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Oldtimer rasten auf dem Obermarkt

Die Historic Rallye führt die Fahrer durch Waldheim. Dort gibt es nicht nur ein Mittagessen.

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© André Braun

Von Nadine Franke

Waldheim. Am Stoppschild nach links, dann 5,32 Kilometer fahren, Ehrenberg und Kriebstein zurücklassen und in 5,06 Kilometern heißt es dann wieder: Abbiegen! So wird der Obermarkt in Waldheim erreicht. Zumindest, wenn der Beifahrer das Bordbuch richtig liest. Dann ist es Zeit für eine Rast.

Es ist Freitagmittag. Interessiert schauen die Anwohner, was vor ihren Fenstern geschieht. Im großen Stil fahren die Oldtimer vor. Nacheinander kommen sie an, jeder hat vorgeschriebene Fahrtzeiten. Aneinandergereiht stehen sie zwischen den Brunnen auf dem Obermarkt. Vom Trabi bis Ford Mustang ist alles dabei. Auch ein weißer Melkus öffnet seine Flügeltüren. Die Fahrer stärken sich im Ratskeller und erklimmen den Rathausturm. In der Zwischenzeit gehen die Autofans zwischen den alten Schlitten umher, staunen und schwelgen in an Erinnerungen an ihre eigenen Autos, die sie zu DDR-Zeiten fuhren. Auch Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) kommt aus dem Rathaus, um die alten Fahrzeuge zu begutachten.

63 Teams waren zur neunten Historic Rallye Erzgebirge angemeldet. Zwei Teams konnten jedoch nicht antreten. Gestartet sind schließlich 61 Teams um 9.30 Uhr auf dem Jakobiplatz in Chemnitz. Aber nur 60 Fahrzeuge erreichen Waldheim. Eine Chevrolet Corvette blieb auf der Strecke liegen. Wenn es mit der Reparatur klappt, kann sie vielleicht am zweiten Tag der Rallye am Sonnabend in Richtung Eibenstock mitfahren.

Oldtimer sind nicht nur ein Hobby für ältere Herren. Hinter den Startnummern zwei und drei steckt die Familie Pfau aus Hohenstein-Ernstthal. Das Ehepaar Werner und Christine Pfau fährt in einem EMW 327 aus dem Jahr 1954. Ihr Sohn ist mit seinem IFA F9, Baujahr 1955, angetreten. Auf dem Beifahrersitz sitzt Tochter Jule. Die 20-Jährige hat die Kontrolle über das Bordbuch. Sie liest die Weghinweise und sagt, wo es lang geht. So lenkt Vater Karsten das Auto von Chemnitz über Waldheim und Frohburg. Auf ihrem Weg stellen sie sich Wertungsprüfungen. So müssen sie mit exakt 27 Stundenkilometern durch die Dammstraße in Hainichen fahren.

Es ist das zweite Mal, dass sie an der Rallye teilnehmen. Doch sie sind oft gemeinsam unterwegs. „Schon als Säugling hat er mich im Kofferraum des Trabis gewickelt“, grinst Jule Pfau. Sie hat selbst einen Führerschein, doch einen Oldtimer ist sie bisher noch nicht gefahren. „Das ist Papas Baby!“