großschönau auch Waltersdorf und Hainewalde. „In diesen Orten betreuen wir knapp 130 Personen“, sagt Kerstin Rokitta. Die Sozialstation Großschönau ist aber gegenwärtig die einzige Station des Kreisverbandes, in der Elektromobilität genutzt wird.

Auch wenn derzeit die mögliche Reichweite der Autos nicht ausgereizt wird: Geladen werden diese an jedem Abend trotzdem. Spannend wird aus Sicht der Johanniter, wie die beiden Elektroautos in der kalten Jahreszeit ihren Dienst verrichten. „Das wird bestimmt eine Herausforderung, da uns zum Einsatz der Autos im Winter noch keine Erfahrungen vorliegen“, sagt Kerstin Rokitta. Doch ganz sicher bringt die Testphase mit den beiden Elektro-Volkswagen die Großschönauer Sozialstation auch in dieser Hinsicht weiter.

Derzeit bekommt der Kreisverband der Johanniter-Unfall-Hilfe vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fünf Fahrzeuge gefördert – „das heißt, den Differenzbetrag vom normalen Benziner zum Elektrofahrzeug“, sagt Kerstin Rokitta. „Zu gegebener Zeit werden wir analysieren, ob dieser Einsatz für uns langfristig einen betriebswirtschaftlichen Vorteil bringt.“ Gemeinsam mit den Pflegekräften soll dann eine Auswertung zum Einsatz der Fahrzeuge erfolgen. Aus Sicht von Kerstin Rokitta ist das logisch: „Die Mitarbeiter kennen dann die Besonderheiten der Fahrzeuge schließlich am besten“, sagt sie. Erst nach dieser Auswertung will der Johanniter-Kreisverband dann entscheiden, wie es in Sachen Elektromobilität weiter geht. „Da ist dann unter anderem auch die Nutzung von Solaranlagen denkbar, um die Fahrzeuge mit eigenem Strom zu betanken“, sagt Kerstin Rokitta. Die jetzt geförderten Fahrzeuge sollen jedenfalls fünf Jahre im Unternehmen verbleiben, sagt die Vorstandsfrau.