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Pferdefutter ist jetzt Gold wert

Wegen der Trockenheit ist das Gras kaum gewachsen. Das nutzen einige Landwirte aus, um hohe Preise zu erzielen.

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Von Sylvia Jentzsch

Pierre Fritzsche stehen die Sorgenfalten im Gesicht. Wird der nächste Sommer wieder so trocken wie dieser, könnte das die Existenz seines Pferdehofes in Geringswalde bedrohen. Das Grundnahrungsmittel Heu ist zu einer Rarität geworden. „Für die, die Tiere haben, ist es teurer als Gold geworden“, so Pierre Fritzsche. Kostete in der Vergangenheit ein Rundballen Heu mit einem Gewicht von 250 Kilogramm zwischen 20 und 30 Euro, so sind es jetzt mindestens 60 Euro, die verlangt werden. „Ich hatte sogar schon ein Angebot für 120 Euro“, sagte Fritzsche. Hinzu kommen dann noch die Transportkosten.

Je nach Pressstärke benötigt er für ein Pferd im Monat zweieinhalb Ballen. „Obwohl ich beizeiten vorgesorgt habe, zähle ich ständig nach, wie viele Ballen ich noch habe und ob es über den Winter reicht. Für mich ist es wichtig, zu wissen, dass meine Tiere ausreichend Futter haben. Denn für Pferde gibt es keine Alternative beim Futter wie bei anderen Tieren“, sagte der Pferdehof-Besitzer. Er könne es sich nicht leisten, die teuren Preise zu zahlen. Das wäre ein Futterwert von mehr als 10 000 Euro. „Das ist nicht zu erwirtschaften“, so Pierre Fritzsche. Eine Lösung sieht er nicht. Es gebe weder Subventionen noch Fördergeld für Pferdehöfe.

Der Geringswalder hat acht eigene und drei Pensionspferde zu versorgen. Das ist in den vergangenen Jahren kein Problem gewesen. „Die Pferde stehen von Mai und je nach Witterung bis Dezember auf der Koppel. Da brauchte ich bisher nie zufüttern. Es war reichlich Gras vorhanden“, sagte Pierre Fritzsche. Das Heu, das über den Winter gebraucht wird, hat er bisher zugekauft oder auch selbst welches gemacht. „Nach dem wenigen Regen haben sich die Wiesen etwas erholt. Der Weidebetrieb ist wieder normal“, so Fritzsche. Er hänge an den Tieren. Immerhin betreibt er seit 2005 den Pferdehof. Das älteste Tier sei 14 Jahre alt. Alles sei sehr familiär. Pierre Fritzsche bietet mit den Pferden Kutsch- und Kremserfahrten, Tagesausritte und Ponyreiten auf Festen an.

Der Vorsitzende des Reitvereins Horses & Western Life aus Gleisberg will nicht jammern. „Auch wir müssen zufüttern, weil es auf unseren Koppeln nicht genügend Futter gegeben hat“, so Lindner. Da er aber immer etwa 150 Ballen Heu im Vorlauf habe, sei das kein Problem gewesen. Vorrat, so habe er es von seinem Opa gelernt, sei immer wichtig, ganz nach dem Sprichwort:„Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“. Und das treffe jetzt zu, so Lindner. „Ich könnte nicht ruhig schlafen, wenn ich wüsste, dass ich meiner Verantwortung gegenüber den Tieren nicht gerecht werden könnte“, sagte der Vereinsvorsitzende. Er habe schon einige Anrufe aus dem Umland von Dresden bekommen und wurde gefragt, ob er Heu verkaufe. Doch das kann er nicht, weil er es für die eigenen Tiere benötigt. „Es ist sowieso immer günstiger, das Futter selbst herzustellen“, so Lindner. So hält es auch Michael Kölz von der Reitanlage Gut Tautendorf. „Wir haben zum Glück viel Grünfläche. Normalerweise haben wir Heu übrig und können einen Teil verkaufen. Doch in diesem Jahr ist das nicht möglich. Es gab keinen zweiten Schnitt“, so Michael Kölz. Auf der Weide habe auch er zufüttern müssen. Deshalb reiche der derzeitige Bestand nur für die eigenen Tiere. Das sind immerhin knapp 100 Reit- und Zuchtpferde. Auch Kölz bestätigte, dass Heu Mangelware ist. Es werde gehandelt wie Gold. „Die Preise sind enorm in die Höhe gegangen. Manche Kollegen versuchen schon, sich im Ausland Heu zu besorgen“, so Költz.

Das Problem mit dem Heu haben nicht nur Pferdehalter, sondern alle, die Wiederkäuer halten. „Es ist Wahnsinn, wie die Situation ausgenutzt wird. Teilweise wird das Heu zurückgehalten, um möglichst hohe Preise zu erzielen. Denn es gab auch Regionen, in denen das Gras gut gewachsen ist“, so Iris Claassen, Geschäftsführerindes Regionalbauernverbandes Döbeln-Oschatz.

Im Raum Döbeln sei beim ersten Grasschnitt etwa 50 Prozent des sonst anfallenden Heus geerntet worden, der zweite sei nicht würdig gewesen, zu mähen und an den sonst üblichen dritten Schnitt sei gar nicht zu denken gewesen“, so Claassen.