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Nieskyer Eleven auf Theaterolymp

Die Siebtklässler vom Gymnasium haben gute Chancen, auch beim Theatertreffen der Jugend in Berlin zu spielen.

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© Ingeborg Schönbrodt

Von Carla Mattern

Niesky. Ein bisschen war es, wie nach Hause kommen. Luisa Grillmeyer hat ausgesprochen, was eigentlich alle empfanden. Noch einmal trafen sich die Siebtklässler vom Theaterprojekt am Friedrich-Schleiermacher-Gymnasium, um ihr Stück „Das Phantom von Uruk“ zu proben. Nach einem grandiosen Erfolg beim Schülertheatertreffen der Länder in Potsdam im September des vergangenen Jahres hatte die Gruppe um Lehrerin Kerstin Schönbrodt und Theaterpädagoge Ben Graul aus Dresden eigentlich bereits den Theaterolymp erklettert. Immerhin waren die Nieskyer die Gruppe, die den Freistaat Sachsen vertreten durfte. In Potsdam gab es dann keine Platzvergabe mehr. Schon die Teilnahme ist der Erfolg, mit dem anfangs niemand gerechnet hatte.

Und damit wäre das „Phantom von Uruk“ eigentlich für alle nur noch Erinnerung gewesen. Erinnerung an überaus spannenden Unterricht, völlig neue Erfahrungen, Experimente en masse, kreatives Ideen finden und umsetzen, und eben auch ein unwahrscheinliches Zusammengehörigkeitsgefühl. Alma Schröter aus der Klasse 7/3 beschreibt das so: „Anfangs waren wir noch Sechstklässler und hatten nicht so viel mit den Parallelklassen zu tun. Jetzt verstehen wir uns alle super. Ich habe die ganze Gruppe als Freunde gewonnen“. In der Parallelklasse 7/2 lernt Judith Kagelmann, die auch in der Theatergruppe spielt. Die Zwölfjährige sagt, dass sich durch das Proben für das Stück zwischen allen eine so gute Chemie aufgebaut habe, dass sie denkt, in keiner anderen Gruppe könne sie jemals wieder so gut mitmachen.

Judith aus Niesky denkt dabei vor allem an die Zukunft. Denn sie mag Schauspiel und hatte sich anfangs vor allem deshalb zum GTA-Unterricht Theaterspiel angemeldet. Sie wollte schon Schauspielerin werden, als sie noch jünger war, erzählt die Gymnasiastin. Und jetzt hat sich dieser Wunsch durch das Projekt „Phantom von Uruk“ noch verstärkt. Stolz sagt sie: „Eigentlich war das nur für die 5. und 6. Klasse geplant. Wir durften weitermachen, sind jetzt eine freie Gruppe“. Dreimal haben sie in Niesky ihr Stück aufgeführt, dann bei Schülertheater-Treffen in Bautzen und schließlich in Potsdam. Schon das Erlebnis, auf einer großen Bühne mit professioneller Technik zu spielen, sei eine neue Erfahrung und grandios, erzählt Kerstin Schönbrodt. Die Lehrerin für Deutsch und Geschichte hat sich autodidaktisch und bei Weiterbildungen mit dem Thema Theaterspiel beschäftigt - und schwärmt wie die Schülerinnen auch von den Erlebnissen beim Kennenlernen des forschenden Theaters. Dass sie das in der Aula am Zinzendorfplatz einsetzten beim Erarbeiten des Stücks war dem Umstand zu verdanken, dass die Nieskyer für das Projekt „Kooperation Schule und Theater in Sachsen“ ausgewählt wurden. Das ist eine Initiative zur kulturellen Bildung an sächsischen Schulen, wobei die Landesbühnen Sachsen und das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst die Träger sind. Nur neun Projekte sachsenweit würden gefördert, von der Grundschule bis zum Beruflichen Schulzentrum, sagt Kerstin Schönbrodt. Aber der viele Schreibkram beim beantragen habe sich wirklich gelohnt, sagt die Lehrerin, die in Biehain lebt. „Wenn ich unser Stück sehe, denke ich immer, das gibt es gar nicht, dass wir das gemacht haben“, sagt Kerstin Schönbrodt.

Zu den vielen tollen Erinnerungen an das selbst erarbeitete Stück gesellt sich nun auch eine ganz große Vorfreude. Denn als Luisa und ihre Mitstreiter von der Theatergruppe das Gefühl hatten, wieder zu Hause anzukommen, da trafen sie sich extra an einem Sonnabend zum Proben. Am Dienstag folgte eine Aufführung. Die allerdings war weder auf großer Bühne noch vor viel Publikum. Einige Schüler, einige Eltern, zwei Lehrerinnen und eine dreiköpfige Jury waren dieses mal die Zuschauer. „Wir waren wieder alle aufgeregt“, erzählt die 13-jährige Alma aus Spree.

Denn die Nieskyer Eleven haben die Chance, beim Theatertreffen der Jugend im Rahmen der Berliner Festspiele ihr „Phantom von Uruk“ noch einmal aufzuführen. In den nächsten Tagen entscheidet sich, ob sie ausgewählt werden. Das übernimmt eine unabhängige Jury, die deutschlandweit Gruppen von Theaterspielern zwischen 14 und 27 Jahren an Schulen, Theatern, Clubs besucht. Schon in der Zwischenrunde zu sein, sei eine große Auszeichnung, so Kerstin Schönbrodt. Und beschert dem Spielleiter und zwei Schülern eine Einladung für das siebentägige Festival in Berlin. Ein Ritterschlag für die Eleven und das Nieskyer Gymnasium wäre die Einladung für die ganze Gruppe, denn dann spielen sie noch einmal ihr Stück.