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Pfeifen von Zipfel zu Zipfel

Mithilfe von Spenden aus Deutschland ist eine Orgel in Böhmen umgezogen.

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© Franz Hanika

Von Petra Lauirinova

Heindorf/Hejnice. Die alte Kirchenorgel der Mariä-Himmelfahrt-Kirche im Dreiländereck, in der tschechischen Gemeinde Raspenava (Raspenau) im Friedländer Zipfel, hat ein neues „Innenleben“. „Das restaurierte Instrument wird in Kürze vom Litomericer Bischof Jan Baxant während eines tschechisch-deutschen Gottesdienstes festlich eingeweiht“, informierte der dort engagierte Pfarrer Pavel Andrs. Er hatte vor einer Weile erfahren, dass in der Ortschaft Filipov (Philipsdorf) im Kreis Sluknov (Schluckenau) eine überdimensionierte, noch intakte Orgel durch eine kleinere ersetzt werden sollte und die alte ungenutzt eingelagert sei. Nach Verständigung der beiden Amtsbrüder beschloss man, die Orgel aus Filipov an die Gemeinde in Raspenava abzugeben. Dafür war aber ein Umbau nötig.

Die ursprüngliche Orgel in Raspenau, die im Jahre 1907 vom Orgelbaumeister Heinrich Schiffner (1853 bis 1938) in dem Sakralbau installiert wurde, war vom Holzwurm total angegriffen und unrettbar beschädigt worden. Von dem Instrument ist nur der Pseudobarockschrank erhalten geblieben. In diesen kam nun die Filipover Orgel. Um die sorgfältige Montage der technischen Innereien kümmerten sich Orgelbauer aus Zasada bei Jablonec (Gablonz), Bohumil Zloutek, Senior und Junior. „Bemerkenswert ist, dass Vater und Großvater schon dieses besondere Handwerk erlernt hatten und dass die Orgelbau-Familientradition erhalten geblieben ist. Es war interessant, sie bei der Arbeit zu beobachten“, erzählt Monika Hanika, die Heimatbetreuerin des Wallfahrtsortes Haindorf sowie von Ferdinandof (Ferdinandsthal) und Bily Potok (Weißbach) im ehemaligen Kreis Friedland, die mit ihrem Mann die Restaurierung auch unterstützt hat.

Geld für neue Pfeifen nötig

Die Finanzierung übernahm unter anderem die deutsche Seite. Mehrere Landsleute, private Sponsoren sowie die tschechische Kirchengemeinde spendeten dafür. Wie teuer der Instrumentenumbau war, möchte Pfarrer Andrs nicht verraten. „Die Hauptsache ist, dass es uns gelungen ist. Nächstes Jahr wollen wir noch die zweite Pfeifen-Reihe erneuern, da müssen wir eine Förderung finden“, sagte er und hofft, dass er bei der Einweihung der Orgel viele ehemalige Raspenauer trifft, die ansonsten regelmäßig zur traditionellen Wallfahrt ins nahe gelegene Hejnice (Haindorf) kommen. Dort finden auch häufig Orgelkonzerte statt. Die nächste Wallfahrt steht nun kurz bevor. „Wie viele Menschen diesmal zusammenkommen, ist schwierig zu sagen. In den letzten Jahren hatten wir zwei Busse. In diesem Jahr kommen die Wallfahrer irgendwo her, meistens mit dem Auto“, erklärt Franz Neumann, ein deutscher Landsmann, der sich nach der Wende für die Erneuerung der Wallfahrtstradition in Hejnice eingesetzt hat.

Diesmal rechnet er mit merklich weniger Leuten als im vergangenen Jahr. „Der Wallfahrtstag ist ein Montag.“ Es ist davon auszugehen, dass da viele arbeiten müssen. „Im vergangenen Jahr kamen an die 400 Deutsche. Wenn dieses Mal 200 Besucher kommen, wäre es schön“, meint Franz Neumann. Ein Bus ist immerhin angekündigt und kommt mit einem Pfarrer und Gläubigen aus Eiterfeld bei Hünfeld. Am 30. Juni und am 1. Juli findet zudem das tschechische Hejnicer Stadtfest mit Musik und Budenzauber statt. Auch das lockt Gäste an. Übrigens – das Orgelprojekt ist nicht das einzige, dass Pfarrer Pavel Andrs realisiert hat. Im vergangenen Jahr wurde unter seiner Regie auf dem Pfarrgelände das ehemalige Wirtschaftsgebäude in Raspenau saniert. Seitdem dient die sogenannte Betanie (früher Armenhaus) der christlichen Jugend und jungen Familien als Ort für Erholungs- und Freizeitaktivitäten. In diesem Sommer steht nun die Sanierung des Kirchturms an. „Er befindet sich in einem ganz traurigen Zustand, braucht neues Blech und Holzteile“, verrat Andrs. Heimatbetreuerin Monika Hanika ist voll des Lobes für den Geistlichen: Die Region lebt nahezu nur vom großartigen Engagement solcher Menschen wie Pavel Andrs“.