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Niedrigwasser in Flüssen und Bächen

In den vergangenen Wochen hat es nur wenig geregnet. Welche Auswirkungen das auf Gewässer und seine Bewohner hat.

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© Egbert Kamprath

Von Tobias Winzer und Anja Ehrhartsmann

Osterzgebirge. Nicht nur Boden und Pflanzen sind ausgedörrt, auch die Gewässer im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sind von Hitze und Trockenheit gezeichnet. Grund ist der geringe Niederschlag der vergangenen Wochen. Laut Internetplattform Wetterkontor sind in Dippoldiswalde am Dienstag 8,5 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel gefallen. Davor hatte es Ende Juni zum letzten Mal geregnet und das bei Höchstwerten von mehr als 30 Grad. In weiten Teilen Sachsens zeichnet sich bereits ein Niederschlagsdefizit ab. Wie die Lage im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ist, zeigt die Übersicht der SZ.

© Grafik: SZ

Wie steht es angesichts der Wetterlage um die Gewässer im Kreis?

Die meisten Bäche und Seen haben laut Umweltamt im Landratsamt in Pirna einen sehr niedrigen Wasserstand. Einzelne, oft namenlose kleine Zuläufe sind sogar schon ausgetrocknet, wie etwa zum Beerwalder Bach hin oder zum Saubach bei Schmiedeberg.

Drohen die Weißeritzen auszutrocknen?

Der Niederschlag dieser Woche wird zu einer leichten Erhöhung der Wasserstände der Weißeritzen führen, so Karin Bernhardt vom sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). Da ab kommendem Wochenende wieder trockenes Wetter vorausgesagt wird, werden die Wasserstände wieder absinken. Ein Austrocknen der Weißeritzen ist zurzeit aber nicht abzusehen.

Wie ist der Wasserstand an den Weißeritzen?

Die Wasserführung der Weißeritzen in Freital bewegte sich am Montag unterhalb des Mittelwertes des Jahresminimums. An den Pegeln der Roten, Wilden und Vereinigten Weißeritz in Freital-Hainsberg wurden diese Wasserstände in den vergangenen zehn Jahren bereits mehrfach unterschritten. Am Pegel der Vereinigten Weißeritz in Dresden-Plauen wurde am Montag mit 96 Zentimetern der niedrigste Wasserstand der vergangenen zehn Jahre verzeichnet. Der Regen diese Woche hat zu einer kurzen Entspannung geführt, jetzt sinkt der Wasserstand schon wieder.

Wo im Kreis ist die Situation bereits besonders bedenklich?

Ernst ist die Lage vor allem an kleinen Gewässern, die nur aus ihrem eigenen, sehr kleinen Einzugsgebiet gespeist werden, so zum Beispiel im oberen Borlasbach. Ob ein Bach aber austrocknet oder nicht, hängt nicht nur vom Regen ab, sondern auch von natürlichen Gegebenheiten wie dem Speichervermögen des Bodens und der umliegenden Pflanzen und davon, wie viel Wasser verdunstet, erklärt Dr. Birgit Hertzog, Leiterin des Umweltamts im Landratsamt Pirna. Zudem spielt die wasserwirtschaftliche Nutzung durch den Menschen eine Rolle. Künstliche, tiefe Gräben trocknen wesentlich schneller aus als naturnahe, geschwungene Bachläufe.

Welche Auswirkungen hat der niedrige Wasserstand auf die Tiere im Wasser?

In der Regel ist es so, dass sich Fische in weitgehend naturnahen Flüssen und Bächen selbst bei Niedrigwasser noch wohlfühlen, da sich dort Flachwasser und Vertiefungen abwechseln, in die sich Fische und Insekten in Trockenzeiten zurückziehen können. Auch Fischtreppen sind in der Regel so bemessen, dass das Queren auch bei Niedrigwasser möglich ist.

Was müsste passieren, damit sich die Situation merklich entspannt?

Ein einzelnes Gewitter wäre laut Einschätzung des Umweltamts auf keinen Fall ausreichend. Wirkliche Entspannung würde lang anhaltender, mäßiger Landregen bringen. Um die Situation an Gewässern aber grundsätzlich zu verbessern, müsste wesentlich mehr für den Wasserrückhalt in der Fläche getan werden. Es ist aber schwierig, sowohl im intensiv genutzten Acker- und Grünland als auch im Wald, Renaturierungsprojekte umzusetzen, weil Eigentümer oder Pächter dadurch wirtschaftliche Einbußen befürchten, so Birgit Hertzog.

Obwohl es lange nicht regnet, bleiben Wasserstände konstant. Wie geht das?

Wasser, das bei Regen auf den Boden fällt, fließt auf verschiedenen Wegen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit in Flüsse und Bäche, erklärt Karin Bernhardt vom LfULG. Das, was aus der obersten Schicht des Bodens abfließt, ist bereits deutlich verzögert. Beim Niederschlagsanteil, der in tiefere Bodenschichten versickert ist, dauert es schon mehrere Tage. Ein Teil des Regens versickert bis in das Grundwasser und fließt nur sehr langsam dem Fließgewässer zu. So kann ein Fluss auch noch viele Wochen nach dem letzten Niederschlag Wasser führen. Nur Starkregen führt dazu, dass die Wasserführung im Fließgewässer schnell ansteigt. Ist der Regen abgezogen fallen die Wasserstände rasch wieder ab.

Ab wann ist es untersagt, Wasser aus Flüssen zu entnehmen?

Anhand des Pegelmessnetzes des Freistaates Sachsen kann im Landratsamt Pirna bewertet werden, wie die Wasserverhältnisse im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sind. Bei Gewässern ohne Messpegel wird abgeschätzt. Gegenwärtig ist die Situation aus wasserwirtschaftlicher Sicht bedenklich, so Birgit Hertzog vom Umweltamt. Aus diesem Grund wurde die Bevölkerung dazu aufgerufen, freiwillig auf Wasserentnahmen aus Bächen und Flüssen zu verzichten. So sollen die Gewässerökosysteme geschützt werden.

Halten sich die Leute auch an den Hinweis?

Der Landkreis hat bisher bewusst keine Allgemeinverfügung erlassen, durch die Wasserentnahmen unter Strafe verboten werden. Stattdessen wird bewusst auf die Vernunft jedes Einzelnen gesetzt. Die Nachfragen beim Landratsamt als untere Wasserbehörde zeigen, dass viele einsichtig sind. Jedoch wird vereinzelt auch festgestellt, dass trotzdem Pumpenanlagen in Böschungsbereichen oder auf Stützwänden zur Wasserentnahme aufgestellt werden.