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Nur eine Überlebende

Der Schock über den Brand in Uhsmannsdorf sitzt tief. Und die Furcht vor Wiederholung.

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© André Schulze

Von Frank-Uwe Michel

Uhsmannsdorf. Noch immer riecht es unangenehm nach verkohltem Holz. Nur zehn Meter vom Wohnhaus der Kreutzmanns entfernt liegen verbrannte Balken, zwischendurch ist heruntergebrochenes Mauerwerk verstreut. Das sind die Reste der Scheune, die am Freitagabend im Uhsmannsdorfer Ortsteil Spreehammer in Flammen aufgegangen war. „Wir hatten den Fernseher an. Auf einmal wurde es taghell. Meine Frau rief: Die Scheune brennt! Dann sind wir schnell zum Telefon gerannt und haben den Notruf gewählt“, erinnert sich Horst Kreutzmann an den Schock, der ihm gegen 21.45 Uhr in die Glieder fuhr. „Ein Feuer. Und dann noch so nah an der Wohnbebauung. Da kann sich jeder vorstellen, was in uns vorgegangen ist.“ Vielleicht 40 Meter von der Scheune entfernt steht das Nachbarhaus, zwischendurch noch ein paar Bäume, die zwar ebenfalls angekohlt sind, den Feuersturm aber offenbar überstanden haben.

So gut erging es einigen der von dem 68-jährigen Uhsmannsdorfer gehaltenen Tiere nicht. Neun eigene und drei Kaninchen seiner Schwester überlebten den Brand ihrer Behausung nicht, auch für vier Zuchtgänse und eine Zuchtente gab es keine Rettung. Nur die Partnerin des verbrannten Erpels überlebte und befindet sich inzwischen in einem Übergangsquartier. Vor allem das in der Scheune untergebrachte Heu und Stroh wirkte wie Zunder. „Wir sind sehr froh, dass die Feuerwehr so schnell vor Ort war und den Brand gelöscht hat, ehe Menschen in Gefahr geraten konnten“, gewinnt Kreutzmann dem Geschehen noch etwas Positives ab. Nur ein paar Scheiben seines Wohnhauses hielten der Hitze nicht stand und zerbarsten.

Für Daniel Bertram war der Einsatz in Spreehammer der dritte, ähnlich gelagerte, innerhalb nur weniger Tage. Zuerst am 3. und 8. September in einem Ziegenstall, nun das Feuer in der Scheune. „Die Ortswehren von Spree, Horka, Rothenburg, Nieder-Neundorf und Uhsmannsdorf waren mit insgesamt 46 Kameraden vor Ort“, erzählt der Leiter der einheimischen Wehr. Wobei die Wasserzufuhr nicht ganz einfach gewesen sei. Immerhin habe man das rettende Nass über längere Strecken heranleiten müssen, da von zwei Seiten gleichzeitig gelöscht worden sei. Bertram selbst ist fassungslos und wütend, dass es erneut Tiere getroffen hat. Diesmal tödlich. In den ersten beiden Brandfällen konnten die Ziegen noch mit knapper Not gerettet werden.

Pikant an der Tragödie ist, dass die beiden betroffenen Familien verwandt miteinander sind und Brandstiftung für sie mittlerweile fast sicher ist. Grit Neumann, die ihre Ziegen vorübergehend auf dem Grundstück ihres Onkels Horst Kreutzmann untergebracht hat, findet es makaber, dass der noch unbekannte mutmaßliche Täter schon dreimal gezündelt hat. Über dessen Beweggründe sind sich die Beiden nicht ganz einig. „Ich denke, dass er es auf die Ziegen abgesehen hat. Die stehen jetzt hier. Vermutlich hat es deshalb noch nicht zum letzten Mal gebrannt“, sagt die 47-Jährige. Dass man wachsam bleiben muss, steht auch für ihren Onkel fest. Allerdings sieht er eher die Vernichtung des Futters als Grund für den Feuerteufel an.

Inzwischen hat sich auch die Polizei festgelegt. „Untersuchungen eines Brandursachenermittlers haben ergeben, dass das Feuer mit hoher Wahrscheinlichkeit vorsätzlich gelegt wurde“, erklärt Sprecher Thomas Knaup. Die Häufung von Bränden in Horka und Umgebung in der jüngeren Vergangenheit sei der Polizei nicht verborgen geblieben. Vor diesem Hintergrund werde deshalb bei den laufenden Ermittlungen sehr genau untersucht, ob – außer der räumlichen und zeitlichen Nähe – tatsächlich ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Bränden besteht. Ob nun verstärkt das Umfeld der beiden betroffenen Uhsmannsdorfer Familien unter die Lupe genommen wird, darüber hüllt sich der Polizeisprecher in Schweigen. Knaup bestätigt lediglich, dass die Kriminalpolizei allen Hinweisen und Ermittlungsansätzen nachgehen wird.

Bei den Familien Kreutzmann und Neumann wird es noch einige Zeit dauern, ehe der Alltag wieder Einzug hält. „Ich habe eine ständige Unruhe in mir. Manchmal sitze ich nachts senkrecht im Bett – immer mit dem Gedanken im Hinterkopf: Hoffentlich brennt es nicht schon wieder“, erzählt Grit Neumann. 13 Jahre habe sie sich mit Ziegenzucht beschäftigt. Nun sei aber Schluss. Man werde die verbliebenen drei Tiere schlachten lassen. Zumal auch das Heu für den Winter fehle. Nicht ans Aufgeben denkt dagegen Horst Kreutzmann. Schon einen Tag nach dem Brand hat er aus Spree ein neues Kaninchen bekommen. Und weitere von anderen Zuchtfreunden könnten folgen. „Nun muss ich sehen, wie ich zu Futter komme. Und wo ich das Heu lagere. Denn die Scheune ist ja nun leider weg.“