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Oberschüler hoffen auf Waggonbau

Die Kooperation zwischen der Schule und dem Unternehmen läuft schon seit 12 Jahren. Davon haben beide Seiten etwas.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Niesky. Ob demnächst wieder die guten Füllfederhalter herausgeholt werden, um einen Vertrag zu unterschreiben? Das wünschen sich Andrea Fleischer und ihre Kollegen sehr. Denn erstmals im Jahr 2006 unterzeichneten die damaligen Chefs von Waggonbau Niesky und Mittelschule Niesky den Kooperationsvertrag. Drei Jahre später wurde das Vertragswerk überarbeitet, auch weil damals beim Waggonbau mit der Deutschen Bahn ein neuer Eigentümer und damit ein neuer Name angesagt war.

Andrea Fleischer unterrichtet in den Fächern Wirtschaft, Technik, Hauswirtschaft, kurz WTH, Geografie und Russisch und ist an der Nieskyer Oberschule für die Berufsorientierung zuständig. Dass mit dem böhmischen Unternehmen Tatravagonka ein Schienenfahrzeughersteller neuer Eigentümer des Nieskyer Waggonbaus werden wird, das haben sie aus den Medien erfahren. Dass für den Nieskyer Traditionsbetrieb die schwierige Zeit der Insolvenz damit hoffentlich bald endet, darüber sind an der Schule alle froh, sagt Andrea Fleischer. Nicht nur, weil natürlich unter anderem Eltern, Onkel, Tanten, Geschwister der Schüler in dem Betrieb arbeiten, wie Schulleiter Norbert Kavel betont. Vor allem auch, weil die Oberschule mit dem Waggonbau all die Jahre einen zuverlässigen Partner hatte.

Und es war in all den Jahren ein gegenseitiges Nehmen und Geben, ergänzt Jürgen Richter, der stellvertretende Schulleiter. Auch wenn es in den vergangenen Monaten seit der Insolvenz nicht mehr so viele Aktionen gab, im Förderverein der Nieskyer Oberschule hat der Waggonbau beispielsweise seine Mitarbeit nicht aufgekündigt. „Trotz der schwierigen Zeit hat der Waggonbau zur Stange gehalten“, so Jürgen Richter. Beim Schulhoffest stellt sich das Unternehmen vor und unterstützt die Veranstaltung. Im Gegenzug singen Oberschüler bei den Rentnerweihnachtsfeiern und sorgen dort für ein unterhaltsames Programm. Besonders wichtig aber sei die Zusammenarbeit in Sachen Berufsorientierung. Bei der Woche der offenen Unternehmen reserviert der Waggonbau einen Tag für die Nieskyer Oberschüler. Ein Partner ist er auch bei der Berufsorientierung für die achten Klassen. Die Schüler bekommen extra einen Ausbilder an die Seite, sind praktisch tätig und stellen sogar etwas her. Das sei besonders wichtig, da in WTH nicht viele Möglichkeiten gegeben sind, mit dem Werkstoff Metall zu arbeiten, so Lehrerin Andrea Fleischer. Auch Veit und Jonas, beide jetzt Neuntklässler, waren schon im Waggonbau-Einsatz. Sie hätten damals Flaschenöffner hergestellt, erzählt Jonas aus der 9a. Auch wenn sie auf offiziellem Weg nichts gehört haben, aus dem Personalbüro gab es die Aussage, dass die Waggonbauer auf jeden Fall die Verbindung nicht abreißen lassen wollen, sagt die Lehrerin für Berufsorientierung.

Erstmals zum Ende des vergangenen Schuljahres hat die Oberschule beim Projekt „Genial sozial“ der sächsischen Jugendstiftung mitgemacht. Alle 255 Schüler suchten sich für einen Tag einen Arbeitgeber und sahen sich so meist in Firmen und Einrichtungen um, wo sie auch Arbeiten erledigten. Dafür gibt es auch etwas Geld. „5 780,92 Euro kamen zusammen, da sind wir ganz stolz“, sagt Jürgen Richter. 30 Prozent von der Summe bekommt die Schule – und will mit dem Heilpädagogischen Kindergarten Pusteblume einen Ausflug in den Görlitzer Rosenhof unternehmen. Und fest steht auch schon, dass es auch in diesem Schuljahr einen Genial-sozial-Einsatz der Oberschüler geben wird.