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Pauker überwindet Schicksalsschlag

Petra Siegel führt die Gaststätte in der Neißstraße 21 in Görlitz nach dem Tod ihres Mannes nahtlos weiter. Jetzt sucht sie eine Kellnerin.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Görlitz. Petra Siegel hofft auf Pfingsten. „Vielleicht nimmt die Tourismussaison dann endlich Fahrt auf“, sagt die 54-Jährige. Bisher nämlich seien noch nicht allzu viele Gäste unterwegs, jedenfalls nicht in der Neißstraße. „Aber 2017 war das ähnlich“, sagt sie. Besser gelaufen sei es 2016. Und natürlich 2011, im Jahr der Landesausstellung: „Das war ein Hammer-Jahr, so toll lief es danach nie wieder.“

Die zierliche Frau kennt sich aus in der Branche. Im Jahr 1995 hat ihr Mann Bernd Schwerdtner in der Neißstraße 21 die Gaststätte „Zum Pauker“ eröffnet. „Ich war von Anfang an mit dabei“, sagt sie. Sowohl in der Küche als auch als Kellnerin war sie präsent, im Hintergrund sowieso: „Bürokram, Einkauf und Bestellungen habe ich schon immer gemacht.“ Jetzt muss sie alles machen, denn Bernd Schwerdtner ist Anfang März nach langer, schwerer Krankheit verstorben – kurz vor dem Ende der Schließzeit, die der Pauker schon seit vielen Jahren im Januar und Februar macht.

Schon am 8. März hat sie die Gaststätte planmäßig wiedereröffnet. Dass es weitergeht, habe immer festgestanden, auch während der Jahre, in denen ihr Mann schon schwer krank war und in denen sie die meisten Aufgaben bereits übernommen hatte. Für die Gäste hat sich seit März nichts verändert – abgesehen natürlich davon, dass der langjährige Chef nicht mehr da ist. „Mal sehen, ob ich an der Speisekarte etwas anders mache“, sagt Petra Siegel: „Bisher habe ich den Kopf dafür noch nicht frei.“ Aber auf jeden Fall soll es bei der bisherigen Richtung bleiben: Solide Hausmannskost, dazu ein paar Exoten wie Garnelen oder Thai-Suppe.

Auch die Einrichtung im Pauker hat sich nicht verändert. „Es ist urig und perfekt, so wie es ist“, sagt die Chefin. Weil sich der Mittagstisch nicht so richtig lohnt, ist täglich ab 17 Uhr geöffnet, nur der Sonntag ist Ruhetag, ebenfalls wie gehabt. Bei Bestellungen sind aber immer Ausnahmen möglich, sowohl am Sonntag, als auch was die Mittagszeit angeht. Für Reisegruppen beispielsweise hat schon Bernd Schwerdtner gern Mittagstisch angeboten. Das führt Petra Siegel ebenfalls weiter. In der Küche steht sie jetzt hauptsächlich selbst, unterstützt von Küchenhilfen. Im Service sind Sohn Eric Schwerdtner und die langjährige Mitarbeiterin Yvonne Schäfer tätig. „Wir suchen aber noch eine zusätzliche nette Kellnerin“, sagt Petra Siegel. Wer Interesse hat, kann sich bei ihr melden.

Sehr zufrieden ist sie mit der Außenterrasse auf der gegenüberliegenden Straßenseite: „Die war dieses Jahr schon den ganzen April über offen und oft voll besetzt.“ Die Leute kommen nicht nur auf ein Bier vorbei, sondern auch zum Essen. „Und bei schlechtem Wetter kommen sie auch gern rein“, freut sich die Chefin. Insgesamt aber sieht sie die Neißstraße nicht als die beste Gaststätten-Lage: „Viele Leute gehen nur bis zum Untermarkt, das scheint so eine Art Schranke zu sein.“ Also dort oben ein Schild anbringen, das auf die Gaststätten in der Neißstraße verweist? „Nein“, sagt Petra Siegel, „Schilder hatten wir, während die Neißstraße Baustelle war, das hat nicht viel gebracht.“ Sie wolle sich nicht so sehr aufdrängeln. „Wer uns entdeckt und das Essen gekostet hat, der kommt gern wieder“, sagt sie stattdessen. Ob die Mehrzahl der Gäste Görlitzer oder eher Touristen sind, vermag sie nicht einzuschätzen. Stammkundschaft gebe es aber auf jeden Fall.

Meckern ist ohnehin nicht so ihr Ding: „Momentan läuft es bei uns ungefähr so, wie vor dem Straßenbau auch.“ Die Baustelle habe die Gastronomen in der Straße aber nicht enger zusammengeschweißt: „Man grüßt sich, redet auch mal ein Wort, aber enger ist es nicht.“ Die Bierblume, die schräg gegenüber neu aufgemacht hat, hat sie bisher noch nicht besucht. Was aber richtig gut läuft, sind die beiden Ferienwohnungen im Haus: „Die sind oft ausgebucht, auch in diesem Jahr wieder.“ Dafür sei die Neißstraße dann doch eine gute Lage. Nur die Gaststätte, die könnte noch mehr Touristen gebrauchen. Aber dieses Wochenende ist ja endlich Pfingsten.