Merken

Pfennigpfeiffer pfeift testweise auf seinen Namen

Der Discounter für Haushaltswaren wird auf Pagro umgeflaggt – wie in Österreich.

Teilen
Folgen
© SZ Thomas Eichler

Von Michael Rothe

Die Farben Rot und Weiß bleiben, der Markenname wird kürzer: Die österreichische MTH Retail Group will ihre ostdeutsche Handelskette Pfennigpfeiffer schrittweise zu Pagro umflaggen und so die Expansion des Konzerns nach Deutschland vorantreiben. Bei der sitzt mit Josef Taus nicht nur einer der Konzernlenker im Aufsichtsrat, sondern auch ein Ex-Chef der Österreichischen Volkspartei (ÖVP). Die Gruppe beschäftigt in Deutschland 2 500 Mitarbeiter, etwa 750 davon beim auf den Osten fokussierten Pfennigpfeiffer.

„Wir beobachten in Deutschland seit Jahren einen Wandel hin zu hochwertiger Präsentation und steigenden Qualitätsansprüchen der Kunden“, heißt es auf SZ-Anfrage von Pagro. Mit der Umbenennung trage man dem Trend zu kreativen Hobbys und Do-it-yourself Rechnung. Mit Eröffnung der ersten Filiale im vergangenen Mai in Bad Dürrenberg sei eine einjährige Testphase gestartet, teilt Deutschland-Sprecherin Leonie Bueb mit. In der Folge seien weitere fünf Märkte gestartet: in Chemnitz, Meerane, Großpösna, Neutraubling, Zossen. Demnächst kämen drei Standorte in Bayern und Sachsen-Anhalt hinzu. Zusätzlich werde die Filiale im Dresdner Elbepark nach der Umstellung auf Pagro im Februar 2019 wiedereröffnet.

Pagro ist auf Schule, Kreativität und Party spezialisiert. Einige Artikel aus Pfennigpfeiffer-Zeiten würden aus den Regalen verschwinden, andere hinzukommen, so Bueb. Am Preisgefüge ändere sich hingegen nichts. Die Mitarbeiter müssten sich keine Sorgen machen, verspricht sie: Eine Umfirmierung habe keine Folgen für die Zahl der Beschäftigten in der Filiale. „Für unsere Mitarbeiter sind wir auch in Zukunft ein verlässlicher Arbeitgeber“, so Bueb. Sie spricht von schrittweiser Umstellung. Neben den Umfirmierungen seien auch neue Pagro-Märkte geplant. Ende des Jahres soll ein Online-Shop hinzukommen.

Die Euphorie lässt nach

Die Ankündigungen sind nicht mehr ganz so euphorisch wie nach der Übernahme 2009 durch die Wiener MTH Retail Group Holding GmbH, einen Ableger der Management Trust Holding AG. Der Konzern kauft bevorzugt Unternehmen in Not, steigert ihren Wert und behält sie – wie Pfennigpfeiffer und Mäc Geiz, das 2010 pleiteging.

Beide Handelsketten unterscheiden sich erst auf den zweiten Blick: Pfennigpfeiffer hat größere Läden, oft in Einkaufszentren, ein größeres Sortiment und ist wieder profitabel. Mäc Geiz ist in Innenstädten zu finden, Artikel sind nach Preis- und nicht nach Warengruppen sortiert.

Vom angekündigten Milliardenumsatz, zu dem beide ostdeutsche Töchter ein Viertel beitragen sollten, ist der Konzern mit 797 Millionen Euro im vergangenen Jahr weit entfernt. Pfennigpfeiffer hat in der letzten vorliegenden Bilanz 2016/17 knapp 95 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Von 109 Standorten – avisiert waren mehr als doppelt so viele – befinden sich 48 im Freistaat und 21 davon in Ostsachsen.

Noch 2010 hatte der MTH-Konzern vor, die zur Koordinierung ostdeutscher Aktivitäten in Frankfurt am Main gegründete Holding nach Dresden zu verlegen, damit Sachsen nicht auf die Steuern pfeifen müsse, wie es hieß. Doch es blieb beim Vorsatz. Stattdessen zog der Verwaltungssitz von Kesselsdorf bei Dresden nach Landsberg. In Sachsen-Anhalt, auf halbem Weg zwischen Halle und Bitterfeld, war damals bereits die Mäc-Geiz-Vertriebsgesellschaft zu Hause. „Nach der Übernahme von Mäc Geiz und der vollständigen Übernahme von Pfennigpfeiffer haben wir uns dann für Landsberg als Firmensitz des Unternehmens entschieden“, teilt Sprecherin Leonie Bueb mit. Immerhin gibt es in Dresden-Sporbitz noch ein Lager mit rund 50 Leuten, das in Kesselsdorf mit 32 Jobs ist schon lange dicht.

Und wie geht es weiter? „Das Unternehmen wird sich stark auf seine Rolle als Nahversorger konzentrieren und dabei seine Kernkompetenzen weiter in den Mittelpunkt rücken – Produkte für Schule, Büro, Basteln, Dekoration und Haushalt“, schreiben die Eigner im Lagebericht zur jüngsten Bilanz 2016/17. Und bei den Firmenfarben scheint nur eins wichtig: Hauptsache Rot und Weiß – wie die Flagge von Österreich.