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Oberauer hängen am Wasserschloss

Am Donnerstag wird der Bürgermeister erste Verhandlungen mit einem Investor über den Verkauf des Schlosses führen.

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© SZ-Archiv/ C. Hübschmann

Von Jürgen Müller

Niederau. Ein möglicher Verkauf des Wasserschlosses in Oberau rückt näher. Der Gemeinderat hat sich am Dienstagabend mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, dass Bürgermeister Steffen Sang (parteilos) das Nutzungskonzept des Investors für das Objekt „Wasserschloss Oberau“ unterstützen und in Verkaufsverhandlungen treten soll. Dabei soll einerseits die Entwicklung des Oberauer Schlossareals berücksichtigt werden, andererseits aber auch das Gelände für die Allgemeinheit weitestgehend erhalten bleiben. Die Verhandlungen sollen dazu führen, dass ein Vertrag dem Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt wird.

Die Dresdner Dörte und Holger Rex wollen aus dem Schloss ein „Resort für Balance & Harmony“ machen. Das Konzept basiert auf drei Säulen: einer Saunalandschaft mit Saunagarten, einem Präventions- und Heilerzentrum und einem Wellnesshotel mit Gastronomie. Insgesamt sollen neun Millionen Euro investiert werden.

Doch nicht nur im Gemeinderat gibt es große Skepsis. Vor allem der 2012 gegründete Förderverein Wasserschloss Oberau sieht sich um die Früchte seiner Arbeit gebracht. „Wenn das Schloss verkauft wird, ist für die Vereinsmitglieder jede Motivation weg“, sagte Vereinschef Ulrich Paul. Für den Verein sei es immer eine Illusion gewesen, das Schloss wieder so aufzubauen, wie es vor 200, 300 Jahren aussah. „Unser Ansinnen war und ist es, das Schloss so zu erhalten, wie es jetzt ist und die Gemeinde als Eigentümer zu unterstützen“, sagte Paul zur Gemeinderatssitzung. Dass das Schloss als kulturelles Zentrum der Gemeinde erhalten bleiben sollte, finden auch Gemeinderäte. Roland Naumann (Unabhängige Wählervereinigung) sieht es anders: „Wir müssen uns bewusst sein, dass wir über die Finanzen der Gemeinde über Jahrzehnte entscheiden“, sagte er. Die Gemeinde sei finanziell nicht in der Lage, das Schloss zu erhalten oder gar zu sanieren, „Ich sehe einen Verkauf als große Chance für das Schloss Oberau. Wir sollten positiv auf die Investoren zugehen“, so Naumann.

Investition eine Chance geben

Bürgermeister Steffen Sang, der sich seit Jahren auch privat sehr für das Schloss engagiert, geht in die gleiche Richtung. Er spricht von einem Alleinstellungsmerkmal für das Dorf, historisch und kulturell sei es der Mittelpunkt. Obwohl dem Gemeinderat bisher kein schlüssiger Nachweis dieser rund neun Millionen teuren Investition vorliege, seien zumindest theoretische Ansätze dem Gemeinderat vorgetragen worden, die realisierbar erschienen. „Wir sollen einer solch riesigen Investitionsmaßnahme eine Chance geben“, sagte der Bürgermeister. Verhandlungen mit den Investoren zu führen, sei im Interesse der Gemeinde, weil die Entwicklung und Wiederherrichtung großer Teile des Areals „Wasserschloss Oberau“ in Aussicht stehe, ein wirtschaftlicher Gewinn für die Gemeinde. Dies reiche von Arbeitsplätzen bis hin zur Errichtung öffentlicher Gastronomie, die zu erwarten sei. Zudem wolle der potenzielle Investor Hand in Hand mit Gemeinde, Vereinen und engagierten Bürgern die Marke „Wasserschloss Oberau“ weiter entwickeln.

Seit 2009, als die Gemeinde Niederau den Erbpachtvertrag mit dem Verein „Offene Häuser Weimar e. V.“ löste, wurde durch den Gemeinderat versäumt, das Areal konsequent zu überplanen, sagte Steffen Sang. Andere Probleme hatten Vorrang. „Jetzt scheint ein Investor bereitzustehen, dessen Absichten einerseits genau geprüft werden müssen, damit das Risiko eines Scheiterns nicht zu Lasten der Gemeinde Niederau geht, aber andererseits eine Entwicklung unseres Schlossareals sehr positiv vorantreiben könnte“, so der Niederauer Gemeindechef. Zwar gäbe es Alternativen zu dem jetzigen Projekt, die seien aber nicht so komplex, würden länger dauern, bis sie umgesetzt werden könnten und erst noch tiefgründig geprüft werden. Diese Alternativen sollten zurückgestellt werden, aber weiter forciert werden, wenn es zu keiner Einigung mit dem Investor komme. In Verhandlungen zu treten, heiße noch nicht Verkauf. „Aber wenn Einigkeit erzielt wird, möchte ich von einer Rettung unseres Schlossareals sprechen wollen und meine ganze Unterstützung für das Projekt erklären“, sagte Sang.

Als Mindestverkaufspreis stünden rund 550 000 Euro im Raum. Das sei in etwa die Summe, welche die Gemeinde in den vergangenen Jahren in das Schloss gesteckt habe. Diese wolle man mindestens wiederhaben. Erst wenn die Baugenehmigung und die komplette Finanzierung des Projektes vorliege, dürfe sich die Gemeinde von ihrem Eigentum trennen. So werde ausgeschlossen, dass durch das Scheitern dieses Projektes das Schlossareal Spekulationsobjekt und in regelmäßigen Abständen weiterveräußert werde. „Die Gemeinde Niederau hätte dann keine Einflussmöglichkeit mehr“, so Sang.

Bedenken, dass das Gelände künftig für die Öffentlichkeit tabu ist, zerstreute Gemeinderat Gunter Klotz (CDU): „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ein Hotelier einschließt. Das beste Beispiel, das es funktioniert, ist doch Schloss Proschwitz. Ein Verkauf von Schloss Oberau wäre eine echte Chance für die ganze Region.“ Am Donnerstag soll es die erste Verhandlungsrunde geben. In der Ratssitzung am 7. Juni wird über die Ergebnisse informiert.