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Noch immer Sturmschäden

Königsbrück klagt über fehlende Hilfe nach dem Unwetter im Juni. In Pulsnitz muss eine historische Anlage repariert werden.

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© René Plaul

Von Reiner Hanke und Nicole Preuß

Königsbrück/ Pulsnitz. Haufen zerbrochener Ziegel liegen noch neben der historischen Wehranlage, dem sogenannten Perfert, in Pulsnitz. Als im Juni der schlimme Sturm über die Region – von Königsbrück übers Haselbachtal bis in den Raum Pulsnitz fegte – erwischte es gerade das Denkmal besonders schlimm. Eine stolze Eiche krachte ins Dach. Dann stellte sich auch noch heraus, dass die Stadt in der Vergangenheit versäumt hatte, das Bauwerk zu versichern. Das wird nun nachgeholt, versichert Bürgermeisterin Barbara Lüke.

Ein Foto vom Tag nach dem Unwetter: Der Sturm hat in den Wäldern bei Königsbrück große Schäden angerichtet.
Ein Foto vom Tag nach dem Unwetter: Der Sturm hat in den Wäldern bei Königsbrück große Schäden angerichtet. © René Plaul

Inzwischen steht ein Gerüst am Wehrgebäude. Das kaputte Dach ist mit Planen abgedichtet. Derzeit steckt das Gebäude in der Warteschleife. Wegen der Ziegel. Dachdeckermeister Sven Brückner rechnet damit, dass sie im Oktober als Sonderanfertigung hergestellt werden können. Es sind Biberschwänze, aber ganz spezielle. Die werden originalgetreu in Größe und Stärke gebrannt. Mit der Dachreparatur sollen dann auch die zerstörten Sparren und das Giebelfachwerk von Fachleuten repariert werden.

Wehrhaftes historisches Bauwerk

Für den Dachdecker ist das ein besonderer Auftrag. Denn schon Vater und Großvater hatten mit dem Perfert zu tun bzw. saßen auf dem Dach. So war die Firma auch an der Sanierung 1982 beteiligt. Damals kamen jene Biberschwänze auf den historischen Bau aus der Zeit der Hussitenkriege um 1420. In der Wehranlage fanden Pulsnitzer Schutz. Zum Glück erwies sich die massive Anlage auch im Sturm als wehrhaft: „Unsere Altvorderen wussten schon, was sie machen“, sagt der Dachdecker. So lässt sich der Gesamtschaden am Wehrbau mit 21 000 Euro beheben. Die Masse des Geldes ist Fördergeld über den Denkmalschutz. Dazu noch Mehreinnahmen aus der Steuer und aus einer Spendenaktion des Pulsnitzer Karnevalsvereins.

Damit wäre der größte Sturmschaden so gut wie repariert. Aber es gab noch mehr zu beseitigen. Damit ist die Stadt weitgehend fertig. Gerade im Bereich Oberlichtenau/Friedersdorf seien etliche Bäume auf Privatgrundstücke gekippt, die beräumt werden mussten, so Uwe Nücklich vom Bauamt. Auf die hatte sich die Stadt zuerst konzentriert, ebenso auf das Walkmühlenbad. Am Garagenkomplex Mittelmühle seien noch Schäden offen.

Auf dem Liederweg in Oberlichtenau liege noch ein Baum. Das soll jetzt im Herbst passieren. Insgesamt war das ein Ausmaß, das der Bauhof nicht bewältigen konnte. Die Stadt habe Fachfirmen mit einspannen müssen. Das werde die Stadt noch einmal über 10 000 Euro kosten, schätzt Uwe Nücklich. Außerdem seien in den Wäldern noch längst nicht alle Schäden beseitigt. Das wäre dann aber Sache des Forstes und betreffe zum Beispiel auch die mächtigen Bäume am Trebeteich.

Wälder um Königsbrück gesperrt

Die Königsbrücker haben noch einiges mehr zu tun. Der Stadtpark in der Nähe des Schlosses kann noch immer nicht betreten werden und auch der Park in Röhrsdorf muss noch beräumt werden. Die Stadt steht in Verbindung mit dem Denkmalschutz, denn der hat bei beiden Anlagen ein wichtiges Wort mitzureden. Die Stadt rechnet damit, dass sie einiges in die Beräumung der Bäume und die Behebung der Schäden investieren muss.

In den Parks kann kein Harvester arbeiten und das Holz nicht kostendeckend verkauft werden, wie es in den Wäldern rund um Königsbrück versucht wird. Der Personalaufwand ist viel höher und damit auch die Kosten. Im Spielwald der Kita Rappelkiste musste die Firma zum Beispiel Bäume aufwendig mit Seiltechnik herunterschneiden. Ein Mann sägte einen besonders kompliziert gefallenen Baum einem ganzen Tag lang. „Wir hoffen, dass wir noch etwas für das Holz bekommen. Aber insgesamt rechnet sich das nicht mehr“, sagt Bürgermeister Heiko Driesnack (CDU).

Stadt bekommt keine Unterstützung

Die Stadt bekomme bisher keine Unterstützung von Landkreis oder Freistaat. Die Kosten sind aber auch noch nicht überschaubar. Die Stadt ist zwar versichert, die Parks und unbewirtschaftete Flächen sind aber nicht inbegriffen. Stadtmitarbeiter René Kubaink kümmert sich zurzeit vor allem um die Behebung der Schäden und wird noch eine Weile zu tun haben. Ein Stück Wald zwischen Kläranlage und dem Ortsteil Stenz gehört der Stadt und soll bald beräumt werden.

Ein Hang nahe dem Viadukt liegt auch noch voller Bäume. Doch dort ist das Herankommen schwierig. René Kubaink plädiert dafür, erst einmal nur einen Teil der Bäume wegzunehmen. Die Wälder und Parks in und um Königsbrück sind sowieso noch gesperrt, sie dürfen nicht betreten werden. Die Harvester haben sich durch den Stenzer Forst gekämpft und werden nun bei Laußnitz und Gräfenhain weitermachen. „Ich denke, dass wir dann Mitte des nächsten Jahres einen Strich drunter machen können“, sagt Heiko Driesnack. Dann sollen auch die Kosten feststehen. Und es ist noch einmal eine Anfrage bei Land und Kreis geplant.

Dagegen ist der Raum Pulsnitz wohl noch glimpflich davon gekommen. Gerade auch, was Schäden an den kommunalen Bauten in der Verwaltungsgemeinschaft betrifft, schätzt Stadtmitarbeiter Steffen Kirst ein. Das Dach der Sportstätte Kante hatte etwas abbekommen und die Feierhalle in Friedersdorf. Schäden gab es noch am Dach des Großnaundorfer Sportlerheims und an einem Gebäude in Lichtenberg. Dafür komme aber die Versicherung auf.