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Pegida-Märsche gefährden Dresdens Ansehen

Auch internationale Medien berichten über das Anti-Asyl-Bündnis. Experten warnen davor, ihm das Feld zu überlassen.

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Von Rafael Barth und Johanna Lemke

Dresden. Durch die Demonstrationen des asylkritischen Bündnisses Pegida droht Dresden Schaden zu nehmen. So warnt der geschäftsführende Direktor des Instituts für Krisenforschung an der Uni Kiel, Frank Roselieb: „Die Pegida-Märsche sind schlecht für das Image von Dresden. Zumindest, wenn es nach außen so aussieht, als sei dies die vorherrschende Meinung in der Stadt.“

Das Bündnis „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ wendet sich vor allem gegen eine angeblich zu laxe deutsche Flüchtlingspolitik und kriminelle Ausländer. Zuletzt beteiligten sich 7 500 Menschen an der wöchentlich stattfindenden Demonstration. „Pegida verstärkt ein Image, das für die Stadt wirtschaftsschädlich ist“, sagt Wolfgang Donsbach, Kommunikationswissenschaftler an der Technischen Universität Dresden. Der Ruf Dresdens habe in der Vergangenheit unter Ereignissen mit fremdenfeindlichem oder gewalttätigem Charakter gelitten. Dazu zählen der Mord an der Ägypterin Marwa El-Sherbini, die Neonazi-Aufmärsche am 13. Februar oder auch die Gewalt am Rande von Dynamo-Spielen.

Dresdner Kulturinstitutionen und Wissenschaftseinrichtungen distanzieren sich deutlich von Pegida. TU-Rektor Hans Müller-Steinhagen warnt: „Die Akzeptanz und der Ruf Dresdens als internationaler Wissenschaftsstandort sind gefährdet.“ An Sachsens größter Uni kommt fast jeder vierte Studienanfänger aus dem Ausland.

Über die Pegida-Märsche berichten inzwischen überregionale Medien von den ARD Tagesthemen und dem Heute-Journal des ZDF bis zum Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Am Montag recherchierte sogar die Deutschland-Korrespondentin der New York Times bei der Pegida-Demonstration in Dresden.

Richard Hilmer, Chef des Berliner Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap, sieht Dresdens Ruf vor allem dann gefährdet, „wenn Pegida auf Dauer mehr Präsenz zeigt als die Gegendemonstranten“. Wichtig sei die Möglichkeit eines sicht- und hörbaren Widerspruchs. Am vorigen Montag protestierten 1 200 Menschen gegen das Bündnis, von denen einige allerdings aggressiv und gewaltbereit waren.

Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz will sich heute in einer Stellungnahme mit Pegida-Gegnern grundsätzlich solidarisieren. Darin heißt es: „Ich unterstütze es, dass Bürgerinnen und Bürger deutlich machen, dass Zuwanderung und Asylpolitik nicht nur zu Ängsten und Vorbehalten führen, sondern dass es auch viele Beispiele für eine echte Willkommenskultur gibt.“ Den geplanten Sternmarsch verschiedener Dresdner Institutionen am nächsten Montag begrüße sie, so Orosz.