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Noch mehr Windkraft

Auf zwei weiteren Flächen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sind neue Windräder vorgesehen. Proteste haben nicht gefruchtet.

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© dpa

Von Nancy Riegel

Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge soll künftig mehr Strom aus Windkraft generiert werden. Dafür werden zwei Gebiete im Osterzgebirge, Beerwalde (Klingenberg) und Dittersdorf (Glashütte), als Vorrang- und Eignungsgebiet für Windenergie in den neuen Entwurf des Regionalplans aufgenommen. Insgesamt könnte der Landkreis so jährlich 300 Gigawattstunden Energie mittels Windkraft erzeugen. Im letzten Regionalplan waren es lediglich 190 Gwh/a. Auch das Areal am Wachberg im Neustädter Ortsteil Rückersdorf wird weiterhin vom Planungsverband als Standort für Windräder gehandhabt, trotz Protesten von Anwohnern und Stadtverwaltung. Dieses Ergebnis wurde am Dienstagabend von Heidemarie Russig, Leiterin der Geschäftsstelle, verkündet.

Gleichzeitig soll ein mögliches Gebiet für Windkraftanlagen im Landkreis Meißen entfallen, nämlich das in Thiendorf nahe der A 13. Damit schlägt der Regionale Planungsverband insgesamt 16 Windvorranggebiete in den beiden Landkreisen vor. Die entspricht rund 0,18 Prozent der gesamten Fläche. „Eigentlich sollten mindestens 0,2 Prozent der Gesamtfläche für Windkraftanlagen vorgehalten werden können, wir bewegen uns also am unteren Rand“, schätzt Russig ein.

Die veränderten Gebiete zur Generierung von Strom aus Windkraft sind im neuen Entwurf des Regionalplanes Oberes Elbtal/Osterzgebirge festgeschrieben. Als der letzte Entwurf im Januar zur Einsicht ausgelegt wurde, waren Kommunen, Vereine, Verbände, Bürger und weitere Träger aufgerufen, Stellung zu beziehen. Eine Kommission unter Leitung von Landrat Michael Geisler (CDU) sichtete die Schreiben in den vergangenen Monaten, wertete sie aus, ging ihnen nach oder lehnte sie ab.

Nicht mehr, aber höhere Räder

Die neue Fassung des Planes, die, wenn es nach der Geschäftsstelle geht, die letzte ist, soll von Mitte November bis Mitte Dezember ausgelegt werden. Erst dann können Kommunen und Bürger in vollem Umfang einsehen, ob ihre Einwände Gehör fanden oder eben nicht. Klingenberg und Glashütte werden separat und früher über die Aufnahme der Windkraftgebiete informiert werden, stellt Russig in Aussicht. Der Planungsverband hat vom Land Sachsen den Auftrag, Windkraftflächen auszumachen sowie Anzahl und Größe der Räder anzugeben, um den vorgegebenen Ertrag zu erreichen. Meißen und SOE müssen es bis 2022 schaffen, jährlich etwa 410 Gigawattstunden Windenergie zu erzielen. Russig geht allerdings davon aus, dass die Zahl im kommenden Klimaprogramm Sachsens deutlich erhöht wird. Der Regionalplan ersetzt nicht die Genehmigung neuer Windräder nach Bundesimmissionsschutzgesetz.

In Beerwalde und Dittersdorf stehen schon jetzt fünf bzw. zwei ältere Windräder. Mit dem Beschluss, die beiden Standorte als Vorranggebiete Wind mit in den Regionalplan aufzunehmen, könnten dort theoretisch höhere Anlagen errichtet werden. „Wir gehen davon aus, dass es aber bei der Anzahl der Windräder bleiben würde, weil der Platz nicht für mehr ausreicht“, erläutert Russig.

In der letzten Fassung des Regionalplanes waren die Gebiete im Sinne des Naturschutzes herausgenommen worden. Für Beerwalde hieß es, dass dort Uhu, Schwarzstorch und Wespenbussard leben und brüten sowie potenzielle Fledermauskorridore vorhanden seien. In Dittersdorf sei es ähnlich. „Diese Artenschutzkonflikte konnten bei erneuter Prüfung aber so nicht nachgewiesen werden, weswegen nichts dagegen spricht, die Gebiete in den Plan aufzunehmen“, so die Geschäftsstellenleiterin. Im Kreis Meißen wurde der Standort Thiendorf aus Gründen des Artenschutzes fallengelassen. Insbesondere im Hinblick auf Natura 2000 gebe es Konflikte, die von der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises dezidiert und nachvollziehbar vorgetragen wurden, so Heidemarie Russig.

Die Bedenken der Neustädter hinsichtlich des Artenschutzes am Wachberg führten hingegen nicht dazu, dass Rückersdorf aus der kommenden Fassung des Regionalplans herausgenommen wird. Bürgermeister Peter Mühle (NfN), Bauamtsleiter Michael Schmidt sowie Mitglieder der Bürgerinitiative „Wir für Natur Rückersdorf“ waren am Dienstag nach Dresden gekommen, um ihren Unmut über die vier möglichen neuen Windräder mit einer Höhe von 200 Metern Luft zu machen. Doch wurde ihnen kein Rederecht eingeräumt. Stattdessen verlas Karlheinz Rutsch, der als Vertreter der Umweltverbände im Planungsverband sitzt, die Stellungnahme des Stadtoberhauptes.

Landrat Michael Geisler meldete sich danach zu Wort und verwies auf die erneute Auslegung des Plans im Winter, bei der sich die Gemeinde Neustadt noch einmal positionieren könne.