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Opfer falscher Tierliebe

Peggy Fiedler denkt daran, ihre Ponys abzuschaffen. Sie leiden, weil sie von Passanten falsch gefüttert werden.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Neue Schilder hängen am Zaun der Pferdekoppel im Wohngebiet Döbeln Nord. Peggy Fiedler versucht es jetzt mit Sarkasmus. „Danke für die vielen Futterspenden (Chips, Brot...)“, hat sie darauf geschrieben. Um gleich darauf klar zu machen, dass sie alles andere als dankbar ist. Seit langer Zeit kämpft sie aussichtslos wie Don Quichotte gegen wohlmeinende Zeitgenossen, die ihre Pferde mit Dingen füttern, die sie nicht vertragen. „Ich überlege, ob ich die Ponys aufgebe. Ich kapituliere“, sagte Peggy Fiedler.

Jetzt hat die Pferdehalterin neue Hinweisschilder aufgehängt. Ob sie helfen?
Jetzt hat die Pferdehalterin neue Hinweisschilder aufgehängt. Ob sie helfen? © André Braun

Vor drei Jahren hatte der Döbelner Anzeiger darüber berichtet, dass die Ponys schwer an einer Krankheit leiden, die durch falsche Ernährung ausgelöst wird. Bei der sogenannten Hufrehe kommt es zu mehr oder weniger schwerwiegenden Entzündungen in den Hufen der Tiere. Pony Sidney hatte es damals nicht geschafft, es musste eingeschläfert werden, sagt Peggy Fiedler. Und Pony Sammy ist heute noch von der Krankheit bedroht, auch wenn er durch strenge Diät seit zwei Jahren ohne Symptome ist. „Im Sommer kann ich ihn nur mit einem Maulkorb auf die Weide lassen, damit er wenigstens bei der Herde ist. Eigentlich fressen die Pferde den ganzen Tag“, sagte Peggy Fiedler.

Für die verstorbene Sydney hatte sich Peggy Fiedler ein anderes Pony angeschafft. Susi ist mit fast 30 Jahren eine richtige Oma. Und durch ihr Alter auch sehr empfindlich. „Erst vorgestern habe ich wieder Weintrauben auf der Weide gefunden. Die Leute kommen sogar mit Küchenabfällen aus der Stadt, um die Pferde zu füttern.“ Das alte Pferd, das wegen der inzwischen fehlende Zähne ein Spezialfutter bekommt, reagiert sofort mit Durchfall auf die unbekömmliche Nahrung. „Wenn dann die Kinder zum Reiten auf den Hof kommen, muss ich sagen, der Susi geht es nicht gut. Die hängen an den Pferden und leiden mit.“

Während größere Pferde besser mit dem ungewohnten Futter zurechtkommen, sind Ponys eher auf karge Lebensverhältnisse ausgerichtet. Derzeit ist wegen der Trockenheit ohnehin wenig Gras auf den Weiden – Sammy darf deshalb ohne Maulkorb raus. Peggy Fiedler muss sie wegen der Futterknappheit jede Weide nutzen. Derzeit grasen die Pferde direkt im Wohngebiet neben den Wohnblöcken. Dort hat die Pferdehalterin noch weniger Kontrolle über das, was von den Passanten an die Pferde verfüttert wird.

Die Einsicht der Leute ist ohnehin begrenzt. „Da gibt es dann Diskussionen, es sei ja nur ein Stück Brot. Aber wenn im Laufe des Tages 20 Leute vorbeikommen? Ich habe auch schon Mandarinen und Kürbisse gefunden. Es tut weh, wenn ich die Pferde abends reinhole. Wenn die Leute Interesse an den Pferden haben, dann sollen sie auf den Hof kommen, Wir denken uns dann schon etwas aus, was sie füttern können“, sagte die Pferdehalterin.