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Oh Tannenbaum, wie braun sind Deine Blätter

Den Christbaum-Gärtnern der Region verdorren die Setzlinge auf der Plantage. Ist jetzt Weihnachten gefährdet?

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© Markus van Appeldorn

Von Markus van Appeldorn

Oberlausitz. Einen traurigen Anblick bietet der Setzling, den Heiko Belger in der Hand hält. Völlig ausgedörrt, braun. Heiko Belger konnte den Trieb ohne Mühe einfach so aus dem ausgetrockneten Boden ziehen. Eigentlich sollte aus dem Setzling mal ein Christbaum für ein Oberlausitzer Wohnzimmer wachsen. Doch nun steht Heiko Belger inmitten seiner Tannenplantage in Niedercunnersdorf und schaut auf einen Hektar Wüste. „Es tut schon weh“, sagt er, „eigentlich sollte diese Fläche zehn Jahre lang mit den Bäumen kultiviert werden. Jetzt ist die Herbstanpflanzung komplett verloren.“An die 10 000 Tannen-Triebe müsse er im Herbst hier jetzt neu setzen.

Mit 20 Hektar Anbaufläche ist das Tannengut Belger der weitaus größte Anbieter von Weihnachtsbäumen. Heiko Belger pflanzt im Wesentlichen Nordmanntannen und die in der Oberlausitz ebenfalls als Weihnachtsbaum beliebten Blaufichten an. Kosten und Arbeit hat er auf seinem Gut das ganze Jahr über – Ernte und Umsatz dagegen nur vor Weihnachten. Viele Kunden holen sich im Dezember ihren Christbaum direkt von seiner Plantage. Außerdem betreibt er zahlreiche eigene Verkaufsstellen in der Oberlausitz. Außerdem beliefert er Kirchen, Betriebe und Kommunen mit Weihnachtsbäumen.

Ein Weihnachtsbaum-Engpass droht wegen des Dürre-Sommers in diesem Jahr aber nicht. „Wenn die Setzlinge nach etwa einem Jahr richtig Wurzeln gefasst haben, kommen sie auch mit der Trockenheit klar“, sagt Heiko Belger. Wachstumseinbußen muss er aber in diesem Jahr besonders bei den flachwurzelnden Blaufichten hinnehmen. „Weil es quasi nicht geregnet hat, hat sich der ausgebrachte Dünger nicht aufgelöst und konnte nicht in den Boden eindringen“, sagt er. Das Längenwachstum der Blaufichten falle daher 20 bis 30 Prozent geringer aus als in den Vorjahren. Verkaufen könne er sie aber trotzdem. „Die Kunden wollen kompakte Bäume. Gut 60 der Weihnachtsbäume messen höchstens 1,60 Meter“, sagt Belger. Die kommende Ernte ist also nicht gefährdet. Und wenigstens einen Vorteil habe die Hitze. „Wegen der Trockenheit haben wir keine Pilzerkrankungen an den Bäumen“, sagt Belger.

Auch mit einer Preiserhöhung von Weihnachtsbäumen wegen der Dürreschäden rechnet er nicht. „Der Verlust betrifft ja Bäume, die erst in sechs bis zehn Jahren erntereif gewesen wären“, sagt er. Dennoch: Er hofft, dass sich so ein Sommer so schnell nicht wiederholt. „Durch den Schaden fehlt uns jetzt ja hinten raus eine Vegetationsperiode“, sagt Belger, „die Klimaveränderung merken wir hier schon auf dem Tannenhof. Auch die Gefahr von Starkwetter-Ereignissen hat zugenommen.“ Heftige Wolkenbrüche und Hagel können jungen Tannen genauso zusetzen wie Hitze und Trockenheit.

Für die jetzt verdorrten Nordmanntannen kam der Vernichtungsschlag in zwei Wellen. „Erst hatten wir im März noch starken Frost unter minus zehn Grad, aber ohne Schnee“, erklärt Heiko Belger. Der tiefe Frost habe verhindert, dass die noch jungen Pfahlwurzeln der Tannen ausreichend Bodenschluss bekommen. „Dadurch haben die Triebe ohnehin schon Schaden genommen“, sagt Heiko Belger. Die Hitzewelle gab ihnen dann den Rest. Den Schaden kann er schwer beziffern. Natürlich ist es ein Umsatzverlust der kommenden Jahre. 15 bis 20 Euro bringen die Bäume je nach Größe im Verkauf. „Wir haben ja auch schon viel Geld und Arbeit hineingesteckt“, sagt Heiko Belger. Für die Anpflanzung und Bodenbearbeitung kommen teure Maschinen zum Einsatz. „Allein die Vorbereitung des Bodens mit der Fräse verbraucht Kraftstoff für rund 250 Euro“, rechnet Belger vor. Investierte Zeit und aufgewendetes Kapital seien nun dahin.

Auch Gottfried Loitsch aus Herrnhut hat ein paar Dürre-Probleme mit seinem Christbaum-Kindergarten. „Meine Nordmanntannen und Blaufichten für das kommende Weihnachten sind wunderbar in Farbe und Wuchs“, sagt er, „aber das große Problem sind die Neuanpflanzungen.“ Er hat rund 2 000 Jungtriebe auf seiner 2,2 Hektar großen Plantage versucht, durch den Sommer zu bringen. „Ich bin da jeden Tag ein paar Stunden raus und habe sie mit 30 000 Liter bewässert“, erzählt er. Trotz der Dürre habe er das Glück, dass sein eigener Brunnen so viel Wasser hergebe. „Ein Drittel der Triebe ist dennoch verdorrt. „Gerade in den letzten Tagen ging das sehr schnell“, sagt er. An einem Tag seien die jungen Tannen erst ein bisschen gelb und am nächsten schon völlig kaputt. Er will trotz bester Versorgung für Weihnachten 2018 eine Preiserhöhung noch nicht komplett ausschließen. „Da müssen wir sehen, was sich auf dem Markt bewegt“, sagt er.