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Paris stürzt sich auf Rommels Erinnerungen

Der Feldzug der deutschen Wehrmacht ist fürdie Planer von heuteoffenbar von Interesse.

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Von Jobst Knigge, Berlin

Bengasi, Sirte oder Al-Brega – Namen umkämpfter libyscher Städte rufen Erinnerungen an den Krieg in Nordafrika vor 70 Jahren wach. Italienische, deutsche, britische und zeitweise auch französische Truppen lieferten sich rund zweieinhalb Jahre lang erbitterte Kämpfe in der damaligen italienischen Kolonie Libyen. Das Schlachtfeld erstreckte sich über einen Küstenstreifen von über 1500 Kilometern Länge.

Jahrzehnte später verhandelte Libyens Staatschef Gaddafi mit der ehemaligen Kolonialmacht Italien um Kriegsentschädigungen. Schließlich einigte er sich mit Regierungschef Silvio Berlusconi auf eine Entschädigung in Höhe von fünf Milliarden Dollar (3,5 Milliarden Euro). 2004 versuchte Gaddafi, dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder eine Rechnung für Kriegsschäden zu präsentieren. Der Kanzler lehnte jegliche Zahlung ab.

Codename „Sonnenblume“

Im September 1940 waren Truppen des italienischen Diktators Benito Mussolini vom Osten Libyens aus auf ägyptisches Territorium vorgerückt. Ihr Ziel: der Suezkanal. Der Angriff blieb aber wegen Nachschubschwierigkeiten bald stecken, und die Briten trieben die Italiener nach Westen zurück. Über 100000 Italiener gerieten in Gefangenschaft, der Verlust der Kolonie drohte. Der „Duce“ sah sich gezwungen, seinen Bündnispartner Adolf Hitler um Hilfe zu bitten.

Unter dem Codenamen „Sonnenblume“ lief der Einsatz von Generalfeldmarschall Erwin Rommel, der im Februar 1941 mit deutschen Panzertruppen in Tripolis eintraf. Im April 1941 überschritt er bei Sollum die libysch-ägyptische Grenze. Die Eroberung von Tobruk, wo sich britische Kräfte verschanzt hatten, musste er vorerst zurückstellen. Im November 1941 holten die Briten zum Gegenschlag aus und konnten Bengasi in ihre Gewalt bringen.

Dann trat Rommel im Mai 1942 mit über 500 Panzern zu dem – wie er erhoffte – entscheidenden Vormarsch an. Im Juli standen Deutsche und Italiener bei El Alamein auf ägyptischem Boden. Doch der Nachschub blieb aus; die Soldaten waren erschöpft. Mit überwältigender Übermacht begannen die Briten im Oktober ihre Offensive. Rommel blieb nur der Rückzug. Ein paar Monate lang leisteten die Truppen Hitlers und Mussolinis noch Widerstand. Dann kapitulierten 230000 Mann.

Gefragte Memoiren

68 Jahre später werden die Memoiren des „Wüstenfuchses“ auch im Pariser Außenministerium mit Interesse gelesen. Die Diplomaten stürzten sich geradezu auf die Erinnerungen des Generalfeldmarschalls Rommel, berichtete die Zeitschrift „L’Express“. Das Buch mit dem Titel „Krieg ohne Hass. Afrikanische Memoiren“ beschreibt detailliert die Kriegsführung in der libyschen Wüste – was für die Planer des aktuellen Libyen-Einsatzes anscheinend von Interesse ist. (dpa)